| Party.San 2019 - Eine Jubiläums-Retrospektive Warum Jubiläum? Ganz einfach, weil sich ganz Hartgesottene dieses Festival nun zum 25. Mal zu Gemüte führen dürfen - ein Vierteljahrhundert lang beglücken uns die Veranstalter Jarne, Boy und Mieze nun schon mit allem, was den extremen Musikgeschmack zu befriedigen weiß. Auf geht`s! Dieses Jahr wieder zurück zu alten Tugenden und die Anreise zurück auf Mittwoch gelegt, erwies sich wieder als vollkommen richtige Entscheidung. Es geht doch nichts darüber, sich seinen Lagerplatz in Ruhe erwählen zu können, noch bevor die VIP Horden die besten Plätze in Beschlag nehmen können. Schon allein die alljährlich schon Mittwoch Nacht stattfindende Cuba Libre lastige Zeltparty ist den früheren Anreisetag wert. Viele bekannte Gesichter lassen sich so schon antreffen und man kann das ein oder andere alkoholische Kaltgetränk zusammen zu sich nehmen. Also fix das Camp errichtet und das Gelände nach Freunden abgegrast und auf die abendliche Party eingestimmt. Der Donnerstag beginnt ruhig, stehen doch die ersten Bands erst ab dem späten Nachmittag auf dem Plan. Einige Nachzügler reisen an und man richtet sich weiter für die kommenden Tage ein. Los geht es, nach dem obligatorischen Eröffnungsschüssen, welche jedes Jahr aufs Neue das Gelände eröffnen und die Festivalmeute vor die Bühne rufen, mit SLAEGT aus Dänemark. Früher im Black Metal verortet, widmet man sich heute eher seichteren, aber immernoch düsteren Gefilden. Ich fühle mich beim Stageacting und der Spielart sehr an Tribulation erinnert, die einen ähnlichen Werdegang hinter sich haben. Der Raum vor der Bühne füllt sich, trotz anfänglich schlechter Soundqualität zusehends und man schenkt den Dänen die verdiente Anerkennung. Nach längerer Abstinenz - schlappe zehn Jahre lagen die Schweden auf Eis - melden sich nun die Death-Doomer von RUNEMAGICK zurück auf der Bildfläche und wissen absolut zu überzeugen. Mit dem 2018er Album-Neuwerk in der Hand und von Anbeginn wuchtigem Sound drückt man problemlos alles an die Wand. Sehr fette Auferstehung. SKYFORGER aus Lettland überbrücken die Zeit bis zur Death Metal Institution Incantation mit sehr folklastigem Stoff, der seinen Abschluss in einer Running Wild Coverversion findet... Nun gut, weiter mit den vorher schon angesprochenen INCANTATION. 30 Jahre haben die Amis schon auf dem Buckel, was aber deren Fähigkeiten, den Schlotheimer Flugplatz nach allen Regeln der Kunst knallhart zu planieren, keinerlei Abbruch tut. Ganz im Gegentiel. Im Gepäck hat man neben diversen Klassikern auch ganz alte Kunst aus den Anfangstagen um 1996 und krönt das Set mit einer Coverversion von Slayer`s Hell Awaits...geiler Scheiß!!! Nach den Melodeathern SOILWORK stiefelt CRAFT Mastermind Nox mit seinem vermummten Gefolge auf die leider noch taghelle Bühne und verbreitet dank seines seltsam sparsamen, teils sogar recht teilnahmslosen Stageactings, dennoch eine dezent morbide Stimmung. Musikalisch bibt es hier ganz und gar nichts in Frage zu stellen - es hagelt ganz schwarze Kost alter Schule in Reinkultur. FUCK THE UNIVERSE!!! Auf ASCENSION hatte ich mich seit deren Ankündigung fürs diesjährige Line Up massiv gefreut, lag doch das letzte Mal, dass ich die Band live genießen durfte, schon ein paar Jahre zurück. Die Sachsen- Anhalter Institution hat keinen einzigen schwaren Release in ihrer Vita und behauptet sich seit Anbeginn als eines der, wenn nicht sogar das deutsche Szenehighlight. Endlich in Dunkelheit gehüllter Black Metal, als das Tageslicht nun doch zuguterletzt seinen Hut nahm. Unter angemessenen Lichtverhältnissen konnte man nun das mit stimmungsvollen Lichtern unterlegte Klangerlebnis ausgiebig genießen...definitiv mein