| PARTY.SAN OPEN AIR 2025 Edition XXIX Mittwoch - Ankunft, Hausbau, Party Die Ankunft auf dem Gelände in Schlotheim gestaltet sich - wie immer - sehr unkompliziert, reibungslos und entspannt. Die Secus an der Einfahrt sind noch nicht gestresst, gut gelaunt und freuen sich über ob des Einlasschecks ungenervte Ankömmlinge. Es ist doch jedes Jahr das gleiche Prozedere, welches sicherstellen soll, dass kein Glas oder irgendwelche gefährlichen Gegenstände auf das Gelände gelangen. Absolut nachvollziehbar, dauert nicht lange und tut nicht weh. Der große Vorteil des frühen Mittwochs zeigt sich darin, dass der Zeltplatz noch nicht überquillt und wir jedes Jahr unseren gewohnten Wohlfühlplatz okkupieren können. Nach und nach trudeln dann mehr und mehr Leute ein, die sich auch eben jenen Vorteil sichern wollen. Doch noch zieht das "Der frühe Vogel..." - Prinzip für mittägliche Ankömmlinge. Also, die erste Dose alkoholisches Kaltgetränk geköpft, Zelt aufgebaut, eingenistet, danach hingesetzt und grundauf zufrieden das schiere Dasein genossen. Den weiten Ablauf zeichnet Freunde und Bekannte besuchen - das sind Einige - und am Abend dann die unausweichliche, promillelastige Party am und um den Cuba Libre Stand und im Party Zelt, wo gewohnterweise Hellborn Radio den Ton angibt. Donnnerstag - es geht los! Die erste Nacht haben wir unfallfrei überstanden und genießen die noch ruhigen Morgenstunden im Camp, denn dieses Jahr geht es auf dem Infield schon verhältnismäßig früh los. Um 13:00 Uhr bereits rufen die Kanonen zum ersten Gebet und die erste Welle "hungriger" Besucher ergießt sich über das Infield und belagert die Merchstände. Die Eröffnung des 29. Party.San Open Air steht dieses Jahr der schwedisch /deutschen Co-Produktion ROTPIT zu, die aus den aktuell auf Eis liegenden Revel In Flesh hervorgegangen sind. Trotz der früheren Beginns stehen schon echt viele vor der Bühne und und bereiten den Verwesungsdeathern einen belebten zweiten Auftritt in ihrer noch jungen Bandgeschichte. Die weißrussischen EXTERMINATION DISMEMBERMENT fahren einen etwas heftigeren Stil auf und brettern mit ihrem brutalen Death Metal ordentlich drauflos und ernten mehr als nur Szenenapplaus, wenn man sich die immer mal wieder aufkeimenden Pits vor der Bühne so anschaut. Den ersten Genresprung des Tages gibt es direkt im Anschluss mit ...AND OCEANS aus Finnland. Man weiß einfach nicht so genau, wo man sie anteiliig ihrer musikalischen Versatzstücke aus Black- und Death Metal, Elektro, Industrial und Ambient verorten soll. In jedem Fall sind die Finnen in der Lage, eine sehr dichte symphonische Atmosphäre zu erzeugen, welche nicht wenige der Anwesenden in ihren Bann zu ziehen vermochte. In großartig mächtiger stilistischer Verneigung vor den legendären Dissection bestiegen nun THE SPIRIT die Hauptbühne. War man bislang nur auf der Zeltbühne zu sehen - welche allerdings atmosphärisch auf grund der Dunkelheit besser zu Band und Musik passen würde - konnten die Saarländer dennoch das Publikum spielend überzeugen. In ihre Hände spielte nicht nur das herausragende musikalische Können, sondern auch die ersten Pyroeffekte des Tages, die passend optische und für die vorderen Reihen natürlich auch thermische Akzente zu setzen wussten. Nun folgte der wohl größte Sprung über Genres auf dem diesjährigen Festival: Mit den niederländischen DOOL enterte ein klassische, weiblich gefrontete (Doom)Rockband die Bühne, wobei klassisch es wohl eher nicht ganz so treffend zu umschreiben vermag. Seit ihrem wegweisenden Debut "Here Now, There Then" aus 2017 ging es für die charismatische Frontfrau