| Donnerstag 16. Juni 2016 Nach acht Jahren verschlug es uns mal wieder nach Dessel (Belgien) auf das Graspop Metal Meeting. Die Anreise gestaltete sich als schwierig. Durch extrem starke Regefälle und Sturmböen war es uns teilweise nicht möglich mehr als 60 km/h auf der Autobahn zu fahren. Statt der kalkulierten vier bis fünf Stunden waren wir nun fast sechs Stunden unterwegs. Je näher wir dem Zielort kamen, desto dunkler wurde der Himmel und desto mehr regnete es. Nachdem wir endlich angekommen waren, holten wir uns erst mal unsere Presse-Bändchen. Danach ging es die fehlenden drei Kilometer zum VIP-Parkplatz. Dieser war bereits bei unserer Ankunft „recht matschig“, was aber nichts im Vergleich dazu sein sollte, wie es auf dem Festival und Campinggelände aussah… Das Wattenmeer wirkte im Vergleich zum Gelände, wie eine staubige Wüste. Knöchel bis Knietiefer Matsch soweit das Auge reichte. Erschwerend kam hinzu, dass wir vom Parkplatz zum Campingplatz rund zwei Kilometer Fußweg hatten und unser ganzes Zeug durch dieses unwegsame Gelände schleppen mussten. So verging die Zeit und die Lust und wir fragten uns schon, warum wir uns das eigentlich antun. Naja, bis unser Zelt stand und alle unsere Mitbringsel am Campingplatz waren, war es dann auch schon 23 Uhr. Zu Dirkschneider haben wir es leider nicht mehr vor die Bühne geschafft. Wir beschlossen diesen anstrengenden und verregneten Tag mit einer Flasche Rotwein ausklingen zu lassen und früh ins Bett zu gehen. Die kommenden Tage versprachen ja ebenfalls anstrengend zu werden. Freitag 17. Juni 2016 Neuer Tag, neues Glück, neuer Regen. Zwar weniger als am Vortag, dafür aber konstant. Als erstes erkundeten wir nun das Festival-Gelände. Von außen wirkt es nicht so, aber das Areal ist wirklich riesig. Schließlich muss es an drei Tagen auch rund 150.000 Menschen Platz bieten. Betritt man das Gelände kommt man sich zunächst vor wie am Flughafen. Man wird genauestens kontrolliert, mit einem Detektor, etc. Ist dies geschafft, wird man per Scanner und Barcode am Festivalbändchen erfasst. Dann darf man eintreten. Hört sich alles schlimmer an als es ist. So wird aber doch für eine gewisse Sicherheit garantiert und es ging auch meistens recht flott. Als nächsten tauschen wir unser Geld gegen Tokens (die Festivalwährung) ein. Auf dem Gelände kann ausschließlich damit bezahlt werden. Überall stehen entsprechende Automaten herum. Ein Token ist 2,75€ wert. Alles soweit ok. Getränkepreise waren auch in Ordnung: Bier, Cola, Wasser usw. kosteten 1 Token. Das Essen allerdings war brutal überteuert. Ein Stück Pizza für 2,5 Token. Curry-Wurst mit Brötchen für 2,5 Token, Pommes mit Sauce für 2 Token, und so weiter. Rechnet das mal hoch… Organisiert war das Festival an sich für Künstler, Presse usw. aber Perfekt. Tolle Backstage- und Pressebereiche, genaue Einhaltung des Zeitplans der Bands und viel mehr. Also stürzten wir uns ins Getümmel, das Line-Up versprach ja einiges und hielt das auch! SOILWORK: Die erste Band, die wir uns angeschaut haben. Trotz des miesen Wetters und der frühen Spielzeit war schon einiges Los vor der Mainstage 2. Die Band war gut drauf und versuchte möglichst viele Stationen ihrer Karriere in den ihnen gegebenen 45 Minuten zu verpacken. Björn „Speed“ Strid war gut bei Stimme und führte durch ein Programm