Highlight für diesen ersten Tag, auch wenn Belphegor und Hypocrisy noch vor uns lagen. Der Umbau für BELPHEGOR dauert nun ungewöhnlich lange, denn es gibt viel zu tun. Man dekoriert die Hauptbühne mit allerlei Knochen und viel Feuer um das Liveerlebnis theatralisch zu maximieren. Dieses sollte sich allerdings später noch nachteilig auswirken. Doch zuerst einmal knallt man Schlotheim einen nagelneuen Song vor den diabolischen Latz um danach auf Altbewährtes zurückzugreifen, wovon die Österreicher bekanntlich einiges in Petto haben.Pyrotechnisch blieb kaum ein Wunsch offen und so brandschatzte man sich Song für Song durch die Spielzeit, die allerdings nach gefühlten 30 Minuten zu ihrem Ende kam - der langen Umbauzeit sei Dank...schade. Dennoch hielt sich ob der herausragenden Qualität des Auftritts die Enttäuschung darüber in Grenzen. Nach Österreich nun die Schweiz - HELLHAMMER played by TRIUMPH OF DEATH. Absolut respektabel, welch durchschlagend brachiale Wirkung die sehr gut gealterten Songs noch immer haben, wobei es aber sicherlich auch an der offensichtlichen Spielfreude von Tom und der um ihn versammelten Begleitmusiker festzumachen ist, dass alles sehr tight und gleichzeitig unfassbar fett aus der PA quillt. Bemerkenswerter Auftritt der Schweizer, da kann man ruhig mal den Hut ziehen. Nun zum heutigen und ersten Headliner des Jubiläums-PSOA: HYPOCRISY!!! Die Schweden um Peter Tägtgren sind immer wieder ein Garant für amtliche Abrisse , hat man doch mit jedem veröffentlichten Album ein Gebläse auf Stufe 5 am Start, das Live ebenso zündet wie auf Konserve. Auch dieser Abend sollte wieder in die Geschichtsbücher eingehen. Jedenfalls waren alle, die sich im Kessel vor der Bühne befanden, nach dieser Überdosis mit Pillen wie "Fractured Millenium", "Pleasure of Molestation" oder "Roswell 47" als Kirsche auf der Torte komplett weichgekocht und am Ende ihrer Kräfte. Was für ein Ritt zum Ende des ersten Tages in Schlotheim!!! Nach einer etwas anstrengenden Nacht auf der Zeltparty und einer dementsprechend kurzen Nacht im Schlafsack dauerte es etwas, um wieder auf Touren zu kommen. Ich fand mich daher erst am späten Nachmittag vor der Bühne ein, um mir mit SOLSTICE die für mich erste Band des Tages zu Gemüte zu führen. Das britische Doomkommando erwies sich für mich als unkomplizierter weil episch langsamer Einstieg in den Tag vor der Bühne. Trotz offensischtlicher Spielfreude konntne man aber leider nicht allzuviele Besucher vor die Bühne bewegen. Bei den darauffolgenden MIDNIGHT sah es hingegen komplett anders aus, als hätten sich vorher alle ausgeruht um bei dem Kapuzendreier komplett die Nerven verlieren zu können. Geile und brutale Scheiße!!! Der Butalitätsstaffelstab ging im Anschluss gleich weiter an KRISIUN. Die Brüder aus Brasilien sind schon seit eh und jeh ein unbestreitbarer Garant für brachiale und energetische Liveperformances, welche das Gefolge vor der Bühne Blut und Wasser schwitzend und ausgelaugt zurücklassen, quasi eine menschliche Kraterlandschaft. Auch heute gab es keine Gnade und so krempelte man das Gelände mittels Granaten wie "Combustion Inferno", "Slaying Steel" oder dem Überraschungsei in Form von der Motörheadverneigung "Ace Of Spades" amtlich auf links und hinterließ eine erschöpft wabernde Masse auf dem Innenfeld. Nach ARKONA und NIGHT DEMON wühlten sich ROTTING CHRIST gewohnt routiniert und präzise durch ihre Bandgeschichte, das Feld war gut gefüllt und die Griechen wurden dementsprechend abgefeiert. Interessant wurde es jetzt wieder mit MGLA. Bisher wurde ich nicht ein einziges Mal enttäuscht, wenn die maskierten Polen enttäuscht und diese Serie sollte sich unverändert fortsetzen. Kein Wunder, hat man