Raven van Dorst und ihre Band stetig voran und nun steht man auf der Bühne eines Black-/Death-/Thrash Metal Festivals und kann sich dort tatsächlich behaupten. Mit dem aktuellen Album aus dem vergangenen Jahr hat man auch wieder sehr starkes Material am Start und mit "The Shape Of Fluidity" von Selbigem eröffneten die Niederländer dann auch. In den Himmel gereckte Fäuste, mitsingende und komplett mitgehende Fans als Resultat - wer hätte das erwartet? Mit "Oweynagat" vom ersten Album schließt sich dann nach energetischen 45 Minuten der Kreis auch wieder. Erstaunlich welch glückliches Händchen Jarne und Co. bei der Auswahl wieder einmal bewiesen haben. Zum zweiten Mal nach 2014 standen nun die Doom Veteranen von GRAND MAGUS wieder auf den Bühnenbrettern des Party.San Open Air. Mit dem aktuellen Album Sunraven im Gepäck, hatte man die Reise nach Schlotheim angetreten, ließ aber auch genügend Raum für alte Klassiker wie zum Beispiel "Ravens Guide Our Way" vom starken Hammer Of The North Album aus dem Jahr 2010. Episch und mächtig nahm man das Infield spielend ein, auch wenn sich während des Sets ein paar Soundprobleme einstellten. Den Rausschmeißer markierte dann noch standesgerecht der Titelsong vom 2010er Machwerk. Massiver könnte ein Unterschied kaum sein...nämlich der zwischen GRAND MAGUS und FLESHGOD APOCALYPSE, die nun die Hauptbühne betraten. Orchestral, episch, überfordernd - in jedweder Hinsicht. Sei es Veronicas Gesang oder der technisch extrem anspruchsvolle und vetrackte bombastische Sound - eine wahre Überflutung an akkustischen Reizen, aber für mich zuviel. Die im Anschluss spielenden HARAKIRI FOR THE SKY sind da schon verdaulicher und trotz der Länge ihrer Songs vergleichsweise eingängig und gewohnt hochemotional. Eine Überraschung hatte die Band in Form des Coversongs "Street Spirit" (Radiohead) parat, welche in Klargesang von GROZA Sänge PG dargeboten wurde. Eine absolut beeindruckende Darbietung, die selbst mich als nicht HFTS Fan in ihren Bann zog. NAPALM DEATH...hm...ich muss ja zugeben, dass ich diese Band in meinen jungen Jahren ob ihrer Energie und des brutalen Sonds sehr mochte, was sich aber in den letzten Jahren eher in das Gegenteil umkehrte. Einen nicht geringen Anteil daran hatte Barneys Liveinterpretation in den vergangenen Jahren. Sein ehemals überaus beeindtuckendes Stimmorgan klingt aktuell wenig überzeugend, zumal es die Wirkung und Erkennbarkeit alter Songs - zum Beispiel "Suffer The Children" - komplett entschärft und verfälscht. Auch politische Statements nehmen bei deren Auftritten einigen Raum ein. So eröffnete Barney den Song "Nazipunks Fuck Off" mit politisch stark polarisierenden Aussagen in Richtung einer größeren deutschen Partei, was im Publikum am Rande des Auftritts zu wahrnehmbaren Diskussionen führte. Ich bin wahrlich kein Freund von Politik im Metal, ein Festival ist schließlich kein Parteitag. Zur Minderung der heutigen Durschschlagskraft trägt aber auch bei, dass das letzte verbliebene Gründungsmitglied Shane Embury krank zu Hause verbleiben musste. Für mich trotz vieler Klassiker ein wirklich schwacher Auftritt der Band aus Birmingham. Der heutige Headliner, die amerikanischen Thrasher DARK ANGEL hatte Zeit ihrer Existenz, von der Gründung im Jahr 1981 hin zum 1986er Release des Genreklassikers "Darkness Descends" über Auflösung und mehrmaliger Wiederauferstehung, tiefe Täler zu durchwaten, bis hin zum Ausstieg des letzten Originalmitgliedes, dennoch waren sie nicht totzukriegen und veröffentlichten nun nach 34 Jahren ihr fünftes Werk "Extinction Level Event", mit welchem man sich aber