| Auch 2017 hat der Brocken mal wieder getobt und zwar schon zum Sage und
Schreibe vierundzwanzigsten mal !! Wir dürfen uns also 2018 schonmal auf das
Vierteljahrhunderts-Jubiläum freuen.....aber jetzt erstmal zurück zu 2017. Ein
allseits beliebtes Thema ist ja die Anreise zu Großevents wie dem
Rockharz-Festival. Die Möglichkeit gegeneinen Aufpreis von 10,00 Euro bereits am
Dienstag anzureisen bestand natürlich auch dieses Jahr wieder, was prinzipiell
ein super Sache ist, die auch gerne genutzt wurde, sind doch nach unseren
Informationen fast die Hälfte der Festivalbesucher bereits am Dienstag
angereist. Auf jedenfall wurde die Anreisezeit, wie auch die Belastung und der
Druck auf die öffentlichen Verkehrswege dadurch enorm reduziert.
Allgemeines: Die Organisation war, wie auch in den Jahren zuvor, mehr als vorbildlich ! Kurze Wege, sehr kurze Anstehzeiten an den Eingängen und freundliche Security, also alles genauso wie wir es bisher immer vom Rockharz gewohnt waren. Ok, an den (wie im letzten Jahr hochmodernen) Duschen waren eigentlich immer mehr oder weniger lange Schlangen, aber das ist nicht wirklich zu ändern. Dafür war das Duscherlebnis dann auch großes Kino ! Ein absoluter Knaller waren die kostenlosen Unterdruckspültoiletten direkt vor und auf dem Infield !! Das ist ein Highlight das einfach hervorgehoben werden muss. Einzelne, LED-beleuchtete Kabinen, die wirklich zu jeder Zeit sauber und gepflegt waren. Eine rundherum einwandreie Sanitärsituation, großes Lob an die Veranstalter !! Grundsätzlich muss man die Gesamtsituation wieder als überaus positiv bewerten. Kommen wir aber ausnahmsweise auch mal zu etwas, was negativ aufgefallen ist.......ok, es wird halt alles teurer, diese Tatsache trifft natürlich auch die Festivalbetreiber die ihre höheren Kosten nunmal auf die Besucher umlegen müssen. Was wir allerdings das erste mal erlebt haben, war die Tatsache daß es verboten war alkoholische Getränke mit aufs Infield zu nehmen !! Nach Interviews mit einer großen Anzahl von Festivalbesuchern mussten wir festellen, das das vielerseits nicht auf allzugroße Begeisterung gestoßen ist......denn unglücklicherweise waren fast alle von uns befragten Besucher NICHT der Meinung daß dies aus Sicherheitsgründen geschieht, sondern einzig und allein um mehr Getränke auf dem Infield zu verkaufen. Nach Rücksprache mit dem Veranstalter haben wir erfahren, daß der Grund für diese Anweisung die Tatsache war, daß es sich beim Infield um einen konzessionierten Bereich gehandelt hat, und daher kein Alkohol mitgebracht werden durfte. Zumindest gab es eine Wasserstelle am Nordende des Infields an der man sich Plastikbescher mit Trinkwasser befüllen konnte. Die Preise für Getränke waren zwar zugegebenermaßen wirklich günstig, 2.80 Euro für 0,4l Bier / Cola / etc. ist echt fair, trotzdem summiert sich das natürlich irgendwann zu einem stattlichen Sümmchen wenn man wirklich ALLES auf dem Infield kaufen muss. Mittwoch: Der erste Festivaltag startet gewohnt sonnig, mit fanstastischem Wetter und, für Harzer Verhältnisse, überraschend windstill. Die Ehre der Eröffnung fällt dieses Jahr KRYPTOS aus Bangalore (Indien) zu. Die Inder überzeugen mit handwerklich ordentlichem Old-School Thrash, nicht schlecht aber auch absolut nix Besonderes. Ähnliches gilt auch für BLOODBOUND aus Schweden, die mit ihrem