| Das diesjährige ROCKHARZ glänzte mit einem Billing das schon im Vorfeld seines gleichen suchte. Namen wie IN EXTREMO, HAMMERFALL, U.D.O oder AMORHIS locken natürlich ungemein. Das Festival am Fuße des Teufelsberges begeistert aber nicht nur mit starken Bands, sondern auch mit einer großartigen Location und einem fantastischen Panorama. Kommenwir aber jetzt erstmal zu logistischen Facts. Die Organisation war von Anfang an vorbildlich. Die Security hatte zu jederzeit alles im Griff ohne gestresst oder angespannt zu wirken. Das ist immer ein riesiges Plus für die Veranstalter. Wenn man auch am 3. Tag und nach tausenden von Metallern die einen passieren immer noch freundlich lächelnd und höflich zu den mehr oder weniger im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte befindlichen Leuten ist hat man durchaus ein Lob verdient. Allgemein zählt das ROCKHARZ zu den saubersten und ordentlichsten Festivals das wir kennen. So gut wie kein Müll liegt auf dem Campground herum, die Wege sind klar strukturiert und der Aufbau absolut top. In alle Richtungen sind ausreichend Dixies und Pissoirs vorhanden, so das im Fall der Fälle auch hier nur kurze Laufwege zu bewältigen sind. Die Preise für Essen und Getränke sind im normalen Bereich, keine Schnäppchen aber arm wird man auch nicht. Normal eben.
Die Startzeiten der Bands sind, bis auf ein oder zwei Ausnahmen, absolute Punktlandungen, was unsererseits erneut zu einem großen Lob führt. Keine ewiges Rumgestehe oder Verzögerungen, das freut das Herz eines jeden Festivalbesuchers. Die fünf Minuten Pause zwischen den Bands reichten immer genau um zwischen den Bühnen die direkt nebeneinander waren und auf den abwechslend gespielt wurde hin und her zulaufen.
Donnerstag: Da wir recht kurzfristig auf dem ROCKHARZ aufschlugen, stolperten wir noch ein wenig geschafft von der erst zu VREID vor die Bühne. Sowohl die Tatsache das es noch recht früh am Tag ist, zumindest für Festivalverhältnisse, als auch das die Norweger nicht unbedingt zum massentauglichen Mainstream gehören, sorgt dafür das vor der Bühne noch recht viel Platz ist. NEAERA konnten dann schon deutlich mehr Volk hinunterschauen. Mit ihrem aktuellen, und wieder verdammt starken, Album im Rücken hämmerten die Münsteraner jede Menge knackige Schädelspalter wie Let The Tempest Come, Armamentarium und dem mittlweile unverzichtbaren Spearheading the Spawn in die Massen, was direkt zu spontanen Circlepit und Wall Of Death Ausbrüchen führte. Unser persönliches Hightlight an diesem Tag war zweifellos HYPOCRISY. Die Schweden waren in absoluter Bestform, auch wenn unsere Überraschung groß war das das Set mit Roswell 47 startete. Aber wer soviele Hits am Start hat wie die Tägtgren-Combo muss sich nicht wirlich an eine Sortierreihenfolge halten. Da gabs noch jede Menge todesmetallisches Potential in Form von Krachern wie Valley of The Damned, Let The Knife do The Talking oder Fractured Millenium. Ein geiler Auftritt, ganz nach dem Geschmack der Fans. Der eigentliche Headliner des ersten Festivaltages folgte aber danach in Form von FREIWILD. Ok, das Onkelzmäßige Bierzeltgegröle ist zwar nicht jedermanns Sache (mich eingeschlossen) aber die meisten feierten das ganz doch dann gnadenlos ab. Naja, wems gefällt. Den Abschluß markierten dann AMORHPIS, eine der Bands die etwas länger brauchten um auf der Bühne zu erscheinen. Sehr zum Unmut aller Anwesenden, denn mittlerweile hatte auch das Wetter beträchtlich nachgelassen und es regnete schon recht ordentlich. Aber irgendwann erschien der Mann mit der mächtigen Mähne dann doch noch