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PARTY.SAN OPEN AIR 2024 MITTWOCH Liebe Freunde der gepflegten musikalischen Freiluftunterhaltung, da sind wir wieder, auf den Feldern von Schlotheim-Obermehler - diesmal weit zeitiger als in den Jahren zuvor und bemerkend, dass alles noch sehr viel entspannter ablaufen kann, als in den vorherigen Jahren. Punkt elf Uhr Aufschlag vor dem Check In, kurzer Smalltalk und dann mit nur zwei Fahrzeugen vor mir rauf aufs Gelände und Trinkbereitschaft hergestellt - bedeutet: Zelt in Windeseile bezugsfertig aufstellen, Klappstuhl aufstellen und zischend eine Dose Äppler öffnen um Anderen, manchmal belustigt, beim Aufbau ihrer Unterkünfte zuzuschauen. Der Rest der Mannschaft trudelte dann auch nach und nach ein und die jedes Jahr wieder aufs Neue mit Freuden erwartete abendliche Zeltparty konnte beginnen. Großes Hallo und Zugeproste mit all den bekannten Gesichtern, zeitbedingt zumeist oberflächlicher Austausch über Erlebnisse im vergangenen Jahr und natürlich das Abfeiern metallischer Hits aus der Zelt PA bis in die frühen Morgenstunden. DONNERSTAG Die Nacht war dann doch schneller vorüber, als gedacht und Festivaltag 1 steht vor dem Zelt. Esmeralda verkündet Punkt 13:00 Uhr krachend das Öffnen der Tore und die vielfüßige Masse von Campground ergießt sich eilig auf das Festivalgelände um umgehend eine Menschentraube vorm Merchzelt zu bilden, welche sich den ganzen Tag über nicht verringern sollte. Den Anfang auf der Mainstage sollten Bastard Grave aus Schweden übernehmen und das Schlotheimer Festivalfeld mit unheilvollem Oldschool Death Metal überziehen. Und das Party.San Publikum sehr empfänglich für derartige Klänge ist, war das in dem Fall ein unheimlich leichts Spiel für die Band. Den Schwerpunkt legte man auf die letzten beiden Alben Diorama Of Human Suffering aus 2019 und Vortex Of Disgust aus 2023, deren Songs mit ordentlich Bewegung auf der Bühne ins hungrige Publikum gefeuert wurden. Die darauffolgenden, altgedienten oldschool Recken von Sinister aus den Niederlanden - die Band ist 1990 das erste Mal mit dem Demo Perpetual Damnation in Erscheinung getreten -, welche verdammt kurzfristig für die abgesprungenen Broken Hope aus Chicago aufs Tableau gerutscht sind, profitierten natürlich maßgeblich von der Aufwärmarbeit der Schweden und zimmerten den Anwesenden ihrerseits ebenfalls einen geradlinigen Scheitelstrich aufs haarige Haupt. Man kann ja auf eine riesige Litanei an Veröffentlichungen zurückgreifen und so schöpfte man aus nicht weniger als sieben Alben die aktuelle Setlist ab wobei man sich mit drei Songs aus dem 2012er Werk The Carnage Ending bediente. Es krachte sozusagen aus allen Rohren und vor der Bühne war ordentlich Bewegung zu vermelden. Was für ein starker Start in ein erneut großartiges Party.San Wochenende! Mit Eternal Champion aus Texas gab es nun diesmal den ersten Stilbruch des Festivalwochendes relativ früh im Line Up zu erleben. Doch scheint die Dichte der Fans des traditionellen und epischen Heavy Metal garnicht allzu gering zu sein, zieht man die emporgereckten Fäuste im Publikum zur Maßgabe heran. Sänger Jason Tarpey stapfte stilecht mit einer Kettenhaube auf die Bühne, welche aber nach dem ersten Song vom Kopf wanderte. Wahrscheinlich war der Metal bei der bereits vorherrschenden Hitze zu heavy auf dem Schädel und Trueness ist ja bekanntlich auch nicht alles. Interessanter Weise