| …. Der Flugverkehr wird eingestellt, der Flugplatz geschlossen und die restlichen, verbleibenden Flugzeuge an einen sicheren Ort verbracht…..
Was sich anhört wie ein Notfallszenario ist am zweitem Wochenende normal und nur ein Teil der Vorbereitungsmaßnahmen, wenn auf dem Flugplatz Drispenstedt jährlich zum M’era Luna gerufen wird. Das seit 2005 existierende und von Jahr zu Jahr wachsende Festival in Hildesheim lockt mehr und mehr die Anhänger der Gothic-Szene, in all seinen Farben und Fassetten, aus Deutschland und der ganzen Welt in die Mitte Deutschlands. Mit 89 €uro für das Wochenend- bzw. Combiticket ist Mann oder Frau von Freitag bis Montag dabei. Im Ticket sind enthalten, der Zugang zum Camping- und Wohnwagengelände, welche sich über die Landebahn und über die Rollwege des Flugplatzes verteilt, dem Mittelaltermarkt sowie natürlich dem Zugang zum eigentlichem Festivalgelände, das zwischen Flugplatz-Tower und Hangar seinen Platz gefunden hat. Weiter hin ist ein Müllpfandbetrag von 5 €uro und ein Müllsack im Ticketpreis. Diese 5 €uro gibt es dann zurück wenn Ihr euren, für jeden einen eigenen Müllsack, gefüllt am Ende des Events oder bei Abreise in den Müllsammelstationen wieder abgebt. Dieses Konzept funktioniert seit vielen Jahren recht gut. Wer zu faul ist seinen Müll selbst zur Station zu bringen, der kann auf eines der „Faulenzerunterstützmülleinsammelfahrzeuge“ warten, welche ab Sonntagmittag die Plätze befahren. Für alle die, die Vorhaben mit dem WoMo anzureisen, denen sei gesagt: kauft euch rechtzeitig eine WoMo-Reservierung für 10 €uro, sonst kommt Ihr nicht auf den Platz! Das Campieren außerhalb, in näherem Umkreis des Festivalgeländes wird mit allen Mitteln unterbunden und Ihr werde recht schnell verjagt. Da es sich um ein großes Industriegebiet in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes handelt, schreckt der Veranstalter auch nicht davor zurück relativ schnell den Abschleppwagen zurufen sobald sich irgendein Gewerblicher Anrainer etwas eingeschränkt oder behindert fühlt. Der Harken bei der ganzen Sache: Es gibt nicht so sehr viel WoMo-Platze und das Kontingent ist recht schnell aufgebrauch. Nun gibt es auch hier schwarze Scharfe (in Verbindung mit Gothic ein nicht ganz zutreffender Begriff), welche diese Reservierungen horten und dann auf dem Schwarzmarkt für den 10 bis 15-fachen Betrag anbieten. Unglaublich, aber wahr…..! Hier stellt sich mir natürlich die Frage, warum die 10€uro? Was, außer einen zugesagten Stellplatz und einen Aufkleber für die Windschutzscheibe bekomme ich dafür? Und hier ist die Antwort, die sich neben mir noch Tausende stellen…: NICHTS! Absolut Nichts! Für einen Aufkleber 10€uro? Und Irgendwelche Schwarzhändler, die mit diesen Tickets ihren Profit machen? Aber ohne diese Reservierung wird niemand auf den Platz gelassen! Liebe Veranstalter überdenkt mal bitte dieses Konzept! Reservierung gut und schön, aber bitte nicht für das Geld…. Ihr habt weniger Aufwand auf dem WoMo-Platz, die Anzahl der Mobiltoiletten ist wesentlich geringer und der Platz wird hinterher sehr viel ordentlicher und sauberer verlassen, als der „normale“ Campingplatz. Die „Schwarze Szene“ bunt erleben, das geht auf dem M’era Luna! Die Anfahrt: Auf Grund der Lage von Hildesheim an der Autobahn A7 mit der Nähe zu Hannover und der A2 ist die Lage sehr zentral. Nur die Baustellen auf den Autobahnen machen die Anfahrt mit dem Auto zum Festival, ja