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BLACK HORDES OVER EUROPE 2009 nannte sich dieses tiefschwarze Event mitten in der Woche, zu dem ich mich im Steinbruch eingefunden hatte. Angeführt wurde diese Tour von keinen Geringeren als Kvarforth's SHINING, welche die anfänglich noch für die Tour gesetzten KRYPT aus Norwegen recht schnell verdrängten, warum auch immer. Der Andrang an der Kasse hielt sich leider mal wieder in Grenzen, sodaß zum Ende dann gerade mal zw. 140 und 150 zahlende Gäste im altehrwürdigen Bruch anwesend waren. Nicht gerade viel für diese Tour, jedoch ausreichend um eine gute Athmosphäre zu schaffen. Den Anfang machten die einheimischen DEADWOOD die mit ihrer sehr oldschooligen, rumpeligen Art des Black Metal diesmal um Längen besser rüberkamen als noch auf ihrem ersten Gig im Nachtleben zusammen mit ENDSTILLE und LYFTHRASYR. Dort war der Sound grottig und auch alles andere wirkte etwas unbeholfen. So kamen hier die Klänge besser zur Geltung und man wirkte um Einiges eingespielter. Allerdings wirkte die Band von der Optik her noch immer wenig aussagekräftig und man stand halt so rum und schaute sich selber beim Spielen zu. Einzig Sänger/Gitarrist Grom hielt den Kontakt zum Publikum aufrecht.Das Songmaterial an sich war ganz ordentlich und ballerte finster aus der PA. Als Beispiel sei hier nur "Dresden" angeführt, der kurz vor Schluß noch ein Highlight bildete. Weiter ging es mit SARKOM, die schwer mit Eisen behängt und dem fiesesten Corpsepaint des Abends daherkamen. Der erste Arschtritt kam in Form von "Inferior Bleeding" - zu welchem es auch auf YouTube einen Clip zu finden gibt - vom aktuellen Album BESTIAL SUPREMACY. Ein fetter Einstieg würd ich sagen. Zusammen mit den beiden Gastmusikern gaben Sagstad, Unsgaard und Renton ein verdammt finstres Bild ab - eingespielt und routiniert - kein Wunder, am letzten Date der Tour. Permanent war Bewegung auf der Bühne und der Sound war optimal. Die Audienz ging nun auch endlich mal nach vorne los und honorierte die Aktivität mit ordentlich Mattenkreisen und in die Höhe gereckten Horns. Unsgaard vertrieb sich ab und zu die Zeit mit nem ganz tollen Hobby...Bierspucken! Prima, daß sich nach solch einer Gerstensalve in meine Richtung die Automatik des Kamerablitzes in Wohlgefallen auflöste. Vielen Dank! Musikalisch blieb der Schwerpunkt beim angesprochenen aktuellen Album, lediglich "Bloodstains..." und "The Chosen One" vom Vorgängerwerk kamen noch auf den Tisch. Bei "Symbolic Revulsion" erschienen dann Mannevond und Kvarforth auf der Bühne, um zusätzliche Vocals beizusteuern. Die drei Haupt-Protagonisten des Abends zusammen auf der Bühne zu erleben, war schon ein spannender Moment. Generell kann man sagen daß SARKOM live unglaublich beeindrucken, da das Material nicht reglos runtergezockt wird, sondern die Band die musikalische Finsternis auch optisch einwandfrei rüberbringen kann und in keinem Moment farblos daherkommt.  Genau das Selbe kann man eben auch von KOLDBRANN behaupten, die live ebenso eine Bank sind. Mit der mittlerweile schon wieder "alten" EP "Stigma: På Kant Med Livet" im Gepäck überrollte uns nun die zweite norwegische Finsterwelle an diesem Abend. Geplant war ja eigentlich zum Tourstart eine weitere 7" EP mit zwei finstren Coverversionen, aber der Müßiggang der jungen Norweger, was Veröffenlichungen angeht, ist ja hinlänglich bekannt. Mannevond als zentraler Pol und Stian, der extrem kalt und verächtlich rüberkam, bildeten den optischen Mittelpunkt des Auftritts während die beiden Sechssaiter Antonsen und Kvass eher im Hintergrund blieben. Genau wie Drummer Fordervelse welcher allerdings