heute zurückhält und stattdessen dem 1986er Klassiker in Gänze Raum gibt. Die Band liefert eine solide Leistung ab, getrieben von Gene Hoglans gewohnt präzisem Drumming und dem Kultstatus der dargebotenen Songs, jedoch vermag die Band als Headliner nicht wirklich zu überzeugen, denn selbst der älteste Kult brennt irgendwann aus und schwelt nur noch vorsich hin. Sei es drum, es stand würdige Metalgeschichte auf der Bühne, dabei belassen wir es und lassen uns mit Freunden in die bierselige Nacht im Zelt fallen. Freitag - es geht weiter! Mittagszeit ist Gore- und Spaßgrindzeit! Und PARTY CANNON sind offensichtlich ein absoluter Garant als Spaßkanonen. Das Gummitier-, Kostüm-, Klobürsten- und Schlauchbootpit, welches in permanenter Bewegung immer mehr begeisterte Anwesende mitzog, sprach dahingehend Bände! Mindestens genauso groß war die Anzahl derer, die dem Ganzen interessiert und teilweise auch ratlos als Zaungäste folgten. Die seit gut neun Jahren existierenden HYPERDONTIA legen dann das Ernsthaftigkeitsniveau wieder um Einiges höher an und pflügen solide die verbliebenen Death Metal Liebhaber vor der Bühne von links nach rechts um bevor es mit THE VISION BLEAK wieder um Einiges ruhiger wird. Die Band liefert einen ausgewogenen Querschnitt durch ihr Schaffen und wird am Ende des Sets mit Rufen nach weiteren Songs gekrönt, aber der Zeitplan ist nunmal abgesteckt und so bleibt es beim Wunsch. Anscheinend verfolgt man neuerdings beim PSOA die zwei Genreausreißer-Politik, denn wie schon am Tag zuvor geht es relativ entspannt mit den doomigen CRYPT SERMON aus den USofA weiter. Ein optisches Ausrufezeichen setzen definitiv die weißen Cowboystiefel von Sänger Brooks Wilson - der etwas aussieht, als wolle er im Anschluss noch eine Squaredanceveranstaltung besuchen - mit denen er im Laufe des Sets episch gestikulierend die Bühne auf und ab stapft. Das Material ist wirklich ansprechend und erinnert an Genregrößen, weiß aber nicht so recht zu begeistern, da - vielleicht liegt es auch an der Wärme - sich nicht mehr allzuviele Menschen vor der Bühne aufhalten um die Auszüge der Schaffenszeit des Fünfers zu genießen. Mit WAYFARER aus Denver/Colorado kehrt der Black Metal wieder auf die Hauptbühne zurück, allerdings ist deren Stil eher eine Mixtur aus traditioneller amerikanischer Rockmusik und eben dem schwarzen Extrem - eine Mischung, die mir bisher so noch nicht zu Ohren gekommen war. Das ging sicher vielen Anderen auch so, denn vor der Bühne sammeln sich interessiert aussehende und nach kurzer Anwärmphase begeistert mitgehende Festivalbesucher. Kein Wunder, beherrschen die vier, in schwarze Countrykluft gekleideten Herren, ihr Metier und ballern ihre unverwechselbaren Intrumentalisierungen unters faszinierte Volk. Für mich definitiv eine mehr als brauchbare Neuentdeckung. Danke Party.San! HELLBUTHER, hm...da war doch was! Als ich mich dann auf den Weg zur Bühne machte und sah, wer sich darauf tummelte, fiel es mir wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen. Ebenjener zu NIFELHEIM gehörige, mit Nieten, Stacheln, Leder und Ketten behangene Hellbutcher stand dort mit seinem eigenen Projekt und räudig dargebotenem Blackened Thrash Metal auf der Bühne und wog mit seiner metallischen Klamotterie wohl sicher doppelt soviel, wie ohne all das Zeug. Egal! Kult ist es und man muss das alles nicht so bierernst nehmen, macht Per "Hellbutcher" Gustavsson selbst sicher auch nicht. Er hat, wie alle Anderen auch, einfach nur eine Menge Spaß an seinem neuen Projekt, was einem unweigerlich bewusst wird, wenn man ihn so beobachtet, wie er wie ein