| Viel Staub, viel Ehr.....oder so ähnlich könnte man sagen. Das 2011er Metalfest in Dessau begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und einer Trockenheit die bei jedem Australian-Outback-Look-A-Like Contest ganz sicher die Nase vorn hätte. Aber genug geunkt, konzentrieren wir uns einfach mal aufs Wesentliche. Allgemeines zum Festival: Auf den ersten Blick versprüht das Festivalgelände ein eher wenig anheimelndes 70er Jahre Nachkriegsflair Flair im Schatten einer etwas heruntergekommenen Fabrikhalle. So ist es auch nicht weiter verwunderlich das beim Untergrund auf dem die metallischen Recken wandeln weniger Grün als Grau die dominante Farbe ist und gepflegtes im Gras vor der Bühne sitzen damit ad Acta gelegt werden kann. Das soll jetzt aber nicht zu negativ klingen, schließlich sind jedem erfahrenen Festivalgänger die Vorteile eines sich nicht aufweichenden Bodens im Falle einer Schlechtwetterfront wohlbekannt. Die Angebote von Fress- und Merchmeile sind übersichtlich, aber auf jedenfall ausreichend. Sowohl was Essen und Trinken angeht, als auch Bekleidungstechnisch ist so ziemlich für jeden Geschmack was dabei. Die Preise für Speis und Trank bewegen sich auf einem überaus fairen Niveau und vor allen Ständen die dem Leibeswohl zuzuschreiben waren, standen jede Menge Bierzeltgarnituren, die das Verkosten sehr gemütlich und entspannt gestalteten. Ein echt dickes Plus dafür ! Der Campground war sinnig strukturiert so das übertriebene "Hey Mann, wo is mein Auto"- Orgien unnötig waren, zumindest soweit man weniger 2,5 Promille im Blut hatte. Die Securities waren freundlich und organisiert und standen den Besuchern auch immer mit Rat und Tat zur Seite. Eine Tatsache die durchaus nicht unwesentlich zu einem angenehmen Festivalerlebnis beiträgt. Die sanitären Anlagen waren in Form Dixies und Waschstationen ausreichend vorhanden. Ein weiterer positiver Aspekt war zweifellos, das die 2. Bühne jetzt nicht mehr im dem unattraktiven Hangar untergebracht war, sondern einen schönen Platz in einem großen Zelt direkt am Campground bekommen hatte. Freitag: Zu den Openern gehören am Freitag mit Guns Of Moropolis ein Band die sich wirklich den sprichwörtlichen Arsch an jeder Steckdose abspielt. Aber auch Scar Symmetry sind mittlerweile viel und gerne gesehen gehört und so begeistern die Schweden auch schnell das bereits vorhandene Publikum. Eine satte Performance gabs auch von den außerplanetarischen Ziegen. Milking the Goatmachine grindeten sich Schmackes und Maske durch die Staubgeschwängerte Festivalluft und seien wir mal ehrlich, wer würde zu Dampframmen wie Surf Goataragua nicht abgehen....Und wo wir grade beim Thema abgehen sind, auch mittlerweile etwas gealterten Haudegen von Destruction rissen eine Latte nach der anderen aus Vertäfelung. Insgesamt etwas ruhiger und sphärischer wurde es bei Primordial. Auch wenn Sänger Alan live immer eine beachtliche Rampensau hergibt, leidet das Gesamtgig doch nicht unwesentlich unter dem gleißenden Sonnenlicht. Was soll man machen...... Der Co-Headliner des Freitags waren selbstverständlich Gothic/Blackmetaller von der Insel. Irgendwie sind wir offengestanden nicht ganz unvoreingenommen an Cradle Of Filth herangegangen, glänzt das schwarze Geschwader um Dani Filth doch schon länger nicht mehr hitverdächtigen Alben oder sprichwörtlicher Fan-Nähe. Mal davon abgesehen das sich die Engländer doch relativ viel Zeit ließen bevor die