| Das Party.san 2012 erreichte uns schneller als gedacht. In welch affenartiger Geschwindigkeit ein ganzes Jahr an einem vorrüberziehen kann, ist schon erstaunlich. Kaum hatte man sein Zelt ausm Auto ausgeladen,konnte man schon wieder lesen,welche Bands in diesem Jahr spielen werden.Also gut, dann ziehen wir halt wieder nach Schlotheim um und genießen ein paar schöne-hoffentlich regenfreie-Tage auf dem Flugfeld von Obermehler.Zuvor natürlich noch ein wenig Kultur im näheren Umkreis in Form von Baumkronenpfad und Trabiwelt.Doch nun zum Wesentlichen - dem Party.San Open Air 2012.Wir hofften ja nach dem Regen und Schlamm Holocaust in Wacken auf ein trockenes und sonniges Festival, welches wir dann auch bekamen - bestes Festivalwetter bei angenehmen Temperaturen und nur anfänglich auftretenden kurzen Regenschauern. In unseren Augen perfekte Vorraussetzugen. Den Mittwoch auf dem Gelände verbrachten wir mit Campaufbau und kleinen Erkundungen, bevor wir das Party.San offiziell im Partyzelt bei der obligatorischen Metaldisco starteten und dort schon jede Menge bekannte Gesichter entdecken konnten. Los gings dann Donnerstag am späten Nachmittag mit DEAD CONGREGATION aus Griechenland, die sofort mit technischen Problemen zu kämpfen hatten. Die Gitarre von Fronter A.V. fiel ständig aus und verursachte wirklich störende Dissonanzen und so ließ sich das wirklich gute Songmateriel der Band kaum erkennen. Auch ein Tausch des Kabels brachte wenig bis keine Abhilfe. Dennoch spielten sich dei Hellenen tapfer durch ihren Set und machtren somit neugierig. Die daraufhin folgenden IN SOLITUDE mochten zuerst nicht so wirklich ins Billing pasen. Traditioneller Heavy Metal und das PSOA? Nunja, nach anfänglicher Skepsis tauten die ersten Grüppchen auf und ließen der Darbietung Anerkennung zukommen. Im finsteren Kontrast dazu spielten im Anschluss die Herren von NECROS CHRISTOS aus Berlin auf. Doomiger Death Metal mit okkulten Texten passten schon eher ins Schema von Schlotheim. Weit weniger passte das noch vorherrschende Tageslicht zur schwarzen Messe. Dennoch eine gelungene Sache, auch wenn ich mir das ganze in einem kleinen, düsteren Club weit eher vorstellen kann. NIFELHEIM waren leider nur mit halber Kraft anwesend, bestimmen doch die beiden Zwillinge Tyrant und Hellbutcher das Nagel- und Nietenbewehrte Erscheinungsbild der Band. Tyrant hatte es vorgezogen, Iron Maiden auf deren Tour in den Staaten zu besuchen und so bestritt Hellbutcher das ganze allein mit der Band im Rücken. Das Ganze kann man sehen wie man will, gerockt haben sie trotzdem amtlich dreckig, wie man es eben von den Schweden erwartet. VALLENFYRE hatte ich ja im Frühjahr schon auf dem Boltfest in London erleben dürfen und war recht angetan vom doch sehr schwedischen Sound des britischen Fünfers, trotz einer sehr hüftsteifen Performance. Die Allstarband setzt sich im Kern aus Greg Mackintosh von Paradise Lost, Hamish Glencross von My Dying Bride und Adrian Erlandson von At The Gates zusammen. Auch hier überzeugte die Musik, jedoch weniger die Performance, die ausgesprochen langweilig wirkte und Greg machte aufgrund seiner "fehlenden" Gitarre, die er ja bei Paradise Lost bedient, einen etwas unbeholfenen Eindruck. Vielleicht sollte man auf die Livegeschichte verzichten und sich auf Veröffentlichungen beschränken. Auf SOLSTAFIR hatten wir uns ja schon sehr gefreut, war doch deren letztes,von uns besuchtes Konzert schon wieder ne ganze Weile her. Die Isländer enttäuschen einfach nie. Jedes Mal aufs Neue sind wir geplättet von der Aura dieser Band. Eine unglaubliche Atmosphäre baut sich mit den ersten Takten,den ersten Gitarrentönen auf, dass man es kaum in Worte fassen kann. Mit "Fjara" hat man noch einen Song mit echter Hitqualität im Gepäck, der die Massen ausnahmslos in seinen Bann zog. Großartig! SODOM ließen wir zugunsten unsres Abendessens ausfallen und hörten