| PARTY.SAN OPEN AIR 2017 Mittwoch Wie schon die die ganzen Jahre zuvor, seit 2008, passieren wir die Tore zur Hölle bereits am Mittwoch um uns bequem häuslich einzurichten und genügend Zeit zum Einfühlen und Freunde treffen zu haben. Dieses Jahr wird mein Bericht leider etwas dezenter ausfallen müssen, da ich mich größtenteils um HUMILIATION aus Malaysia gekümmert habe, mit denen ich um diese Zeit auf Tour war. Ausserdem sind mir durch einen technischen Defekt alle Fotos verloren gegangen, was noch viel tragischer ist. Nichtsdestotrotz hatten wir eine fantastische Zeit auf dem Schlotheimer Gelände. Donnerstag Im Gegensatz zu letztem Jahr, wo Infernal Invocation die Pforten zur Hölle sperrangelweit aufstießen, eröffneten diesmal NIGHT DEMON mit britisch beeinflusstem Heavy Metal. Dafür stießen danach AZARATH etwas fester zu. Interessant wurde es daraufhin dann mit MISPHYMING aus Island. Leider kam deren Finesse durch den suboptimalen Sound nicht so richtig zur Geltung. Das machte aber deren brachiale Bühnenpräsenz zum Großteil wieder wett. Mit blutverschmierten Gesichtern und besudelten weißen Hemden, energetisch musizierend beschwor man mit Leichtigkeit alles Böse herauf. Dennoch schade ob des akustischen Verlustes. Danach enterten GOD DETHRONED die Hauptbühnenbretter und schoben mit Songs aus ihrer kompletten Schaffenszeit eine amtliche Death Metal Walze über das Gelände. Dann, nachdem noch die, von Tompa Lindberg angeführten, THE LURKING FEAR sich auf dem vorbereiteten Schlachtfeld austoben durften, enterten dann endlich MANTAR aus Norddeutschland die Hauptbühne, um allen zu zeigen, wie tobsüchtig und brutal man doch auch als Zweiköpfiges Monster alles in Schutt und Asche legen kann. Während Erinc stoisch seine Rhytmusmaschine beackert tobt sich Hanno wie ein Irrer mit Inbrunst schreiend hinter seinem Micro und dem ausufernd bestückten Gitarreneffektbord aus. Mit "Habt Ihr Bock auf Stress???" gibt er dann direkt das Motto des Tages aus. Mächtig gewaltig!!! Was der erste Tag doch so alles hergibt. Endlich dürfen sich DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT in der beginnenden Anbenddämmerung auf die Hauptbühne begeben. Deren Auftritt hier war mittlerweile mehr als fällig, hatte man doch vor einigen Jahren mit den Wetterwidrigkeiten zu kämpfen und musste auf die Zeltbühne ausweichen.Nun jedoch gab es kein Halten mehr. DNS präsentieren sich in unschlagbarer Form und geben wirklich ihr Allerbestes. Onielar schreit sich die Seele aus dem Leib und trifft jeden einzelnen Ton in Perfektion. Die Atmosphäre sucht ihres Gleichen, genau wie die Songauswahl. Ich bin hin und weg und sehe es kommen, dass keine Band an diesem Wochenende für mich an diese Darbietung heranreichen wird. Hail DNS!!! Glücklicherweise öffnet der Himmel erst hiernach seine Schleusen und lässt den Auftritt von URFAUST in den Wassermassen ertrinken. Die wirklich harten Folger des Duos blieben natürlich vorn und genossen die hypnotische Atmosphäre, die die Band fraglos zu erzeugen vermag. Dennoch bleibt deren Musik Geschmackssache... OVERKILL vermochten dann das Powerruder noch einmal herumzureißen und traten kräftig in den Arsch. Ein Thrashgewitter sondersgleichen, angeführt von einem überaus agil und kraftvoll agierenden Bobby "Blitz" Ellsworth, der wie ein Wilder