im Scheinwerferlicht und Amorphis schafften es trotz erhöhter Feuchtigkeit im Raum Ballenstedt nochmal alle Reserven in den Reihen vor der Bühne zu mobilisieren. Freitag: Nachdem es sich in der Nacht souverän über Ballenstedt ausgeregnet hat, strahlt uns am nächsten Morgen wieder die Sonne entgegen. Nach einem blutigen Auftritt in gleißendem Sonnenschein von LAY DOWN ROTTEN waren THE SORROW am Start und ballerten ein paar ordentliche Salven ins Publikum das auch schon ordentlich vor der Bühne vertreten war. Tatsächlich waren wir überrascht als HACKNEYED auf der Bühne aufschlugen. Zugegeben, die jugendlichen Deathmetaller sind jetzt auch schon eine Weile im Geschäft, aber aber haben bis jetzt das Besetzungskarusell noch nicht in Bewegung versetzt. Nun aber hieb aber eine junge, blonde, tättowierte Frau in die Bassseiten. Ansonsten war der Auftritt der jungen Wilden gewohnt souverän und unterhaltsam.Und jung und wild ging es dann auch ansatzlos weiter mit WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Die fünf Deathcoreler aus Brandenburg haben sich in den vergangen Jahren vom Undergroundact zu einer der angesagtesten Combos auf diesem Sektor enwickelt, was zum Teil sicher auch an den eigenwilligen Interpretationen von Kinderliedern liegt, die natürlich auch hier auf dem Rockharz zum Einsatz kamen. Wer feiert nicht gerne zu Alle meine Entchen als Deathcoreversion (Breakdown.........wooou) oder Backe Backe Kuchen. Daneben gabs natürlich noch mehr Hits wie Superföhn Bananendate oder World of Warcraft. Einfach geil ! CALIBAN sind mittlerweile schon lange eine feste Größe im Metalcore, auch wenn sie nicht grade den Ruf einer großartigen Liveband genießen. Tatsächlich muss man auch heute wieder gestehen, das die Herren von CD tatsächlich um einiges besser klingen als auf der Bühne, allerdings lange nicht so grottig wie von vielen immer behauptet wird. Ok, manche Dinger verlieren sich ein wenig in Geschredder und unmelodiösem Gewurschtel, aber die meisten Stücke drücken einfach wie Sau und animieren das Publikum zu tierisch wilden Pits und einer wiiiirklich mächtigen Wall Of Death ! END OF GREEN brachten dann erstmal wieder eine etwas chilligere Atmosphäre auf und vor die Rockharzbühne was angesichts der Temperaturen auch gar nicht mal sofort verkehrt, schließlich kann man es auch durchaus mal genießen zwischen allem toben und feiern sich einfach mal entspannt bei einem kühlen Bier im Gras berieseln zu lassen. Das große Getränkezelt war übrigens Spitzenmäßig positioniert, hatte man doch auch von dort aus einen hervorragenden Blick auf beide Bühnen. Eine unglaublich enthusiastische Show lieferte ohne Frage TARJA ab. Die ehemalige Nightwish-Frontfrau strotzte nur so vor Energie und Partylaune und sprang nahezu durchgehend mit breitem Lachen und gereckter Pommegabel über die Bühne. Trotz all dieser Begeisterung können die Songs nicht mit Nightwishklassikern mithalten, das reißen auch der schöne Anblick der Sängerin und das finale Over the Hills nicht raus. DARK TRANQUILLITY hatten dann aber die Massen auf ihrer Seite. Selbst nach etlichen Auftritten strahlt Frontmann Mikael Stanne immer noch eine Stagefreude aus als ob er das erste mal vor mehr als 10 Leuten aus. Keine Spur von einstudierter Routine oder Langeweile. Hier ist Spielfreude pur angesagt und neben einem fantastischen Sound macht auch genau das den DARK TRANQUILLITY zu einer der sehenswertesten Livebands unter den Melodic-Deathern. Nachdem dem Auftritt des Headliners dieses Tages HAMMERFALL, die eine gewohnt professionelle Show lieferten, gab es direkt