somit den kompletten Gig vom Campingplatz aus um dann gesättigt und gestärkt zu BOLT THROWER aufmarschieren zu können. Die Briten sind nach wie vor eine unverrückbare Institution und spielen mit Leichtigkeit jeden Death Metal Act an die Wand. Man hat schließlich ein immer loyales und ausgesprochen kompromissloses Publikum im Gefolge. Karl mit seinem mitreißenden Charisma und der unglaublich kompakt agierenden Band im Hintergrund wirken brachial wie eh und je und reißen wieder alles und jeden mit. Man feuert in Form von "Killchain", "The 4th Crusade" oder "When Cannons Fade" eine beherzte Salve nach der anderen ab und verließ dann triumphierend und ohne Gefangene gemacht zu haben, das Schlotheimer Schlachtfeld. Berauscht und im Glückstaumel gings dann noch ins Festzelt um die Nacht gebührend ausklingen zu lassen. Der Freitag war eigentlich dazu bestimmt, ruhig zu starten. Aber wie das nunmal so ist, kam uns was dazwischen. Wir fühlten, uns MALIGNENT TUMOR aus Tschechien antun zu müssen und so fanden wir uns zur Mittagszeit vor der Bühne ein, um schlecht klebende Bärte und noch schlechter sitzende Perücken zu bestaunen die allesamt zu einer Band gehörten,welche sichtlich Spaß an ihrem Tun hatte. Wir stufen das ganze mal als thrashigen Punk ein und lassen das so stehen. Als Wecker war das Ganze unglaublich gut geeignet und so starteten wir schonmal gut angespaßt in den zweiten Festivaltag. Nach ausgiebigem gammeln, essen und trinken und nochmals gammeln bewegten wir uns dann wieder aufs Gelände, um IRON LAMB einen Besuch abzustatten. Der Weg hatte sich auch definitiv gelohnt, gabs doch hier ne schöne mit ner guten Portion Punkattitude gespickte, reudige Punk`n`Roll Nummer zu bestaunen. Frontlama Grga wars wohl permanent kalt am Kopp, von seiner Kapuze konnte er sich nicht trennen und rotzte dafür rum wie ein Großer. Ihm schien das alles relativ Latte zu sein und das strahlte er auch mit seinem sprichwörtlichen Charme aus. Kam gut und wird weiterverfolgt. GOSPEL OF THE HORNS rammten uns danach schwarzen Stahl in die Leiber und ließen uns blutend dahinsiechen. Geiles schwarzes Programm und fette Stimmung im endlich gut gefüllten Bühnenbereich. Eigentlich isses noch zu hell für son Programm,aber das machte ganz und gar nichts. Jede Salve saß in Zielmitte und so war man mehr als zufrieden. ENTRAILS nutzten den erzeugten Schwung und bretterten ihren astreinen Schwedentod in die schon gut weichgeklopften Moshpulks im Publikum und konnten mit ihrem nach Entombed und Dismember müffelndem Material nichts, aber auch gar nichts verkehrt machen. Wir verordneten uns daraufhin wieder mal ne Mainstage-Pause und suchten das Zelt heim, um CHAPEL OF DISEASE zu begutachten. Was für ein anmutiges Gemetzel. Für nen Newcomeract hauten die Jungs ganz schön ins Mett und sorgten für offenstehende Münder und "wütendes" Zuschauervolk. Sehr gelungen. Schnurstraks marschierten wir dann zu DARK FORTRESS. Musikalisch definitiv gut, aber atmosphärisch...naja. Ausstrahlung is was anderes und bei Dunkelheit sicher mehr als ordentlich vorhanden. Ich vermisse nach wie vor die vernichtende Ausstrahlung von Azathoth und kann mich mit Morean nicht wirklich anfreunden, auch wenn er gesanglich über jeden Zweifel erhaben ist. Haken dran und IMMOLATION aufn Schirm geholt. Hier gibts alles, was man braucht, wenn man extremem Death Metal viel abgewinnen kann. Das Abrisskommando um Ross Dolan mischte das Schlotheimer Flugfeld mirnichtsdirnichts komplett auf, ein Meer aus Haaren und Leibern tobte im Rausch zu Death Metal at it`s best. Das wird schwer zu toppen sein und GHOST BRIGADE bräuchten es eigentlich gar nicht erst versuchen, tun dies aber ungeachtet dessen dennoch. Okay, Melo Death Metal war noch nie meine Schiene und nach IMMOLATION dann dermaßen Fahrt rauszunehmen...nich meins. Zum Glück standen im selben Zeitraum HARADWAITH im Zelt auf der Bühne