die Bühnenbretter beackerte. Nach einer beachtlichen Melange aus allen Schaffensphasen gab es mit "Fuck You" nochmal richtig aufs Maul und dann war Feierabend. Natürlich noch nicht ganz, denn noch steht der Headliner des Abends aus - ABBATH. Augenzeugenberichten zufolge waren die Immortal Cover die Highlights des Sets und Abbath selbst mimte wohl wieder den Komödianten. FREITAG GUT und Goregrind um die Mittagsstunde hat ja Tradition in Schlotheim. So ist es nicht verwunderlich, dass isch ausgerechnet die Spaßkanonenfraktion bereits um diese frühe Stunde aus den Zelten und Schlafsäcken geschält hat. Die darauffolgenden DEMILICH waren dann die probate Aufwärmrunde für alles was auf Oldschool steht. Denn nun folgten die altehrwürdigen DEMOLITION HAMMER. Alt aber brutal lautet hier die Devise und man spürte förmlich dass da so richtig Bock und Spiellust drinsteckten, so wie es hier im Gebälk krachte, wohingegen KALMAH nur als lauwarmer Lückenfüller - was deutlich an der abnehmenden Publikumsdichte zu spüren war - zu den darauffolgenden mächtigen VITAL REMAINS dienen konnten. Aus der Urbesetzung ist leider nur Tony Lazaro übrig, der in Acting und Mimik mit SängerBrian Werner den Mittelpunkt des Bühnengeschehens bildet. Brian rennt wie ein Derwisch über die Bühne und animiert das Gefolge vor der Bühne immer wieder dazu, doch endlich mal einen brutalen Moshpit zu starten, bevor er sich dann selbst darum kümmert und höchstpersönlich den Boden vor der Bühne mit umpflügt. Hammer Down The Nails und Dechristianize bilden songtechnisch die Highlights des gefühlt zu kurzen Sets. Großartig, diese Band wiedereinmal live erleben zu dürfen und ein neues Album ist wohl auch schon in der Warteschleife. Mal sehen, wann dieser neuerliche Hassbatzen auf die Menschheit losgelassen wird. UADA aus Oregon haben danach kaum Probleme das hohe Level zu halten, wenn auch in einem anderen Genre als Vital Remains. Mit einem fantastischen Debütalbum im Rücken und einer beeindruckenden Livepräsenz - ja, Präsenz, auch wenn man keine Gesichter zu sehen bekommt, das ganze Auftreten und die dadurch bedingte Ausstrahlung machen Einiges aus und wenn man dann auch noch starkes Songmaterial zu bieten hat, kann eigentlich nichts mehr passieren. Überragender Auftritt und Vorfreude aufs kommende neue Album.Nachdem sich VERHEERER und danach MOONSORROW das Publikum und das Gelände aus der Bühnenperspektive betrachtet hatten kam mit AURA NOIR die hässlichste Band der Welt zum Zuge und verdrosch das Publikum nach Strich und Faden mit motörhedlastigem Thrash made in Norwegen. Schön dreckig groovend ziehen sich die Black-Thrash Pflugscharen duch den trockenen Schlotheimer Boden. Zwischenzeitlich spielten noch KRINGA aus Österreich im Zelt. Optisch und musikalisch mitreißend, unterlegt mit Weihrauchnebel spielten sich die Alpenländer förmlich in einen Rausch und beeindruckten mit ihrem Auftritt extrem. Danke! Draußen ging es mit VADER weiter. Die Mannen um Peter sind immer ein Garant für eine ordentliche Kelle Death Metal. Doch bei strömendem Regen bleibt dann doch irgendwie der Spaß auf der Strecke, auch wenn gegen Ende mit Pelle Forsberg von Watain und KzR von Bölzer noch Verstärkung auf die Bühne kommt. Bevor es richtig oldschoolig wird drehen noch NILE um Chefägyptologen Karl Sanders die