Powermetal, ihrer freudigen Bühnenpräsenz und einer leichten optischen Veränderung (der "Teufel von Tanzwut"-Look-A-Like-Contest geht ohne Diskussionen an Fronter Patrik Johansson) zwar durchaus die meisten Anwesenden auch schon mittags zu begeistern wissen, musikalisch aber trotzdem Lichtjahre hinter dem Flaggschiff aus Falun zurückbleiben. Trotzdem bis jetzt ein feiner Festivalauftakt am Mittwoch. Es folgen STAHLMANN deren Atmosphäre ein wenig unter der prallen Nachmittagshitze leidet. Trotzdem ist die Anhängerschar der Eisbrecher-Klone beträchtlich und die Stimmung knackig gut ! Auch wenn Highnoon doch schon ein paar Stunden überschritten ist und vor der Stage viel zu viel los ist als das man von vorüberwehenden Steppenteufeln sprechen könnte, wird es beim vorletzten Act des ersten Tages ORDEN OGAN latent wildwestlich. Die Cowboy-Metaller erfreuen sich einer wachsenden Fangemeinde und belohnen eben diese mit einem souveränen und stimmungsvollen Auftritt. Der Mittwoch wird schlußendlich von DIRKSCHNEIDER zu Ende gebracht. Und ob jetzt unter U.D.O oder Dirkschneider, das Accept-Urgestein lässt es sich natürlich nicht das Pubilkum mit jeder Menge Accept-Hits zu begeistern, darunter Gassenhauer wir "Breaker", "Metalheart" und natürlich "Balls to the Wall" Donnerstag: Der Donnerstag beginnt gleich in zweierlei Hinsicht überdurschnittlich heiß. Zum einen durch den schon früh gandenlos bruzelnden Stern am Himmel, und zum anderen durch den Opener INFECTED RAIN aus Moldavien. Frontröhre Elena Cataraga ist ohne Wenn und Aber ein echter Augenschmaus und fegt furiengleich über die Darkstage des Rockharz-Festivals. Ok, growlende Frontfrauen sind mittlerweile nicht mehr ganz so selten wie noch zu der Zeit als Arch Enemy dieses Feld etabliert haben, trotzdem müssen sich INFECTED RAIN nicht hinter Bands wie Walls of Jericho, Iwrestledabearonce oder Jinjer verstecken. Die Cleanvocals von Elena sind zwar durchaus noch ausbaubar, aber ansonsten liefern die Moldavier hier eine knackig-geladene und actionreiche Metalcorenummer ohne große Defizite ab. APRON aus München tun sich leider schwer damit, den von Infected Rain gelieferten Schwung mitzunehmen. Für ihre "diabolische Zirkusmusik" mit durchaus intelligenten Texten ist es wohl entweder zu früh am Tag oder zu heiß oder beides. Da scheinen THE NEW BLACK aus Würzburg da schon geeigneter für den frühen Nachmittag. Und wo wir grade bei Bands waren deren Auftritt unter strahlendem Sonnenschein leidet........NACHTBLUT ! Das gleißende Licht und die Hitze sind nicht grade die besten Partner für die Dark-Metaller aus Osnabrück. Daran ändert auch der Gastauftritt von Tetzel von ASENBLUT nicht leider nicht viel, obwohl das gemeinsame dargebotene "Wat is denn los mit dir" nochmal tüchtig für Stimmung sorgt. Und wer zwischendurch mal gedacht hat, den Bassisten hätte er doch auf diesem Festival schonmal auf der Bühne gesehen.......RICHTIG ! Und zwar einen Tag vorher am Bass bei Stahlmann. Es gibt keinen Grund seine Fähigkeiten nur auf eine Band zu beschränken.....richtig so Ablaz ! Es bleibt erstmal noch eine Runde stilistisch dunkel mit WOLFHEART bevor es mit CIVIL WAR dann eher klassischen Powermetal ala Sabaton gibt. Die schwedischen Bürgerkriegskonzeptler, die wir ihre großen Brüder ebensfalls aus Falun kommen, reiten mit ihrem aktuellen Album "The Last Full