schlechtgelaunter, kauziger, grimmassenschneidender Kobold, seine Texte krächzend von einem Ende der Bühne zum anderen stiefelt. Das Ende naht aber die Meute hat noch nicht genug und die Bühnenuhr sagt auch: "Los, mach noch einen!". Also legt Per noch ne Schippe drauf und zelebriert - mit Esmeraldas Schüssen und Feuersäulen untermalt - als Zugabe noch Venoms "Black Metal". Schade, dass so ein Kultprojekt doch relativ früh am Tag auf die Bühne musste. Man hätte die Band locker nach den nun folgenden DEFLESHED spielen lassen können und auch nach SUFFOCATION. Erstere haben sich 2021 - nach gut anderthalb Dekaden - wieder auf der Bildfläche zurückgemeldet und thrashen sich durch eine amtliche 15 Songs unfassende Klassikersetlist in der auch drei Stücke vom aktuellen Grind Over Matter Output ihren Platz finden. Nach diesem soliden Comeback stehen mit der Brutal Death Ikone SUFFOCATION die nächsten Klassiker auf der Bühne, auch wenn Gitarrist Terrence Hobbs in der aktuelllen Besetzung das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist, nachdem leider Frank Mullen 2018 seinen Ausstieg verkündet hatte. Die Brutal Deather aus Long Island eröffnen unter glasklarem und brutalen Sound direkt mit "Catatonia" von deren erster EP HUMAN WASTE die Schlachtplatte, welche sich zum Großteil aus monströsen alten Brechern wie z.B. "Effigy of the Forgotten" und "Infecting the Crypts" zusammensetzt. Einzig drei Songs stammen von den letzten beiden Releases aus 2017 und 2023. Das hatte sich ordentlich gewaschen und die Band strotzte nur so vor Spielfreude wobei Derek Boyer wieder die Trophäe für den am tiefsten hängenden Bass des kompletten Festivals einheimsen durfte. Erstaunlich, dass BRUJERIA nach dem sehr plötzlichen und überraschenden Ableben ihrer beiden markigen Frontleute Pinche Peach und Juan Brujo die Kraft gefunden haben, dem Establishment weiterhin in die Eier zu treten. Da auch Gitarrist Hongo/Shane Embury bekanntermaßen wegen Krankheit ausfällt, schlägt man sich notgedrungen aber nicht minder kraftvoll durch das Set. Den Griechen von ROTTING CHRIST steht die hereinbrechende Dämmerung wirklich gut, denn von Flammensäulen untermalt läutet das Intro eine professionell einstudierte Bombast-Death-Metal Darbietung der Extraklasse ein. Auch wenn diese Band nicht so ganz mein Fall ist, muss ich ihnen zugestehen, dass sie ihre Sache unglaublich gut machen und mit unbändiger Gewalt und Ausdruckskraft ihre Werke auf die Bühne von Schlotheim bringen. So sieht es aus, wenn man als Musiker genau weiß, was man konzeptionell erreichen will...einfach beachtlich! Ebenso beachtlich wie die Songauswahl, denn neben "Fire, God and Fear", "Like Father, Like Son", "Non Serviam" folgten neben anderen Perlen noch "Grandis Spiritus Diavolos" und "The Raven" als krönendes Ende dieses Sets eines eigentlich würdigen Headliners. Aber es sollten noch zwei weitere Größen folgen. Als die ersten Töne von "Dominate", dem Titelsong des mittlerweile 30 Jahre zählenden DOMINATION Albums von MORBID ANGEL ertönen, beginnte eine wahrhaftig intensive Zeitreise mit I AM MORBID. David Vincent und Pete Sandoval beleben die alten Klassiker ihrer gemeinsamen Schaffenszeit bei Morbid Angel mit Hilfe von Richie Brown(Terrorizer) und Bill Hudson(DORO live) würdig wieder und lassen das Herz eines Fans der ersten Stunde wieder höher schlagen. Die Songauswahl war relativ ausgeglichen auf ALTARS OF MADNESS, BLESSED ARE THE SICK, COVENANT und DOMINATION verteilt. Mr.Vincent, betont gelassen wie eh und je und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht, fühlte sicherlich die Erhabenheit der