Bühne auf links und die darauffolgenden CANDLEMASS doomen alle wieder auf ein erträgliches Niveau herunter bevor die Headliner von AUTOPSY dann allem noch Lebendigen den Garaus machen. Irgendwie ist diese Band nicht totzukriegen. Seit nunmehr 30 Jahren wühlen sich Chris Reifert und seine Mannen musikalisch nimmermüde nun durch Gedärme und Exkremente. Am Bass hatte man diesmal Steve DiGiorgio dabei, der ja auch schon bei Death die dicken Seiten bedient hatte. Vor der Bühne hatte sich jedenfalls gefühlt alles versammelt, was noch stehen konnte und feierte die Gore-Veteranen verdient ab. Severed Survival, das übergroße Debut,hat mittlerweile gut 28 Jahre auf dem Buckel aber zündet nach wie vor unfassbar gut. Was für ein brachialer Abschuss des PSOA Freitags!!! SAMSTAG Nachdem INDIAN NIGHTMARES im Zelt und dann GRUESOME STUFF RELISH auf der Hauptbühne den Tag einläuten durften, erscheint mit MOURNING BELOVETH schon eines meiner Highlights auf der Bühne. Unverständlicher Weise etwas sehr früh müssen die irischen Doomer auf die Bühne und dementsprechend licht sind die Reihen der anwesenden Bewunderer am frühen Mittag. Allerdings passten die traurigen Töne der Iren perfekt zum momentan vorherrschenden trüben Wetter. Musikalisch bieten MB wahrlich einen langatmigen Leckerbissen nach dem Anderen und spielen sich förmlich in einen Rausch aus melancholischen Melodien und bieten definitiv ihr Bestes, trotz der frühen Stunde. Ich bin begeistert - sind doch die Iren nach My Dying Bride meine zweitliebste Band in dem Genre - und die frühen Vögel vor der Bühne, dem Jubel nach zu urteilen, ganz offensichtlich auch. Starkes Ding und nächstes Mal bitte weiter oben im Billing ansetzen. Die danach folgenden MERCILESS musste ich auslassen und war zu HADES ALMIGHTY wieder zur Stelle. Erstaunt war ich, als Sänger den Schlagzeuger von Kampfar zu sehen, aber man konnte definitiv keinen besseren Fronter als ihn finden. Ask lieferte eine formidable und ausdruckstarke Leistung ab, die ich ihm garnicht zugetraut hätte. Mittlerweile hatten auch mehr Fans den Weg vor die Bühne gefunden und boten so zahlenmässig die würdige Begeisterung für diese Darbietung auf. Die Norweger strotzten nur so vor Spielfreude und man ackert sich von 1994 angefangen bis zum heutigen Tag sprichwörtlich durch alle Schaffensphasen. Der Applaus am Ende war hochverdient und hoffentlich sieht man zukünftih etwas mehr von Hades Almighty. Nun waren die kanadischen CRYPTOPSY am Start und zermalmten mit ihrem technisch brillianten Death Metal alles was ihnen in den Weg kommt. Der Hauptschwerpunkt des Auftritts liegt allerdings ausschließlich auf dem Album "Non So Vile" aus dem Jahre 1996, welches damals noch von Lord Worm eingesungen wurde. Jubiläumstouren sind ja seit einiger Zeit in Mode und so tun auch Cryptopsy ihr Selbiges hinzu und feiern das 20jährige Jubiläum der Scheibe. Zu INQUISITION aus Kolumbien braucht man nicht viele Worte zu verlieren, ist doch das Zweigestirn ein Aushängeschild des Black Metal. Keiner knurrt so schön bösartig und gemein wie Dagon und seine akustische Wand, die er mit nur einer Gitarre zu erschaffen weiß, sucht auch ihresgleichen. Faszinierend. Das finden auch die Massen vor der Bühne, die trotz hoher Luftfeuchtigkeit dort verbleiben um ihren Idolen zu huldigen. Die nun