Measure" durchaus auf einer gewissen Erfolgswelle und wissen die Zuschauer mit Hits wie "Road To Victory" duchaus mitzureißen. Es folgen RAGE, oft gesehen, nie vergessen und mittlerweile auch nicht mehr wirklich benötigt. Peavey quäkt sich nach Luft ringend durch die Setlist und es will einfach kein Funke mehr überspringen. Nach klassichem San Francisco-Thrash mit DEATH ANGEL wirds dann etwas voller auf der Bühne. HAGGARD kommen zwar mit bedeutend weniger Leuten als man es von ihnen gewohnt ist, trotzdem immer noch genug. LACUNA COIL aus Italien bieten wir gewohnt eine echt coole Show. Fronterin Christina Scabbia wie auch der Rest der Band machen an diesem Tag einen besonders aggressiven und furchterregenden Eindruck (im positiven Sinne), hat man sich doch seit dem letzten Album Delirium dazu entschieden die schwarzen Uniformen gegen weiße Irrenanstaltsoptik zu tauschen. Macht auf jedenfall echt was her und auch musikalisch gibts an den Italienern nichts auszusetzen. Nach einer kleinen Shischa-Auszeit und 70er Jahre Gedudel mit KADAVAR blasen ARCH ENEMY jetzt nochmal richtig zum Angriff ! Alissa White-Gluz hat die großen Fußstapfen von Angela Gossow (ehemals Sängerin von Arch Enemy) mittlerweile perfekt ausgefüllt und und agiert mit einer absolut wilden und energiegeladenen Bühnenpräsenz. Gassenhauer wie "My Apocalypse" oder "Nemesis" kombiniert mit heißen Falmmen auf der Bühne unterstreichen den knackigen Auftritt. Die richtig dicke Party des Tages reißen allerdings IN EXTREMO ! Die Mittelalterrecken wissen von Anfang bis Ende wie man einen richtig fette Party macht. Die ersten 10 Lieder wird nicht mit Pyros gegeizt und alles abgefeuert was das Brandstifterherz begehrt. Michael "Das letzte Einhorn" Rhein hat sein Publikum fest im Griff. Da wird zu sowohl zu ´neuen Sachen wie "Sternhagelvoll" genauso mitgesungen wie zu unsterblichen Evergreens wie "Spielmannsfluch". Und selbst nach diesen schweißtreibenden 80 Minuten, haben die Besucher noch Potential um zu FIDDLERS GREEN nochmal richtig die Sau rauszulassen und den ersten Festivaltag müde aber glücklich zu Beenden. Freitag: Die Eröffnung am Freitag machen VLAD IN TEARS um die Anwesenden auf den nächsten heißen Tag am Brocken einzustimmen. Wie üblich sind Andrang und Stimmung um diese frühe Uhrzeit um kurz vor halb 12 noch verhalten......obwohl die Schlange vor den Duschen bereits um 08:00 Uhr schon locker hundert Meter lang war. Danach folgten KAMBRIUM und CYPECORE. Bei letzteren muss man wohl sagen daß hier auf jedenfall am Live-Auftritt noch ein wenig gefeilt werden muss. Die Kostümierung die wohl prinzipiell auf Cybercore getrimmt sein soll, aber doch eher die Vermutung zulässt daß sich die Herren aus Kostengründen mit allerhand Rollerbladezubehör aus dem Aldi-Angebotsblättchen eingedeckt haben wirkt eher lächerlich als gefährlich. Da wirkn EWIGHEIM doch bedeutend authentischer. Die Band die von "The Vison Bleak"-Sänger Allen Konstanz und Eisregen-Schlagzeuger Yantit (bei Ewigheim an der Gitarre zu sehen) gegründet hat mittlerweile eine ansehnliche Anhängerschar in der Szene. Mit FIRKIN wirds dann erstmal wieder spaßig, auch wenn es die ersten Unwetterwarnungen und Verhaltensmaßregeln im Weltuntergangsfalle gibt. An dieser Stelle sei aber gesagt, daß die angekündigten Unwetter an diesem Woche trotz Ankündigung einen großen Bogen