ist die Band bereits seit 2013 aktiv, dennoch kam man bisher nicht über zwei vollständige Alben hinaus, was aber wohl eher für die Band spricht und man hier mit Klasse statt Masse zu glänzen weiß. Der Kontrast könnte nun kaum größer sein, stehen doch bei Vltimas mit David Vincent(ex-Morbid Angel, Terrorizer, I am Morbid), Rune "Blasphemer" Erikson(ex-Mayhem, Aura Noir) und Flo Mounier(Cryptopsy) drei echte Genregrößen auf der Bühne um eine Art Blackened Death Metal darzubieten. Dieses Allstar Ensemble hat seit 2019 zwei Alben veröffentlicht, wobei das aktuelle Werk EPIC auf 2023 datiert. Mister Vincent scheint Freude am Verkleiden zu haben und so erscheint er als eine Figur, die mich im Kern an den früheren Undertaker(WWE Wrestler) erinnerte. Nun gut, mit ausufernder Performance konnte er nicht begeistern und wirkte eher etwas unbeholfen, ohne die sonst gewohnte Bassgitarre über der Schulter und auch das Tageslicht trug zu einer eher ungewollten Komik bei, die seine Darbietung ausstrahlte. Nichtsdestotrotz fand man immerhin schon allein aufgrund des Legendenstatus einiger Mitwirkender Anklang beim Publikum. Derweil standen mit Sadus - gegründet 1985 - die nächsten Legenden des Wochenendes in den Startlöchern. Die Band gab sich zuletzt 2009, damals noch auf dem Gelände in Bad Berka, die Ehre. Damals hatte man noch 2006 ein Album aufgenommen, welches für lange Zeit das letzte gewesen sein sollte, verschanzte man sich doch erst 2023 wieder in einem Studio, um The Shadow Inside aufzunehmen. Die Songauswahl erstreckte sich dann auch etwa zur Hälfte auf neues Material und dann zog man noch das 88er Werk Illusions heran, um den Anwesenden ne ordentliche Kelle oldschool Thrash in die Ohrmuscheln zu blasen. Hinter den darauffolgenden The Black Dahlia Murder reihten sich dann Left To Die ein, eine mehr als würdige Ehrerbietung an Chuck Shouldiner`s Death und dem 88er Album Leprosy, welches in Gänze zur akkustischen Geltung kam. Schloss man die Augen, sah man neben Terry Butler und Rick Rozz, den beiden im Line Up stehenden Urmitgliedern von Death auch den guten alten Chuck stehen, so nahe war die Performance am Original dran...irre. Im Publikum schwankte man zwischen Eifer und Ehrfurcht und feierte die aus der PA quellenden Klassiker mit Moshpits und kreisenden Köpfen - was für ein Fest! Nach dem Umbau und pünktlich zur einsetzenden Abenddämmerung enterten als nächstes Darkened Nocturn Slaughtercult um die - nach schwerer Krankheit - wiedererstarkte Onielar die Hauptbühne - und es sollte mächtig werden! Viel Dunkelheit, Feuer und Blut nach 2017 erneut auf großer Bühne. 2024 nun erneut die volllkommene Entfaltungsmöglichkeit auf der Open Air Bühne vor tausenden Menschen in der hereinbrechenden Dunkelheit - fantastisch! Und wer diese Band schon einmal live erleben durfte, wird mir hier absolut Recht geben. Den Einstieg bildete nach dem Intro dann mit "Mardom" dem Titelsong des letzten Albums aus dem Jahr 2019 und darauffolgend ein Klassiker nach dem Anderen und die Band ließ kaum einen ihrer wirklich großen Stücke aus. So kam man unter Anderem in den Genuss von "Bearer Of Blackest Might", "Follow The Calls For Battle", "The Eviscerator" und zum Abschluss dann das machtvolle "Nocturnal March", welches dem beeindruckenden Auftritt letztenendes noch die Krone aufzusetzen vermochte. Im deutschen Black Metal gibt es - meiner Meinung nach - aktuell keine Band, die