voller Hits mit „Stabbing The Drama“, „Nerve“, „Follow The Hollow“, „Late For The Kill, Early For The Slaughter“ und einigen neuen Nummern. Insgesamt ein solider Auftritt und ein guter Auftakt für den Freitag. CARACH ANGREN: Die letzen beiden Nummern von Soilwork haben wir uns geschenkt, um schnell ins Zelt zu kommen und Carach Angren zu sehen. Die Holländer entwickeln sich immer mehr zu den Melodic-Black-Metal-Stars und eifern ihren großen Vorbildern Dimmu Borgir und Cradle Of Filth nach. Die Bühne ist schön schaurig dekoriert, der Sänger hat sein Mikrofon an einer Sense befestigt. Dazu Black Metal + Geklimper vom Band. Kann man mögen, muss man nicht. Das Zelt war aber immerhin schon gut zur Hälfte gefüllt. Dies kann aber auch am Wetter gelegen haben… BAD RELIGION: Nun war es an der Zeit die erste LEGENDE des Tages auf der Bühne begrüßen zu dürfen: Bad Religion. Selbst für Jemanden wie mich, der kaum auf Punk steht, war es toll die ergrauten Herren mal Live zu sehen. Den ein oder anderen Song kennt man ja eh. Der Sound war gut und viele Fans waren versammelt um den Punkgroßvätern zu huldigen. Man muss der Band wirklich zu gute Halten, dass sie nie Kompromisse einging und immer ihr Ding gemacht hat. Man merkte den Jungs den Spaß an, auch wenn es für sie etwas ungewöhnlich war auf einem reinen Metal Festival zu spielen. Schöner Auftritt, der natürlich mit dem Evergreen „Punkrocksong“ abgeschlossen wurde. ARCTURUS: Sind sehr seltene Gäste auf den Live-Bühnen dieser Welt. Dementsprechend war das Interesse seitens des Publikums auch recht groß. Progressiv, avantgardistisch… sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Dennoch brachte die Allstar-Band ein ordentliches Set auf die Bühne, welches nicht nur Musikern gefallen haben dürfte. So zumindest dem Applaus der Anwesenden nach zu urteilen. HEAVEN SHALL BURN: Jetzt Begann der Krieg. Mit einem Backdrop, welches eine zerstörte Stadt zeigte, Sandsäcken und Drahtzäunen als Bühnendeko zogen Heaven Shall Burn ins Gefecht. Sogar die Sonne lachte mal kurz auf das Publikum herab, dass zahlreich erschienen war, um den deutschen zu huldigen. Und die Jungs ließen sich auch nicht lange bitten und feuerten Hit um Hit ab. Bei Bomben-Sound gab es unter anderem „Hunters Will be Hunted“, „The Combat“, „Black Tears“, „Land Of The Upright Ones“ und natürlich „Endzeit“ zu hören. Das Publikum zerlegte sich nach allen Regeln der Kunst und fraß den Thüringern aus der Hand. Super Konzert, dass zusätzlich noch durch einige Pyro- und Feuereffekte aufgewertet wurde! Einziges Manko: Die Ansagen von Sänger Markus sind im deutschen ja schon oft peinlich. In Englisch ist das nicht besser… MOONSPELL: Die Portugiesen sind gern gesehene Gäste in Dessel. Schon viele Male durften sie das Graspop beehren. Auch heute wurden die Fans nicht enttäuscht, die im gut gefüllten Zelt den Gothic-Metal-Meistern lauschten. Neben gut eingestreuten, neuen Songs, gab es vor allem Klassiker zu hören. Auch ein Duett mit einer Sängerin stand an (leider kenne ich den Namen von ihr nicht). Dies sorgte für Gänsehaut. Bis schließlich die „Fullmoon Madness“ einen guten Gig beendete. DISTURBED: Mit Spannung wartete ich auf diese Band, da ich sie noch nie zuvor Live gesehen hatte. Ich war nicht der Einzige, der Acker war sehr gut gefüllt. Ohne große Show- und