größeren, alten Hits serviert wurden, nervte es ungemein das Cradle, mal wieder von augenscheinlicher Unlust geplagt, ca. 20 min. vor Ende der angesetzten Spielzeit wortlos die Bühne verließen. Das haben wir jetzt leider schon mehr als einmal bei Dani und Co. gesehen. Naja, trotzdem haben sie die meiste Zeit und den meisten Anwesenden durchaus gefallen. Aber die Massen mit einem Paukenschlag in die Nacht zu entlassen war ja auch nicht an ihnen, sondern an der Besatzung des Todesbleigeschwängerten Drachenbootes, Amon Amarth. Mit Surtur auf ihrer Seite zeigten die Schweden wie es geht und schwangen Thors Hammer mit erschütternder Präzision. Samstag: Den Samstag eröffneten Plenty Of Nails und bespaßen mit ihrem Doom/Death noch eine recht überschaubare Anzahl an Menschen auf dem Gelände. Auch wenn nicht wirklich die sprichwörtlichen Steppenteufel über die Prärie vor der Bühne wehen, was weht und das zunehmend ist der Staub auf dem Gelände. Ein Spaziergang über die Merchmeile macht macht das Ausmaß dieser Trockenheit dann so richtig klar. Die Händler sind bemüht ihre Textilauslagen unter Plastikfolien und ähnlichem zu verstecken um zu verhindern das innerhalb einer halben Stunde aus schwarzen grau/braune Klamotten werden. Überall sieht man Besucher mit Bandanas oder Tüchern vor dem Mund und das hatte nicht damit zu tun das sie nicht erkannt werden wollten. Es war einfach das dringende Bedürfnis nicht vor Ende des zweiten Tages bereits sein Leben aufgrund einer Staublunge ausgehaucht, respektive ausgehustet zu haben. Aber aller Wetterwidrigkeiten zum trotz ging es ja um Musik, und was ein echter Metaller ist, der läßt sich den Spaß auch nicht vermiesen. Spaß war auch die klare Ansage bei Trollfest, wer bitte würde sonst Backdrop auf sein Backdrop schreiben und davor als übergewichtige Budweiserflasche agieren......So langsam nimmt auch die Besucherzahl vor der Bühne stetig zu und Musikbegeisterten Festivalbesucher lassen ihrer Partystimmung freien Lauf und eröffneten mittlerweile die ersten amtlichen Circlepits. Das wussten auch die Äbbelwoi-Thrasher von Tankard aus dem schönen Frankfurt für sich zu nutzen und schabten jede Menge Gassehauer von der gemischten Handkäsplatte, allen voran ein inzwischen vollständig erschlankter Gerre. Es gab genau genommen kein Halten mehr und das Publikum moshte und circlte was das Zeug hält. Das bekamen auch die Securities im Graben langsam aber sicher zu spüren, denn der eine oder andere Crowdsurfer musste schon freundlich hintern den Absperrungen abgenommen werden. Zum Thema Schluß mit Lustig standen dann im Laufe des Tages auch noch die Österreicher Belphegor auf dem Programm, eine weitere Band, nach Primordial, die im grellen Tageslicht einen nicht geringen Teil ihrer finsteren Durchschlagskraft einbüßte. Schädelspalter wie Bondage Goat Zombie oder das unverzichtbare Lucifer Incestus zünden aber auch bei gleißender Sonne, insofern gab es an den zwei + zwei Finsterlingen und ihrer Show nebst latent ekligem Bühnenaufbau (dubiose Tiergedärme auf Ständer aufgespießt) nichts zu mäkeln. Nach und nach verschwindet die Sonne (Agent-) Orange hinter dem Horizont (ok, ok.....nicht einer meiner Besten.....) und Sodom enterten mit kriegerischer Präzision die Bühne. Die finale Dunkelheit des Tages wurde aber letztendlich von Wintersun eingeläutet, ein wirklich besonderes Schmankerl, immerhin kann man ja nicht grade behaupten das man die Finnen oft zu sehen bekäme