imstande ist Darkened Nocturn Slaughtercult den Blutkelch zu reichen, das Ganze ist einfach einzigartig und hochgradig beeindruckend. Doch nun weiter zum Co-Headliner des Tages: Terrorizer Die Grindcore Veteranen um Pedro "Pete" Sandoval(dr) und David Vincent(bg), beide Ex- Morbid Angel und Gründungsmitglieder der Florida - Deather. Verstärkt hatte man sich mit Richie Brown(git) und dem ehemaligen Vital Remains Fronter Brian Werner, welcher sich mit Tarnfarbe beschmiertem Gesicht recht martialisch zu präsentieren wusste. Man hatte im Vorfeld ein Set bestehend aus den Songs der "World Downfall" Scheibe versprochen und genau das gab es auch - volle Breitseite einmal komplett durch den Garten! Bian Werner übernahm - schon wie aus seiner Zeit bei Vital Remains gewohnt - den aktiven Part und nutzte die komplette Bühnenbreite zur Interaktion mit den ausrastenden Fans vor der Bühne. Ein im Großen und Ganzen gelungener Auftritt auf dem Schlotheimer Feld der Ehre. Den nun folgenden Headliner Abbath genehmige ich mir von etwas abseits der Bühne und erfreue mich an den alten Immortal - Songs, aus denen das Set an diesem Abend besteht. Ein fantastische Huldigung der alten Zeiten untermalt mit einer pompösen Bühnendeko und jeder Menge Licht und Nebel. Der ganze Auftritt absolut würdig und ohne auch nur einen peinlichen Moment - stattdessen pure tief einzuatmende majestätische Atmosphäre, die das Ende dieses grandiosen Festivaltages einläutete. FREITAG Der Freitag auf dem Party.San musste diesmal traurigerweise einer familiären Angelegenheit namens Hochzeit weichen, welche ich leider nicht umgehen konnte und sich auch auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Person leider nicht verschieben ließ. Dennoch blieb es glücklicherweise nur bei diesem einen Tag und somit schwenke ich nun über zu SAMSTAG Aufgrund Nachwirkungen der feierlich bedingten Einnahme toxischer Substanzen vom Vorabend gelang es mir erst zu Necrot startklar im Fotograben zu stehen und leider entgingen mir bis dahin schon Regarde Les Hommes Tomber, welche zwar im Tageslicht etwas verschwendet wirken, ich aber eigentlich unbedingt auf der Hauptbühne erleben wollte. Sei es drum! Die Amis von Necrot schwingen, gezuckert mit sichtlicher Spielfreude, eine ordentliche oldschool Death Metal Keule und sorgen für mittägliche Nackenschmerzen der bereits vor der Bühne "schunkelnden" Fraktion. Ultha sollten daraufhin die Drehzahl etwas herunterschrauben, frönen die Herren doch der eher atmosphärischen Seite des Black Metal und sollten innerhalb der nächsten Dreiviertelstunde ganze vier ihrer musikalisch vielschichtigen Songs darbieten. Leider fällt es aber nicht nur mir schwer, mich bei Tageslicht dieser vielschichtigen Atmosphärik hinzugeben. Vielleicht wäre es ratsamer gewesen, diese fraglosen Könner ihres Metiers auf der Zeltbühne stattfinden zu lassen. Nichtsdestotrotz eine musikalisch beeindruckende Band. Die Polen von Hate lassen danach nichts anbrennen und walzen mit ihrer gut geölten schwarzmetallischen Maschine routiniert brachial über das Schlotheimer Gelände. Die musikalischen Ausreißer haben sich mittlerweile im Setup des Schlotheimer Festivals etabliert und diesmal fiel die Wahl auf Unto Others aus Portland/Oregon. Eher dem Gothic Rock zuzuordnen fielen sie schon erheblich aus dem Rahmen der PSOA tauglichen Bands, aber wussten dennoch viele der Anwesenden zu überzeugen, was man gut an der