doch ausnahmslos großartige Veröffentlichungen am Start, die nahezu konkurenzlos daherkommen. So ist es auch mit der Liveperformance. Man wirkt aufgrund der Masken ausdruckslos und wirkt allein durch das musikalische Schaffen. Es ist immer wieder ein überragender Genuss, das Können des Vierers live bewundern zu dürfen. Leider ertrinken sie und die nachfolgenden DEICIDE dermaßen in Regen, dass ich Glen Benton und seine Mitstreiter vom Zeltplatz aus verfolgen muss, was sehr schade ist, denn die Setlist der Deather aus Floride ließ keine Wünsche offen... Da der Himmel auch bei TESTAMENT den ausgetreckten Mittelfinger in Form von strömendem Regen präsentiert, blieben wir gezwungenermaßen auch deren Auftritt fern. Ein bedauernswert verwässertes Ende des zweiten Tages in Schlotheim. Der Samstag begann quasi im Frühstart, weil ich unbedingt SVARTIDAUDI bei der Präsentation ihres markant dissonanten Black Metal beiwohnen wollte. Die Band ist eben auch Live eine absolute Institution, was sich auch auf dem Pary.San wieder bewahrheiten sollte. Leider tat das vorherrschende Tageslicht der Atmosphäre einen Abbruch, aber gut, man muss sich dann eben auf das Wesentliche fokussieren und die volle Aufmerksamkeit der Performance und dem hochwertigen musikalischen Portfolio widmen, welches quasi lückenlos brutal ausfällt. Für mich der ideale Weckruf für diesen letzten Festivaltag. Im Anschluss folgten JUNGLE ROT. Was für eine Walze! Ich finde diese Band ja grundsätzlich unterbewertet, wenn man sieht, wie z.B. um Six Feet Under seit Jahren ein Hype veranstaltet wird, diese aber im Vergleich pottenlangweilig daherkommen. Die Amis aus Kenosha feuern extrem druckvollle Death Metal Salven welche vor der Bühne in wilden Tumult umgemünzt werden. Es macht dermasen Spaß, dem beizuwohnen, dass die Band für mich ein echtes Highlight im Biling darzustellen vermochte. Nach den SUICIDAL ANGELS folgte mit VOMITORY eine weitere Darbietung in tightem, zielgenauen Death Metal, diesmal allerdings schwedischer Bauart. Hatte man sich doch vor einiger Zeit, soweit ich mich erinnern kann, zur Ruhe gesetzt, juckte es doch ganz offensichtlich noch ordentlich in den Fingern und man setzte die wilde Reise einfach fort. Die moshende Menge vor der Bühne gibt ihnen jedenfalls vorbehaltlos Recht. Nach den, der NWOBHM zugehörigen SATAN, bei denen es dementsprechend ruhiger zuging, knallten musikmäßig sprichwörtlich wieder alle Türen im Haus. Der Grund dafür waren IMMOLATION aus New York. Deren technisch hochklassigen Death Metal kann man wahrlich kaum als Easy Listening bezeichenen, wirken doch die teils sehr vetrackten, eher progressiven Songstrukturen sehr anspruchsvoll auf das Gehör. Dennoch ist es immer wieder ein Vergnügen Ross Dolan und seine Mannen auf der Bühne zu erleben. Nachdem dann DESTRUCTION und NAGLFAR ganz beachtliche Publikumsresonanzen einsammeln konnten, ging es mit einem soliden Auftritt von LEGION OF THE DAMNED weiter bevor dann SOLSTAFIR das Zepter in die Hand nahmen und eines ihrer wirklich immer beachtlichen Gastspiele auf die Bretter zauberten. Trotz dass mir das Fehlen von Gummi immer wieder schmerzlich vor Augen geführt wird - für mich ist mit ihm die Seele aus der Band gegangen - konnte ich ein musikalisches Epos wie das zum Ende gespielte "Goddes Of The Ages " dennoch genießen. Was für ein Werk! Den musikalischen Abschluss des PSOA 2019 bildeten dann BLOODBATH aus Schweden. Leider ein zahnloser Tiger, seit Mikael Akerfeld die Band verlassen hat. Aber dem Großteil hats gefallen und im Zelt wurde dann das Party.San noch bis in die Morgenstunden zu den obligatorisch abschließenden Klängen von ABBA ordentlich mit Bier begossen. Bis zum nächsten Party.San!!! |