Lichteffekte führte David Draiman seine Mannen auf die Bühne und lies die Musik sprechen. Diese war solide. Hits von fast allen CD’s kamen. Besonders beim alten Material war die Stimmung natürlich super. „Stupify“, „The Game“, „10.000 Fists“ und natürlich „Down With The Sickness“. Dazu kam noch eine Coverversion von Mötley Crües „Shout At The Devil“, welches gemeinsam mit Nikki Sixx und DJ Ashba von Sixx A.M. vorgetragen wurde. Dann kam der große Moment: die Nummer-Eins-Single „Sound Of Silence“ wurde gespielt. Meiner Meinung nach ist das Original nicht erreichbar und auch Disturbed sind weit von der Magie dieses Meisterstücks entfernt. In den ersten Reihen flossen bei einigen Fans tatsächlich Tränen. Ob dies nun vor Begeisterung war, oder aus Traurigkeit darüber, was Disturbed aus diesem Song gemacht haben, war nicht aus zu machen. Insgesamt ein solider Gig, der lediglich unter der affigen Gehabe von Draiman litt, der wie ein König in seinem Leder-Mantel über die Bühne stolzierte. Das nervte. BLACK SABBATH: Belgien wollte sich die letzte Messe der bald dahinscheidenden Doom-Götter lesen lassen und so war der Platz bis zum bersten gefüllt. Um es gleich vorweg zu nehmen: es lag Magie in der Luft! Sabbath waren – wie schon auf der Tour vor zwei Jahren – in Bestform und hauten Hit um Hit in die Menge. „Iron Man“, „War Pigs“ und natürlich „Paranoid“. Da blieb kein Auge trocken. Ozzy war gut bei Stimme und feuerte das Publikum immer wieder an. Schade, fand ich, dass kein neues Material den Sprung in die Setlist schaffte, da ich das Album „13“ großartig finde. Auch das Ende des Konzertes war einem Abgang so einer großen Band nicht würdig. „Thank you, God bless you all!“, gesagt, kurz gewunken und weg waren sie. Kein Feuerwerk, nichts. Schade. KING DIAMOND: Nach der schwarzen Messe folgte direkt die Nächste Messe und damit der Abschluss des Freitags. Es regnete nicht mehr, der Vollmond war aufgegangen und warf sein fahles Licht auf die Bühne. Dazu war es war leicht neblig. Willkommen zur Spukshow von King Diamond! Die Bühne war wie ein Gruselkabinett dekoriert. Ein Gargoyle hier, ein Altar dort. Treppen und Kerzen überall. Cool. Der König litt vor einigen Jahren noch sehr an seiner Krebserkrankung. Heute war er jedoch Top-Fit und super bei Stimme. Generell war der Sound bombastisch, mit der Beste auf dem ganzen Festival. So führten die Dänen durch ein Best-Of-Set, dass in ein Konzert rund um die Abigail-Saga gebettet war. Diverse Schauspieler und der König selbst boten eine Art Musical dar, dass immer wieder zum schmunzeln, aber auch zum Staunen anregte. Fazit: Toller Sound, tolle Show, dazu Hits wie „Sleeples Nights“, „Come To The Sabbath“ und „Abigail“, ein würdiger Tagesabschluss! Samstag 18. Juni 2016 Auf gings zum Graspop Tag Nummero drei. SKINDRED: Wie könnte man den Tag auf einem Metal Festival besser beginnen, als mit einem Schobbe Äbbelwoi und dazu Regga-Electro-Hip-Hop-Metal hören? Klingt komisch? War aber geil! Skindred sind einfach die Meister der guten Laune! Trotz regen, zogen hunderte von Leuten ihre Shirts aus und wedelten sie durch dir Luft. Hüpften, pogten, tanzten… alles auf Kommando natürlich. Benji Webbe ist einfach eine Party-Kanone. Großes-Kino, starkes Konzert! Boom! KILLSWITCH ENGAGE: Es war natürlich nicht leicht für die Jungs die Party von