sichtbaren Begeisterung vieler Anwesender herausdeuten konnte. Gut, als Verschnaufpause sicher dienlich, sollten doch im Anschluss endlich die langerwarteten Sulphur Aeon wieder einmal das Schlotheimer Bühnengerüst entern und uns in Lovecraftsche Gefilde entführen. Man musste sich allerdings damit abfinden, dass die musikalische Düsternis unweigerlich mit der nach wie vor unbarmherzig herabdrückenden Sonne und dementsprechend hohen Temperaturen kollidieren wird. Der Release des aktuellen qualitativ hochwertigen Longplayers Seven Crowns And Seven Seals liegt schon einige Tage zurück, somit sind den Meisten die davon gespielten Stücke bekannt und werden dementsprechend abgefeiert. Natürlich greifen die Lovercraft Entusiasten auch auf älteres Material zurück und räumen an diesem leztzten Abend in Schlotheim komplett ab. Für mich definitiv das heutige Highlight. Dahingegen sind die folgenden Oscura ein echter Kontrast, denn bei deren vertrackten Songstrukturen muss man sich wirklich konzentrieren, um nicht den Faden zu verlieren, wenn man ihn denn erst einmal gefunden hat. Beeindruckendes Können, aber nach der ganzen Feierei der letzten Tage einfach zu kompliziert, um zu folgen. Mit den niederländischen Legion Of The Damned wird es nun wieder eingängiger und die Recken um Sänger Maurice Swinkels stehen permanent auf dem Gaspedal, um die tobende Meute vor sich herzutreiben. Da werden letzte Energiereserven mobilisiert, um die von der Bühne herunterrauschende Energie umzusetzen. Jederman hat sichtlich Spaß und pfeift zum Ende hin sichtlich auf dem letzten Loch. Dieses Stimmungsniveau halten die folgenden Anaal Nathrakh für meine Begriffe nicht wirklich und auch Paradise Lost, die natürlich kein adequater Ersatz für die leider aktuell unpässlichen My Dying Bride sein können, zumal sie sich dann noch ein Bronski Beat Cover aus den Saiten leiern. Nunja, man kann nicht jedermans Geschmack treffen und vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit My Dying Bride. Ich bleibe optimistisch. Nun sollte es richtig oldschoolig krachen, denn Sodom hatten im Vorfeld die Fans gebeten, eine Songwunschliste aufzusetzen - es dürfte also nullkommanichts schiefgehen. Und so war es auch. Wenn man darüber nachdenkt, wie lange Tom nun schon mit seiner Band um die Häuser zieht und mit Frank Blackfire nun ein Urgestein wieder in die Reihen der Ruhrpottler zurückgekehrt ist, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Mehr als Vollgas geht nicht und bei der Songauswahl dürfte auch kein Auge trockengeblieben sein, griff man doch so richtig tief in die Mottenkiste und blies Klassiker wie "The Crippler", "Blasphemer", "Agent Orange", "Nuclear Winter", "Gomorrah" in die Reihen der Fans. Tom ist kommunikativ wie eh und je, unterhält gekonnt in den Pausen zwischen den Songs das Publikum und hat sichtlich Freude an diesem Auftritt. Da alles Schöne auch zu einem Ende kommt, gibt es mit "Bombenhagel" noch ein druckvolles Abschlussstück und dann endet das diesjährige Party.San mit den obligatorischen Salutschüssen, mit denen es auch begonnen hat. Die Feierwütigsten ziehen noch bis Morgens durch und feiern im Zelt bis zur abschließenden ABBa Party durch. Das Fazit fällt sehr kurz aus - Party.San, macht weiter so, Ihr habt Euer Erfolgsrezept gefunden. Wenn man tagelang in soviele zufriedene und glückliche Gesichter blickt, kann man nichts Anderes sagen. Bis nächstes Jahr!!! |