Stunde und genoss sichtlich die Reaktionen aus der enthusiastischen Menge zu seinen Füßen, die jede Möglichkeit zum Mitsingen ihrer Lieblingssongs nutzen und auch sonst bei Perlen wie "Fall from Grace, "Maze of Torment" oder "Immortal Rites" unvermindert wie wahnsinnig mitging. Mit "World of Shit" fand dann dieser großartige Auftritt leider auch sein Ende. Meine persönliche Schlussfolgerung: MORBID ANGEL fehlen in dieser Welt. Deren momentane Besetzung aus Steve Tucker und Trey Azagtoth ist aktuell kaum wahrnehmbar und spiegelt kaum die Größe wieder, die diese Band einst hatte. Ich bin gespannt, wo zukünftig die Reise dieser Institution hingeht. Die noch junge Nacht hatte mit TRYPTIKON, der Band von CELTIC FROST Mastermind Thomas Gabriel "Warrior" Fischer, die heute - ebenso wie I AM MORBID - ein Vermächtnis transportieren und ein Set aus CELTIC FROST Klassikern zum Besten geben, noch Großes zu bieten. Diese Band, deren Werke Morbid Tales und Emperor´s Return der jugendlichen Prägung meines Musikgeschmacks extrem zuträglich waren, steht aufgrund ihres Schaffens sehr weit oben auf dem Metal Olymp, in der Gunst der Anwesenden und demnach auch nicht unverdient auf der Position als Freitags-Headliner. Tom, der auch gern mal mürrisch rüberkommt, ist diesmal angenehm freundlich und scheint sich in Schlotheim sichtlich wohlzufühlen. Auch kommen die zu Anfang angesprochenen Werke früh im Set zum Tragen und so schlagen die Emotionen bei Songs wie "Morbid Tales", "Procreation Of The Wicked", "Into Crypts Of Rays" und "Circle Of The Tyrants" nicht nur bei mir durch. Irgendwie war die ganze Masse vor der Bühne einem nostalgischen Fieber verfallen. Es gab aber auch ein traurige Komponente in dieser Nacht... Mit Martin Eric Ain verstarb 2017 eines der Urmitglieder von CF an einem Herzinfarkt und ebenjenem widmet Tom Warrior sichtlich ergriffen mit "Dethroned Emperor" und "A Dying God Coming Into Human Flesh" unter Beifall zwei Songs des Abends. In Summe ein schwermütig glücklicher Festivalabend, der nun seinem Ende entgegengeht und diejenigen, die noch nicht genug haben, sammeln sich am Cuba Libre Stand und im Zelt um den gelungenen Festivaltag selig mit flüssigem Glück zu begießen. Samstag - dem Ende entgegen! Wohin sind denn die letzten zweieinhalb Tage so schnell entschwunden? Als es anfing , auf der Zeltbühne laut zu werden, wurde einem trotz noch leicht lethargischer Verfassung schlagartig bewusst: Es ist verdammt nochmal schon Sonnabend!!! Der Kurzweil sei Dank (!?) verfliegen die Tage hier wirklich in Windeseile. Nun gut, während sich auf der Zeltbühne diesmal ASS COBRA und die DDR Metalveteranen MACBETH den Anblick der noch etwas zerknautscht wirkenden Zuschauer geben und die bereits vorhandene Energie aus ihnen herauspressen, entscheiden wir uns für ein gemütliches Frühstück und bereiten uns seelisch und moralisch auf den letzten Festivaltag vor. SCALPTURE aus Bielefeld markieren den Einstieg und geben uns, mit ihrem aktuellen Output Landkrieg im Rücken, ordentlich was auf die Glocke. Es ist ja nicht unüblich, im Death Metal die Kriege der Menschheit zu thematisieren, auch SCALPTURE haben es sich in dieser Thematik bequem gemacht und Landkrieg bewegt sich thematisch im 30jährigen Krieg. Schon die ersten Akkorde und der einsetzende Gesang erinnern mich stark an Asphyx/Hail Of Bullets, was aber als Vorbild ganz und gar nicht negativ zum Tragen kommt, denn man hat locker genügend eigene Merkmale in Petto. Ob es nun schleppende oder rasende Parts sind - der Mitgehfaktor ist hoch! Lediglich fünfundvierzig Minuten bleiben für BLOCKHEADSaus