Skindred aufrecht zu erhalten. Killswitch mühten sich zwar, und es war auch ein solider Gig. Mehr aber nicht. Gute Setlist mit alten und neuen Hits und der Sound war (wie bei fast allen Bands) auch mehr als akzeptabel. Dennoch gefällt mir die Band in Clubs einfach besser als Open Air. GHOST: Was früher Alice Cooper waren sind heute Ghost. Diese Band hat es wirklich geschafft Show, Attitüde und coolen Rock zu verbinden und das mit Erfolg! So lauschten tausende von Metalheads den Worten von Papa Emeritus III. und seinen Nameless Ghouls. Wer die Band schon gesehen hat, wurde nicht überrascht. Dennoch ist die Show einfach immer wieder cool anzusehen und die Musik spricht natürlich auch Bände. „Monstrance Clock“, „If You Have Ghosts“, oder neuere Hits wie „Mummy Dust“. Das Publikum war verzückt und der Papa war sogar zu Scherzen über Fussball aufgelegt. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese Band nicht bald das Festival headlinen wird! SLAYER: Die Thrash-Titanen befinden sich derzeit im gefühlten achten Frühling ihrer Karriere und beweisen dies auch auf dem Graspop eindrucksvoll! Die Jünger kamen in Scharen um die Mannen Araya, King, Bostaph und Holt zu sehen. Super Sound, dicke Setlist für jung und alt. Die neuen Nummern wie „Repentless“, oder „You Against You“ gesellen sich richtig gut zu den Klassikern „South Of Heaven“, „Angel Of Death“, oder „Raining Blood“. Natürlich wirkte die Band sehr routiniert und es gab wieder einmal nur eine einzige Ansage von Tom. Doch wer so viele Jahre und Konzerte auf dem Buckel hat, muss auch nicht mehr groß sprechen. Die Musik spricht für sich und blässt alle weg! GOJIRA: Spielten im großen Zelt und das war eindeutig zu klein! Es platze nämlich aus allen Nähten. So konnten wir nur 2-3 Songs von außen hören. Das war uns zu doof, also schauten wir uns halt Nightwish an… NIGHTWISH: Ich fand die Band früher mal ganz ok. Aber ich muss sagen: mit Floor Jansen haben sie eine dermaßen sympathische und tolle Sängerin, dass es echt Spaß gemacht hat, dass Konzert anzusehen. Bei begrenzter Spielzeit widmete man sich eher neueren Nummern wie „Elan“ oder „I Want My Tears Back“. Aber auch alte Songs wie „Nemo“ fanden ihren Platz im Set. Dazu ein paar Pyro-Effekte und etwas Gold-Konfetti. Mittendrin ein total gerührte Floor Jansen, die sich die Seele aus dem Leib bangte. Durchaus cool. VOLBEAT: Groß, größer, Volbeat. Wirklich Krass wie diese Band sich im Laufe der Jahre zur Stadion-Band gemausert hat. Ich persönlich schätze die ersten drei Alben sehr. Das aktuelle Material gefällt mir nicht mehr. Wer es aber schafft, mehr als 60.000 Leute bei strömendem Regen, total ausrasten zu lassen, der hat wohl alles richtig gemacht. 90 Minuten Spielzeit und Hits, Hits, Hits. Egal ob „Radio Girl“, „Sad Mans Tongue“, „Fallen“, oder „Still Counting“. Alles war dabei. Dabei bleibt die Band immer bescheiden und rockt einfach. Hätte es nicht gedacht, aber geiler Gig und schöner Tagesabschluss. Am nächsten Tag mussten wir berufsbedingt abreisen und verpassten so Größen wie Iron Maiden oder Twisted Sister. Schade eigentlich, zumal es tatsächlich aufgehört hatte zu regnen. Fazit: An- und Abreise waren der Horror. Campen werden wir dort auch nicht mehr. Aber das Festival an sich mit dem Programm und Line-Up, ist schwer zu toppen! Christian Bunke |