nach Tageszeit schon mal zur Geduldsprobe und aus 20km mal schnell 2 Stunden. Mit Bus und Bahn gibt es auch alle Möglichkeiten. Das Festivalgelände ist auch an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Dieses Ist wichtig für alles, die Wert auf die Übernachtung in einem der zahlreichen Hotels legen. Für die Autofahrer stehen große Parkflächen auf den umliegenden Feldern zur Verfügung. Die werden zum Ende des Anreisetages auch schon mal eng, aber Platz bis jetzt jeder gefunden. Nur die Laufwege werden entsprechend länger. Ich selbst bin mit dem WoMo angereist… Selbst bin ich schon am Donnerstag losgefahren und am späten Abend in Hildesheim eingetroffen. Dank WoMo ist eine Übernachtung am Straßenrand kein Problem…. Und ich war nicht der Einzige, der dieses Vorhaben hatte. So bilden sich der ersten Party’s vorab schon mal auf der Straße. Der Veranstalter hat auf Grund des Verkehrschaos der letzten Jahre sein Konzept umgestellt. So wurde der WoMo-Platz bereits am Freitag um 7Uhr geöffnet und der Einfahrt freigegeben. Der Zeltplatzpartypeople musste sich allerdings noch bis 11 Uhr gedulden, bis er seine PartyWohnraumausstattung auf den Platz schleppen durfte. Und schleppen ist ein gutes Stichwort. Mit der Optimierung des Geländes hat der Veranstalter die Laufwege extrem verlängert wenn man die Feldparkplätze benutzen muss. Der Zugang von den Parkplätzen ist nur noch von der westlichen Seite der Landebahn möglich. Wer weiß wie lang eine Landebahn ist kann sich sehr gut vorstellen, das mal schnell ca.3 km für den einfachen Weg zusammen kommen. PKW’s für den Transport sind auf dem Platz nicht zugelassen, so bildet sich sehr schnell eine Karawane aus abstrusen Transportvehikel. Schmunzelnd vergleichbar mit einer Völkerwanderung. Und was so ein Gothic mit zum Zelten nimmt, ist kaum noch zu beschreiben. Wohnungsumzüge sind vergleichbar. Wenn dann alles erst einmal an Ort und Stelle erbaut eingerichtet ist, geht die Party los. Alles spielt sich in den über die Jahre gebildeten Camps statt. Neulinge finden hier recht schnell neuen Anschluss und Freunde für die nächsten Mera Luna Festivals. Das Festival: Eigentlich beginnt das Festival selbst erst am Samstag. Logisch, dass man nicht so lange warten möchte wenn man schon einmal hier ist. Für den Anfang findet man seine Spaß auf dem Mittelaltermarkt, welcher bereits mit der Öffnung des Zeltplatzes seine Pforten öffnet und für reichlich Abwechslung sorgt. Mein geheimer Tipp: (Vegetarier bitte kurz weglesen!) Es gibt da einen Stand, da drehen sich Schweine am Spieß um offenem Feuer…. 6,50 €uro fürs Brötchen mit diesem Fleisch ist nicht gerade billig, aber sau lecker und nur zu empfehlen! Aber es gibt auch jede Menge andere Stände und es ist wirklich für jeden was dabei. Ab ca. 19Uhr öffnet dann auch das Festivalgelände. Ihr könnte euch einen ersten überblich verschaffen, hier und da was essen und trinken, etwas shoppen oder schon die ersten Lesungen im Hangar besuchen. In Sachen Klamotten shoppen sind viele namhaften Geschäfte mit ihren Ständen vertreten. Die Preise hier sind ähnlich den regulären Ladenpreisen. Die Hangar Disco öffnet ab 22Uhr. Ein Wermutstropfen bei der Sache sind die 5 €uro Eintritt, die ihr hier berappen müsst und welche nicht im Ticketpreis enthalten sind. Ist halt ein anderer Veranstalter, der sich hier eingemietet hat und somit seine Entlohnung fordert. Aber man muss nicht unbedingt in den Hangar rein. Dadurch, dass die Tore weit offen sind Getränkestände vorhanden sind, findet die Party auch draußen statt…. Bei wesentlich besserer Luft. Der eigentliche Beginn ist dann ab Samstag. 