Frankreich um ordentlich für Chaos zu sorgen, was die Crustcombo mit sage und schreibe 24 Songs, aufgelockert durch kurze, prägnante Ansagen in Richtung Politiker, Kriegstreiber und anderweitigen Weltschmerz, mühelos schafft und im Pit vor der Bühne wirbeln Körper energetisch durcheinander. Nun folgen mit NECROWRETCH ebenso Vertreter aus Frankreich, die für mich eine persönliche Neuentdeckung darstellen. Die Franzosen haben mit dem dem letztjährigen großartigen Release Swords of Dajjal ein wahres Prachtexempolar an schwarzmetallischer Kunst im Gepäck. Mit unbändiger diabolischer Energie und grimmiger Miene peitscht der wortkarge - lediglich die Songtitel presst er über seine Lippen - Bandkopf Vlad die Band schon mit dem ersten Song "Ksar Al-Kufar", gleichzeitig der erste Song des Albums, nach vorne. Die Band wird zwar dem Death Metal zugeordnet, aber es schwingen unverkennbar jede Menge schwarzmetallisch Einflüsse mit, welche den Sound von NECROWRETCH markant prägen. Die ersten Flammensäulen des Tages zerschneiden die eh schon heiße Luft auf dem Infield, untermalen aber passenderweise die blasphemischen Botschaften der Band. Ein wahrlich beeindruckender Auftritt. Schizophrenia aus Belgien starten mit "Souls Of Retribution" vom 2022er Abum Recollections Of The Insane in ihr energiegeladenes Set und feuern von diesem Album direkt mehrere Salven auf die wogende Menge ab. Die Band hat sichtlich Spaß und es war permanent Bewegung auf der Bühne - keine Ahnung, woher sie diese Energie nehmen, aber es tat dem Gesamteindruck sichtlich gut. Um noch mehr aus dem Publikum herauszukitzeln, gab es kurz vor Ende mit "Necrophiliac" von SLAYER noch einen starken Coversong auf die Rübe. Nach der von ANALEPSY varabreichten Brutal Death Schlachtplatte, gab es mit EREB ALTOR aus Schweden epischen Wikingermetal auf den Tisch, an welchem der ehrwürdige Quorthon seinerzeit auch schon speiste. Ja, kaum eine andere Band atmet BATHORY so tief ein und aus, wie diese vier Schweden. Da Set ist gespickt mit großartigen Hymnen wie "Vargtimmen", "Midsommarblot" und "Queen of all Seas" und wird mit Inbrunst präsentiert, mit welcher die Band diese von der Bühne in die begeisterte Menge vor der Bühne trägt. Zum krönenden Abschluss folgt in Konsequenz als letzter Song mit "A fine Day to Die" noch ein hymnischer Bathory Coversong. Nach dem souveränen Death Metal Abriss von SKELETAL REMAINS und einer satten Grindkeule von PIG DESTROYER wird es nun Zeit für eine Reunion der Spitzenklasse. GRAVE existieren wahrlich und gefühlt schon ewig, waren 1986 Mitbegründer der schwedischen Death Metal Szene, veröffentlichten 1991 mit Into The Grave ihr erstes legendäres Album und haben sich nun in ebenjenem allerersten Line Up wieder zusammengefunden. In dieser Besetzung erschuf die Band die ersten Demos und die drei Alben bis 1994, welche auch das Material für diesen denkwürdigen Auftritt liefern. Es ist großartig, die alten Haudegen wieder vereint zu sehen, wie sie Klassiker wie "Into The Grave", "You`ll never see" oder "Soulless" aus der PA trümmern lassen. Ja, trümmern, denn der Auftritt ist alles Andere als perfekt, aber das erwartete auch wirklich niemand der vor der Bühne versammelten Massen. Einzig der Moment zählte, Death Metal der alten schwedischen Schule in Reinkultur und Originalbesetzung, welche zum Ausklang noch "And here I Die...Satisfied" zelebrieren und das Feld dann den darauffolgenden TIAMAT überlassen, welche mich mit den ersten einsetzenden Noten vom Opener "In A Dream" sofort in einen Zustand versetzt, der aussagt: "Ich habe Fragen..." Johan Edlund wirkt seltsam, gebrechlich, alt