und entschädigten sofort mit technisch sehr anspruchsvollem Black Metal. Mittendrin gabs leichte Probleme mit einer der Gitarren, die dann auch gleich in hohem Bogen durch die Gegend flog. Etwas emotionale Kontrolle wäre da besser gewesen, anstatt Verletzte zu riskieren. Zu guter Letzt gab es noch einen sehr überraschenden Gastauftritt von Dark Fortress` Sänger Morean während eines neuen Songs.Das klang doch sehr vielversprechend und lässt auf das kommende zweite Album hoffen. Welche Attribute fallen mir zu NILE ein, die deren Wirken auch nur annähernd angemessen in Worte fassen können...überragend, aussergewöhnlich, verblüffend, unvergleichbar und BRUTAL! Was die Herren Kollias,Sanders und Toler-Wade hier veranstalteten, gibt selbst ein Wörterbuch nicht her. Soviel technische Raffinesse und musikalisches Geschick gepaart mit unglaublicher Präzision und Härte zu verknüpfen, schafft kaum eine andere Band. Innerhalb von 45 Minuten spielte man sich und das Publikum in einen ägyptologischen Rausch und riss einem gleichzeitig die Gedärme raus. Es hätte gern ein wenig mehr sein können... Wir wollen mal nicht jammern und stattdessen IMMORTAL noch erwähnen. Abbath, Apollyon und Horgh brannten ein wahrs Inferno aus Pyrotechnik über Schlotheim ab. Es ist schon unglaublich, mit wieviel Effekten deren Show aufgebläht wird. Wenn ich mich an die Clubshows in den 90ern erinnere, hat man früher auch ohne solchen Schnickschnack die Bühnen abgerissen. Zeiten ändern sich und so heizten die Sons Of Northern Darkness mehr als ordentlich ein und zum Glück gibt es dabei ja auch noch die Musik zu bestaunen - neben Abbath's komödiantischem Talent natürlich. Versteht sich. Ob Crabwalk, Arschwackeln oder Grimmassenschneiden, alles hat er drauf. Die Band spielte sich durch ein überragendes Set, gespickt mit Songs wie "One By One", "The Sun No Longer Rises" oder dem uralt-Song "Call Of The Wintermoon", wobei allerdings "Blashyrkh..." ungespielt blieb - warum auch immer. Gehörte der Song doch bis dato in jedes Set. Egal, auch so ging ein gelungener Festivaltag würdig zu Ende und viele ließen ihn erneut im Partyzelt ausklingen. Da der Vorabend sich bis in die Morgenstunden zog,zogen wir es vor, erst in den frühen Nachmittagstunden, also zu CATTLE DECAPITATION wieder vor der Bühne zu stehen. Die veganen Knüppelbrüder schmetterten uns verdienter Weise erstmal wieder zu Boden. Trotz vermeintlich ausreichendem Schlaf, war deren fieses Gefrickel und Gebolze schwer zu verarbeiten. Was auf jeden Fall hängenblieb: Travis Ryan ist einer der durchgeknalltesten Fronleute, die ich je gesehen hab...sowas abgedrehtes aber auch. Aber geradedeswegen absolut sehenswert, auch wenn man akustisch überfordert sein mag. Die folgenden NOCTE OBDUCTA sind zwar in Black Metal Kreisen hochgelobt, aber auch mein zweites Liveerlebnis vermag mich nicht zu beeindrucken, weder optisch, noch musikalisch. Wie eine zusammengewürfelte, rumulkende Studententruppe,die sich noch nichtmal auf ein stimmiges Outfit einigen kann. Für mich erneut enttäuschend, tut mir leid. Mit ARCHGOAT war danach dann einer der würdigsten Vertreter der schwarzen Kunst am Start. Lord Angelslayer und Co. beeindruckten ohne Ende im optischen wie im akustischen Sinne. So dermaßen bösartig und finster, dass einem das zu diesem Zeitpunkt doch sehr unnötige Tageslicht kaum als störend auffiel. Eine abartig geile Performance! Da nichts so beständig ist, wie die Änderung, legten jetzt WARBRINGER anstelle von RAGNROK, deren Van wohl auf der Autobahn einenUnfall hatte, eine heiße Sohle aufs Bühnenparkett. Danach wusste man dann ganz sicher, wie Thrash Metal live auszusehen und sich anzufühlen hat. Nicht wenige werden sich danach wie Giraffen gefühlt haben, mit derbe ausgeleierten Hälsen. Da RAGNAROK noch immer im nirgendwo rumkurvten,ging die Thrashparty mit TOXIC HOLOCAUST gleich weiter. Hierzulande eher