folgenden Leder-, Ketten- und Nietenbehangenen NECROPHOBIC gehören auch zur alten Black Metal Garde und blicken auf eine recht lange Geschichte zurück. So ist nun nach, ich glaube, 20 Jahren deren ursprünglicher Sänger zurückgekehrt und mit ihm zusammen präsentiert man die aktuelle EP"Pesta", die just an diesem Tag das Tageslicht erblicken darf. Beide darauf enthaltene Songs werden gespielt und natürlich holt man auch weiter aus um auch aus der hintersten Ecke der Klamottenkiste noch einen Hit herauszukramen. Müsste man Noten verteilen ,wären Posing und Grimassen schneiden sicherlich mit einer Eins Plus bedacht. Spaß hat es definitiv gemacht, diesem Auftritt beizuwohnen. Nun musste ich mich leider aus dem Geschehen ausklinken, um mich meinen Schützlingen von HUMILIATION zuzuwenden, deren Headliner Auftritt im Zelt nicht mehr allzu weit vor uns lag. Da mussten die Instrumente gestimmt und verladen werden. Schuhe wurden repariert und geputzt um ja einen guten Eindruck auf dem ersten großen Festival der Karriere zu hinterlassen. Das nicht geringe Lampenfieber musste heruntergefahren werden, damit man auf der Bühne nicht vor Ehrfurcht zur Salzsäule erstarren möge. Man mag es gar nicht glauben, aber für den Fünfer aus Kuala Lumpur war es das erklärte Ziel, einmal in ihrem Leben auf dem Party.San Open Air spielen zu dürfen. Kein Gedanke an Wacken, weil man genau weiß, wo man hingehört und was und eben genau wen man mit seiner Musik erreichen möchte. Dementsprechend stolz sind die Malaysier auf das erreichte Ziel und wollen sich den Fans in Bestform präsentieren. Das Feld hatte man ja in den Jahren vorher mittels Tourneen schon gut vorbereitet und konnte sich so auf eine ganz ansehnliche Zahl an anwesenden Fans freuen. Je näher nun der Auftritt rückte, desto mehr fieberte man diesem entgegen. Das Zelt füllte sich mittlerweile merklich und die Spannung stieg. Als es dann endlich soweit war, gab es kein Halten mehr. Alles zermalmende Gitarrenriffs und das treibende Drumming legten die Marschrichtung fest und jeder der Anwesenden wusste sofort, dass sich hier eventuelle Thronerben von Bolt Thrower die Ehre geben. Die zerbrechliche Statur von Sänger Bear Bee lässt nicht im Geringsten vermuten, welche Krasft doch in seinen Stimmbändern steckt. Songs aus der kompletten Schaffenszeit der Band, diese läuft nun schon seit 2009, kommen auf Tablett und vom ersten Ton an springt der Funke über und die Matten in den ersten Reihen kreisen im Takt der asiatischen Kampfmaschine auf der Bühne. Wie schnell doch 40 Minuten dahingehen, auf der Hauptbühne toben sich derweil bereits Marduk aus und immernoch steht das Zelt vollgepackt und bewundert den Abriss, den HUMLIATION da veranstalten. Fantastisch. Nun heißt es abrücken und diesen großen Moment der Bandgeschichte zu verarbeiten. Danke PARTY.SAN OPEN AIR!!! Das war wieder einmal ein gelungenes Party.San...mein zehntes seit 2008...und ich bin wie immer voll des Lobes für Organisation und Ablauf der Festivaltage. Von vorne bis hinten passte wieder einmal alles - denn für das Wetter kann hier keiner was. Besser kann man es kaum machen. Natürlich haben daran auch die Festivalgäste ihren Anteil - ohne sie kein Party.San. Nun schauen wir nach vorne, auf nächstes Jahr, und sind gespannt, was uns dann dort erwartet. Bis dahin! |