30 Bands und Akts haben sich angekündigt und es geht dann auf zwei Bühnen parallel zur Sache. Die Hauptbühne im Außenbereich ist die größere der beiden Bühnen. Mit 40000 Watt Beschallung gibt es ordentlich auf die Ohren. Leider war in diesem Jahr der Sound nicht so ausgewogen wie in den Jahren zuvor. Kein Wunder, dass der etwas übertriebene Bass sich tief in den Magen grub und bei so manchen Zuhörern ein unwohles Gefühl brachte. Auch restliche Töne gingen in einem basslastigen Match unter und wurden für das feinenohrige Gehör gezwungener Maßen zu einem nicht so schönen Erlebnis. Wer aber auf den Klang nicht so großen Wert legte und das bummern der Bässe lieber mag als die Feinheit der Musik, wurde hier in voller Zufriedenheit bedient. Sicher wurde der Sound auch stark vom Wind beeinträchtig, aber es geht auch deutlich besser zu mischen. Anders war es in der Hangarstage…. klare fette Bässe, ausgewogene Mitten und Höhen. Viel Dynamic bei guter Lautstärke. Da der Hangar nur ca. 3000 Menschen Platz bot, war es bei guten Band sehr schnell voll und der Zugang wurde abgesperrt. Wer also sicher gehen wollte, seine Lieblingsband live zu sehen, musste sich bei Zeiten auf den Weg machen, da sonst der Liveauftritt zum Fernsehprogramm wird, welcher zusätzlich auf großen LED-Screens übertragen wurde. Das Gegenteil von Platzmangel war die Mainstage, wo es dann auch VNV Nation schafften 22000 Gäste vor der Bühne zu versammeln. Dieser Auftritt war aus meiner Sicht auch der Höhepunkt des gesamten Festivals. Es war einfach nur schön, einen Ronan Harris sprachlos und völlige überrascht durch die Ausmaße der Menschenmassen vor der Bühne zu sehen. Und es war noch nicht einmal der Headliner des Tages. Diese Position sollte am Samstag The Sisters Of Mercy zustehen. Sonntag war es dann unter anderem Eisbrecher und In Extremo die den Platz füllten, gefolgt von Within Temptation als Headliner des Tages. Für Alle, die auf Musik keinen Bock haben, gibt es im Hangar auch Fashion-Shows sowie Lesung namhafter Künstler und Schriftsteller. In meinen Augen nur etwas schade, dass sich so viele gute Konzerte überschneiden und sich die Tage zum Lauf-Martyrium entwickeln können, wenn man alles mitnehmen möchte. Was ich auch etwas Schade finde, ist die Regelmäßigkeit der Bandbuchungen über die Jahre…. Irgendwie wiederholt sich alles alle 2 bis 3 Jahre oder wechselt sich in der Buchung mit dem Amphi in Köln ab. Preislich gesehen in Sachen Verpflegung bleib alles recht stabil. Essen im Schnitt um die 6,50€ und die Getränke ab 2€ bis zu den Longdrinks ca. 7€. Leider oder auch gut so, kann man die Qualität des Essens an den Schlangen der Wartenden erkennen. Soll heißen, bei manchem Foodstands geht Quantität vor Qualität, was ich sehr schade finde. Auch war man, trotz umfangreichem Müllkonzept, seitens des Veranstalters nicht in der Lage, die Mülltonnen auf dem Freigelände regelmäßig zu leeren und der Gast somit gezwungen, seine Pappteller daneben zu entsorgen bzw. zu einem großen Haufen aufzuschichten. Zum Glück hatte sich dieses Thema am nächsten Tag erledigt. „Ich geh mal schnell auf’s Klo…“ ist nicht! Dies war immer mit anstehen und entsprechenden Wartezeiten an den Mobiltoiletten verbunden. Jeder Gang sollte somit mit entsprechenden