während des Gigs mehrmals durch diverse Timingunfälle auffiel was wohl möglicherweise am schon recht alkoholisierten Zustand des Stockschwingers gelegen haben könnte, der sich auch auf der Bühne dann noch mehr als eine Flasche Bier in seinen stets durstigen Hals schüttete. Doch genug davon."Alt Er Befengt" eröffnete die Messe mit seinem monotonen Snare-Intro, was direkt vom ersten Takt an abgefeiert wurde, gefolgt von "Steinet Til Jorden" vom letzten Album MORIBUND. Mit "Opium Fields Forever" und "Intifada" wurden den nach True Norwegian Black Metal lechzenden Fans gleich im Anschluß noch zwei Stücke der EP um die Ohren geschlagen, daß es nur so krachte. Ansonsten hielt man sich an das Material der beiden bisher veröffentlichten Alben und holte dann doch noch eine der angekündigten Coverversionen aus dem Koffer - "Russian Vodka"! Verdammt kultig das Teil und hoffentlich bald käuflich zu erwerben. Hoffentlich haut der Haufen insgesamt mehr auf den Putz, damit ich endlich wieder ein neues vollwertiges Album in den CD-Schacht schieben kann!  Nun warteten alle auf das vermeintliche Highlight des Abends - SHINING. Befremdlich finde ich, wie diese "Black Metal Band" rein optisch eher einer Boygroup ähnelt. Was das soll und vor allem wie man so den drepressiven und selbstzerstörerischen Inhalt der Musik glaubwürdig widerspiegeln will, ist mir ein Rätsel. Die Band ist sowieso weit weg von dem, wie ich sie zum allerersten Male live auf dem Hellflame Festival in Osnabrück erlebt habe. Dagegen war dieser Gig hier einer der langatmigsten, ja gar langweiligsten. Natürlich polarisiert eine Person wie Kvarforth nach wie vor, doch meiner Meinung nach zehrt diese Polarisierung mehr von der Vergangenheit als von der Gegenwart.Allerdings beeindruckt er trotzdem mit seiner unheimlichen und beinahe ins Wahnsinnige gehenden Präsenz. Niklas erschien mit seinem weißen SARKOM - Shirt auf der Bühne, die er im Vorfeld schon mit jeder Menge Spirituosen und einem Kanister mit einer roten Substanz ausgestattet hatte - diese stellte sich im Weiteren als extrem klebriges Kunstblut heraus - und startete mit "Vermodets Arkitektur" ins suizidale Geräuscherlebnis. Rein musikalisch sind SHINING nahezu unantastbar, im Gegensatz zum Auftreten auf der Bühne. Eine größeren Kontrast könnte es wohl garnicht geben. Interessant allerdings war der kleine Spinner in der ersten Reihe, der meinte, mit einer Rasierklinge an sich herumschnitzen zu müssen. Und das tat er noch nicht mal richtig, weil ihm letztendlich doch der Mumm fehlte es seinem "Idol" Kvarforth gleichzutun. Jedenfalls wurde er die Klinge nach kurzer Zeit an die Security los. Somit versuchte er sich anderweitig anzubiedern und erntete im Verlauf eine Attacke mit dem Mikrofonständer, eine Dusche aus klebrigem Pseudo-Blut und eine Gratis-Strangulation. Herzlichen Glückwunsch der Herr! Währenddessen ging auch das Konzert weiter und Kollege Stian - schon ordentlich angetrunken - erschien mit einem Strick um den Hals auf der Bildfläche und schrie einige Backingvocals und hinterließ seinen Strick Kvarforth, der diesen spontan ausprobierte und seinem Gesang damit auch direkt einen authentischen, röchelnden Klang verlieh. Im Großen und Ganzen ist schon ziemlich unglaublich daß die Atmosphäre von Songs wie "Claws Of Perdition", "Submit To Selfdestruction" oder das mehr als großartige "Lat Oss Ta Allt Fran Varandra" live kaum spürbar wird, außer man schließt die Augen und läßt allein die Musik wirken. So zog ich mich dann zum Merchstand zurück, an welchem es sich die Norweger mit Jägermeister gutgingen ließen, und es weitaus interessanter war als vor der Bühne.  |