um das Festival machten und außer 5 Minuten dicker Regentropfen nichts gravierendes eingetreten ist. Es folgen OHRENFEINDT und UNZUCHT bevor es das erste mal wieder Gaudi für die Augen und Ohren in Form von OST+FRONT gibt. Das Bühnenoutfit von Hermann Ostfront, Eva Edelweiß und Co. ist grenzwertig grotesk und auf jedenfall maximal unterhaltsam. Die Show beinhaltet nebenbei noch die Urinproben-(Orangensaft) Versorgung von Fans in der ersten Reihe durch Eva Edelweiß und eine maskierte, in Latex gehüllte Krankenschwester. Das tröstet auch darüber hinweg das Ost+Front sowohl musikalisch als auch textlich dermaßen bei Rammstein abgekupfert haben das sie fast schon als Coverband durchgehen könnten. Trotzdem liegt der Unterhaltungswert hier definitiv bei 100% ! Es folgt ein weiterer gern gesehener Gast am Brocken, und zwar VARG. Die schwarz-roten Wölfe aus Coburg sind auf jeden Fall immer einen Blick wert. Zwar haben die Jungs jetzt schon ne Weile kein neues Album mehr in die Welt getragen, haben aber trotzdem genug griffige Klopper am Start um für Stimmung zu sorgen. Vielerseits mit Spannung erwartet wurden dann auch LORDS OF THE LOST denen, rein aus atmosphärischen Gründen, ein etwas späterer Slot auch gut zu Gesicht gestanden hätte. Nach BEYOND THE BLACK setzten dann Peter Tägtgren und PAIN am zur extraterrestrischen Landung an. Mit jeder Menge dicke Nummern rocken die Schweden den Harz und lassen mit Nummern "Its Only Them", "The Great Pretender", "Same Old Song" oder natürlich der absoluten Painhymne "Shut Your Mouth" ein ordentliches Hitfeuerwerk abbrennen. Ein kleiner (aber feiner) Ausreißer begibt sich dann in Form von MONO INC. auf die Bühne. Die Gothicrocker aus Hamburg haben in der schwarzen Szene mittlerweile einen großen Namen und und eine noch größere Anhängerschar, trotzdem ist man gespannt wie sich die sympathischen Gother auf einem Metalfestival schlagen......kurz gesagt.....extrem gut !! Das Publikum feiert die Combo um Martin Engler mit Begeisterung und geht zu Songs wie "Voices Of Doom", "Arabia" oder "Children of The Dark" richtig steil ! Ein Beinahe-Heimspiel ist es dann für die die unangefochtene Speerspitze des deutschen Metalcore und Samstagsheadliner HEAVEN SHALL BURN. Marcus Bischoff und seine Mannen machen von Anfang an keine Gefangenen. Mit einer mörderischen Pyroshow und brachialen Schädelspaltern wie "Voice of the Voiceless", "Endzeit" oder "Black Tears" wird hier kein Stein auf dem anderen gelassen. Zur maximalen Finsternis rufen kurz nach Mitternacht dann BELPHEGOR aus Österreich auf. Frontschwein Helmuth, nach schwerer Krankheit wieder voll genesen und in Topform, lässt einmal mehr tiefste, satanische Dunkelheit über das Rockharz hereinbrechen. Ok, man sollte zugegebenerweiße schon besser Fan sein und die Lieder ein bisschen kennen, da trotz des relativ guten Sounds auf den uninformierten Zuhörer sonst ein einizige ziemlich brachiale Wand einstürzt. Aber Nummern wie "Bondage Goat Zombie", "Stigma Diabolicum", "Veneratio Diaboli" oder "Lucifer Incestus" verfehlen ihre Wirkung nicht. Damit die Leute aber schlußendlich mit einem Lachen im Gesicht statt mit einem Schauer auf dem Rücken in die Zelte kriechen, entlassen uns MR.HURLEY UND DIE PULVERAFFEN mit Songs wie "Blau wie das Meer" in den fröhlich feixend in den Feierabend dieses vorletzten Festivaltages. |