Pufferzeitengeplant werden. Aber, durch die regelmäßige Reinigung der Toiletten, waren diese für ein Festival doch recht sauber und nicht immer kurz vor dem überlaufen. Gleiches gilt auch für die Klo’s auf dem Zeltplatz, die scheinbat in größer Anzahl vorhanden waren. Hier gab es wesentlich geringere Wartezeiten. Auch standen dem Festivalbesucher WC-Container zur Verfügung. Wer das „Dixi-Ambiente“ nicht mag kann sich hier in die lange Schlange der Wartenden einreihen. Die Körperhygiene kommt auch nicht zu kurz. Eigens hierfür wurden Waschbereiche für die Katzenwäsche errichtet und ein Duschzelt aufgebaut, welche je nach Tages- oder Nachtzeit stärker oder weniger stark frequentiert war. Allerdings sollte man nicht immer auf das Vorhandensein von warmen Wasser ausgehen. Wer einen schwachen lauwarmen Strahl bekam sollte sich glücklich schätzen. Ist halt ein Festival und nicht das Hilton! Was ich in diesem Jahr als echtes Highlight empfand, war das Mera Radio. Ein eigens für’s Festival eingerichtete Radioprogramm, was jeder im Umkreis von 10km um Gelände hören konnte. Eine bunte Mischung aus allen Genres des Gothic mit Musikwunscherfüllung. Diese konnten per WhatsApp und Sprachnachrichten übermittelt werden und wurden auch erfüllt. Auch war das NDR wieder vertreten und hat viele Konzerte via Webstream live übertragen. Naja, live war so eine Sache bei notorisch überlastetem Handynetz. Aber hinterher noch einmal zuhause ansehen war auch noch einmal toll. Ich wollte eigentlich noch auf das Thema Sicherheit eingehen, aber bis auf die Kontrolle an den Zugängen der Zeltplatzes und der Festivalgeländes ist mir nicht weiter schwerwiegendes aufgefallen. Kurz befummeln lassen, ein Blick in die mitgebrachten Beutel und Taschen, das war‘s. Selbst die Polizei, welche auch ausreichend da war, hat sich in ihrer schwarzen Uniform dem Umfeld angepasst und verschwand somit in der Masse. Nichts Auffälliges zu berichten! Am Sonntag gegen 23 Uhr ist dann fast alles wieder vorbei. Das Festival Gelände schließt langsam seine Pforten und das Geschehen verlagert sich auf den Zeltplatz. Ein guter Teil packte jetzt schon zusammen und tritt die Heimreise an, ein anderer versammelt sich auf der Zeltplatz-Hauptkreuzung, wo mit allerlei Trommelutensilien lautstark unterstütz mit M‘era Luna-Rufen das Festival über mehrere Stunden verabschiedet wird. Die Abreise: Wer nicht schon vorab Richtung Heimat gereist ist, ist nun aufgefordert sein Sack und Pack bis spätesten Montag 12 Uhr zu entfernen und den Platz zu verlassen. Um störungs- und staufrei zu den angrenzenden Autobahnen zu gelangen, gibt auch hier M’era Luna FM, der eigens eingerichtete Radiosender, nützliche Tipps und Verkehrshinweise. Ist die erste Baustelle Richtung Süden geschafft, geht es dann auch problemlos bis nachhause. Fazit für mich: Selbst wenn die Bands irgendwie immer die Gleichen sind, werde auch ich in den nächsten Jahren weiter das M’era Luna in Hildesheim besuchen. Ein Familientreffen, worauf ich mich jetzt schon wieder freue. Auch um zu sehen und zu erfahren, was sich der Veranstalter neues ausgedacht hat um alles noch weiter zu optimieren. Mit 25000 Besuchern und ausverkauften Karten ist die Location am Limit angekommen. Für die Leute, die ihre Herberge auf dem Zeltplatz finden, würde ich mir wünschen, wieder einen Zugang auf der Ostseite des Geländes mit Anbindung an die Parkplätze zu schaffen um die Wege etwas zu verkürzen. |