und mit grade mal einem Output im Gepäck ist das Live spielbare Material natürlich auch begrenzt. Auf jedenfall stößt das Quartett auf große Begeisterung und das absolut zu Recht wie ich meine. Die Poleposition des zweiten Tage hatten Arch Enemy inne. Die Melodicdeather um ihre attraktive und charismatische Frontfrau Angela hatten nicht lange davor ihr neues Album Khaos Legions unters Volk gebracht und hatten dadurch natürlich jede Menge Potential für eine spannende Setlist. Selbstverständlich konnte sich auch der Bühnenaufbau inkl. Leinwand sehen lassen, auf der unter anderem passend zu den jeweiligen Songs die Musikvideos zu bewundern waren. Ein verdammt fetter Auftritt, nicht zuletzt durch eine Angela Gossow die nur so vor Energie und Präsenz strotzte. Sonntag: Langsam aber sicher bewegen sich das Metalfest 2011 auf die Zielgerade zu. Das heißt aber aber auf keinen Fall das hier schon geschwächelt wird, weder auf Seiten der Fans noch auf Seiten der Bands. Auch an diesem letzten Festivaltag lassen es einige hochkarätige Acts nochmal richtig krachen, darunter zu Beginn des Tages z.b. die V8 Wankers oder die Trashmetal Heroen von Suicidal Angels. Eine ordentliche Party reißen vor allem auch die Pagan-Metaller Equillibrium, deren, wie sie es selbst bezeichnen, "Epic-Metal" jede Menge Anhänger im Publikum hat. Mittlerweile sind ja Amorphis auch wieder auf jeder Menge Bühnen der Welt vertreten und Frontmann Tomi Joutsen lässt auch hier an diesem Sonntag die gefühlt 2 Meter langen Dreadlocks kreisen. Leider muss ich gestehen das ich mit den aktuelleren Stücken der Band einfach nicht mehr so richtig warm werde. Irgendwie ist es immer noch gute Musik und auch eine durchaus souveräne Performance, trotzdem bleibt bei mir der Beigeschmack, das die "Tales From A Thousand Lakes"-Zeiten ein für allemal vorbei sind. Ein persönliches Highlight war auf jedenfall Kataklysm. Die kanadische Hyperblast-Deathmetal-Maschine gehört immer noch zu den monströsesten Livebands dieses Genres. Stücke wie Prevail, Push The Venom, Crippled and Broken und natürlich und unverzichtbar In Shadows And Dust lassen das Publikum in wilder Raserei explodieren und Fronter Maurizio hat die Menge dabei von der ersten bis zur letzten Minute voll im Griff. Aber auch nach diesem diesem fetten Auftritt ist hier auf dem Metalfest 2011 noch lange nicht Schluß mit Lustig. Ganz im Gegenteil, je später der Abend desto größer die Party. Und wer könnte eine geilere Metalparty schmeißen als die Powermetaller von Sabaton. Die Schweden wissen wie es geht und hier trifft wirklich jeder Song und jeder Ansage von Joakim ins Schwarze. Das die Herren bei aller Souveränität und Proffesionalität nie die Albernheiten zu kurz kommen lassen spricht für sie und das Publikum dankt es mit einer geschlossen begeisterten OpenAir-Party. Keine Frage das Songs wie 40-1, Coat of Arms oder Art Of War die Massen aus vollem Hals mitsingen lassen und der sympathische Fronter die Frage "Will you jump with us ?" als Einleitung vor Primo Victoria eigentlich nicht wirklich stellen bräuchte. Für die Stimmung hätte es die amtliche Pyro-Show eigentlich noch nicht mal gebraucht, trotzdem kamen die Explosion natürlich verdammt gut. Kurzum, eine richtig fette Metalparty wird hier gefahren ! Und das gilt nicht nur für Sabaton, das gilt für das gesamte Metalfest ! Ein rundum gelungenes Wochenende und wir freuen uns darauf 2012 wieder mit von der Partie zu sein. |