selten zu erleben, fand sich das Thrashbegeisterte Publikum in Massen vor der Bühne ein, um dem blonden Flitzefinger aus Übersee gebührend zu huldigen. Bei Songs wie "666" oder "Nuke The Cross" war das auch augenscheinlich überhaupt kein Problem. Die nun endlich eingetroffenen RAGNAROK hatten dann auch als erste Black Metal Band des Tages das Glück der hereinbrechenden Dunkelheit. Für was so ein Zuspätkommen doch alles gut sein kann. Die altgedienten, schwarzmetallischen Herren aus Norwegen wussten das auch dementsprechend zu nutzen und beeindruckten mit tiefschwarzer Darbietung. Daran hatte Fronter Hans Fyrste großen Anteil, benahm er sich doch wie ein blutbesudelter Irrer, was er auf der Bühne zweifelsfrei auch ist, im Gegensatz zu der sehr freundlichen und total ruhigen Person abseits der Bühnenpräsenz. Auf norwegische Schwärze folgte dann in Form von INCANTATION Death Metal der alten Schule in Reinkultur. Was da aus der PA drückte, war absolut tödlich. Die Band beeindruckte mit Spielfreude, der Sound war der Hammer und das Publikum ging ab wie Schmidt's bekanntes Haustier. Das beweist mal wieder, dass auch alte Säcke noch gehörig in den Arsch treten können - das ideale Schulungsprogramm für so manchen Livelangweile, den man sich hier und da zu Gemüte führen muss. Mit TANKARD, der Band mit dem weltweit höchsten pro Kopf Bierverbrauch, wurde der Abend nochmal so richtig spaßig, auch wenn man sich im Vorfeld gefragt hatte, was denn die Frankfurter auf dem Party.San verloren haben. Gerre's Ansagen gepaart mit seinem absolut ausuferndem Bewegungsdrang - er rannte permanent wie ein Irrer über die Bühne - und den größten Gassenhauern der Band riefen eine nicht erwartete, absolut positive Publikumsresonanz hervor. Das ganze Bühnenvorfeld war in Bewegung wenn die überwiegend bierseligen Stücke aus der mittlerweile schon recht langen Historie der Band aus der PA "flossen". Das war schon sehr unterhaltsam. Nach diesem "Kontrastprogram" jetzt mit NAGLFAR die Rückkehr zur Finsternis. Mit passender, aggressiver Lichtshow und einer ebenso guten Songauswahl, zusammengesetzt aus der kompletten Schaffenszeit der Band konnte man nicht viel verkehrt machen. Dabei lag das Hauptaugenmerk natürlich auf dem aktuellen Release "Téras". Dass alles stimmig passte, merkte man auch an den Publikumsreaktionen, die durchweg begeistert ausfielen. Soweit so gut - nun stand mit BEHEMOTH ein würdiger Headliner auf dem Plan. Die Polen waren als Ersatz für DEICIDE ins Programm gerutscht, welche ich mir an dieser Position nur sehr schwer vorzustellen vermag. Nergal ist zum Glück wieder vollständig genesen und scheint vor Energie nur so zu strotzen, auch wenn er körperlich noch etwas zart wirkt. Seine Ansagen und die Bühnenpräsenz sind ungebrochen kraftvoll und energetisch. Es ist einfach eine Macht, die die Band auf der Bühne transportiert. Ausstrahlung hoch zehn und ein beeindruckendes Konzept mit passendem Licht, Pyros und einer grandiosen Auswahl an Songs. Wir waren beeindruckt und das übrige Publikum ebenso. Die Death Metal Walze aus Polen steht wieder voll unter Dampf! Ein absolut würdiger Abschluss des diesjährigen Party.San Festivals. Anschließend marschierte alles, was noch halbwegs gerade stehen konnte, ins Partyzelt, um die Nacht bis in die frühen Morgenstunden mit feiern zu verbringen. Wie das ausgeht, wissen wir ja bereits aus den vergangenen Jahren: ABBA bis zum Abwinken und Partystimmung der Extraklasse. Wir werden definitiv wiederkommen, weil uns die familiäre Atmosphäre dieses Festivals gefällt und man sich hier nur wohlfühlen kann. Jedes Jahr aufs Neue werden interessante Bands ausgesucht und man hat eine sehr geringe Wiederholungsquote, im Vergleich zu anderen, alteingesessenen Festivals hierzulande. Macht weiter so und lasst Euch nich in Euer Konzept reinquatschen - alles ist so, wie es sein soll! Wir sehn uns 2013!!! |