und irgendwie verwirrt. Ob es nun Konzept oder sein tatsächlicher Zustand war - keine Ahnung. Zumindest wirkte sein Aussehen - bemaltes Gesich, Mantel, Sonnenbrille - nebst Verhalten ziemlich schräg und mitleid- beziehungsweise besorgniserregend. Aber für all seine Anhänger spielte das keine Rolle, den sie genossen sichtlich den mit Klassikern gespickten Aufritt ihres Helden. Der Schwerpunkt lag auf - Wie sollte es auch anders sein? - CLOUDS und WILDHONEY, den Meilensteinen im Schaffen der Schweden um die Gothic-Ikone. Ein interessanter Samstags - CoCoHeadliner, aber irgendwie passte das für mich nicht so ganz. Die norwegischen Black Metal Urgesteine GORGOROTH rissen dann brachial, auf der in Nebel und blutrotem Licht gebadeten Bühne, mittels "Bergtrollets Hevn" alle noch oder wieder Anwesenden lautstark und diabolisch aus dem spirituellen Koma und öffneten die Tore zur Hölle. Gewohnterweise bedrohlich in Nieten und stachelbewehrtes Leder gehüllt, mit Patronengurten behängt und wütend nahmen die Norweger die Bühne für ihre tiefschwarze Darbietung ein. Fronter Hoest wütete und geiferte absolut irre, wie ein Wahnsinniger über die Bühne und nahm, teilweise mit dem Mikroständer um sich schlagend, mit seinem Bewegungsradius den meisten Platz für sich in Anspruch, weswegen wohl auch Bandkopf Infernus nur ab und zu mal in die Nähe des Bühnenrandes kam. Er agiert in meiner Wahrnehmung seit dem tätlichen Angriff und seiner schweren Verletzung nach dem Beyond The Gates Festival in Bergen, viel zurückhaltender als davor. Vielleicht ist es auch eine Einbildung - niemand von uns wird jünger. GORGOROTH schlachten sich wahrhaftig durch Klassiker von sage und schreibe acht Alben ihrer Existenz, wobei mit gesamt sieben Songs den Hauptteil Under The Sign Of Hell und Quantos... bestimmten. Bevor sich Hoechst mit dem Mikrofon selbst erschlägt, quillt nun mit "Unchain My Heart!!!" der letzte Song aus der PA und das wüste Ödland GORGOROTH schließt anschließend seine Pforten um dem diesjährigen Headliner BLOODBATH Platz zu machen, die mit "So You Die" den Reigen eröffnen. Aber gab es da nicht auch irgendwann einmal ein Konzept, ein Merkmal neben dem unverkennbar schwedischen Sound? Ja, irgendwann war da auch mal ein Image, passend zum Bandnamen - die blutbeschmierten weißen Shirts sind leider schon lange Geschichte und man steht auf der Bühne wie im Proberaum und bewegt sich auch so. Optisch macht sich also Langeweile breit, welche man mit dem wirklich großartigen Songmaterial aus den mittlerweile sechs Alben zu kompensieren versucht. Dass dieses aber auch nur mäßig gelingt, drückt sich im merklich schwindenden Publikum aus. Der Rest vergnügt sich mit diversen Knicklichtern, die durch die Luft geworfen werden. Ein auffälliges neues Spielzeug von Nick ist eine Art Stimmenverzerrer, der ehlich gesagt ziemlich nervig ist. Aber gut, ihm schien es Vergnügen zu bereiten. Somit setzen ziemlich solide bis langweilig agierende BLOODBATH den Schlusspunkt unter das diesjährige Party.San Open Air welches bei der obligatorischen ABBA-Fete im Zelt seinen Ausklang findet. Fazit - Viele Highlights, viel bekannte Gesichter, viele Eindrücke, einige Neuentdeckungen und die unschlagbare entspannt erholsame Atmosphäre eines der besten Festivals in Deutschland! Nach dem Festival ist ja bekanntlich vor dem Festival und so stehen natürlich mit z.B. AMORPHIS, HYPOCRISY und TESTAMENT auch schon einige namhafte Bands für kommendes Jahr fest. Man darf sich also schon auf ein weiteres Party.San in der dann mittlerweile 30jährigen Geschichte freuen. Wir sind dabei! |