nochmal eine Überraschung. FIDDLERS GREEN standen vor der großen Herausforderung, die mittlerweile abgekämpften Massen nochmal ein bisschen zu Bewegung zu animieren, und scheiße, genau das taten sie. Es war wirklich faszinierend mit welcher Begeisterung und Tanzfreude der Irish Folk von allen Besuchern in wildes Gehüpfe und Gefeiere umgesetzt wurde. Es war nahezu unmöglich zu diesen Klängen die Beine ruhig zu halten und gelang es FIDDLERS GREEN tatsächlich an Ende dieses Tages nochmal so richtig was zu reißen. Begeisterung pur an allen Fronten für diesen geilen Auftritt. Die Wahl der Aftershowparty fiel gar nicht mal so einfach, waren doch den ganzen Abend über hübsche junge Mädels um Leute für die Benson & Hedges Party zu ködern. Als Alternative stand natürlich auch noch das Partyzelt zur Verfügung um sich der restlichen Energien zu entledigen und parallel dazu den Flüssigkeitshaushalt wieder aufzufüllen. Samstag: Die erste Band an diesem Tag die die Leute trotz hoher Temperaturen so richtig in Wallung bringen konnte war zweifellos FEUERSCHWANZ. Mit bunten und lustig gestylten Kostümen, Partylaune und zwei knackigen Tänzerinnen im Katzenkostüm kann ja fast nix mehr schief gehen. Und wenn man das noch mit der FEUERSCHWANZ typischen Spielmannsmusik paart hat man selbstverständlich die Begeisterung auf seiner Seite. Da hätte es auch fast nicht mehr die automatische Met-Maschine MAMA gebraucht deren Einsatz trotzdem Freude brachte. Mit TYR war es dann leider das zweite mal das es zu etwas größeren Verzögerungen kam. Aber trotzdem war die Planung und das Timing ganz allgemein absolut perfekt und technische Schwierigkeiten kanns schließlich immer mal geben. Leider mussten wir feststellen das sich das Warten auf TYR nicht so wirklich gelohnt hat. Tendenziell lief die Show der Faröer eher schleppend und wenig aufregend. Aber was solls. Die erste springende Entschädigung gabs dann von EKTOMORF. Die Hüpfcorezigeuner aus Ungarn bleiben ihrem Stil treu und servieren Klassiker ala Outcast oder Nothing Left auf dem springbohnengelagerten Silbertablett an die bewegungshungrige Schar vor der Bühne. Ok, die Herrschaften erfinden sich beim besten Willen nicht neu, aber was sie machen funktioniert zumindest für einen gewissen Zeitraum. So oder ähnlich könnte man auch die Arbeit von Martin van Drunen und seiner Zweitband HAIL OF BULLETS sehen. Die fetten Grooves treffen brutal ins Schwarze ohne das es sich wirklich um musikalisches Hexenwerk handelt und Songs wie M.S. Bismarck funktionieren auf Knopfdruck bei den deathmetalbegeisterten Headbangern. Dazu gesellt sich die begeisternde Art des sympathischen Fronters, der gekonnt zwischen zähnefletschender Bösartigkeit und ansteckendem Partygrinsen wechselt. Schwarzroten Battlemetal vom Feinsten gabs dann von den TURISAS. Das finnische Sextett geizt nicht mit wilder Gestik und Mimik und weiß genau wie der live gelebte Kriegshase läuft. Ein echter Augenschmaus ist ja wohl mal absolut die seit 2007 zur Stammbesetzung gehörende Akkordeonspielerin Netta Skog, mit der die meisten wohl nur zu gerne eine Weltumsegelung starten würden. Statt „Schluß mit Lustig“ hieß es dann irgendwann „Los mit Lustig“ denn J.B.O, die Spaßmaschine aus dem schönen Frankenland stand auf der metallischen Speisekarte. Wer J.B.O kennt, und schon das eine oder andere mal live gesehen weiß natürlich das hier die Interaktion mit dem Publikum groß geschrieben wird. Das bedeutet die Spielzeit von ein oder zwei zusätzlichen Songs geht drauf für Anekdoten aus der Vergangenheit, Plänen für die Zukunft, Anerkennungsbekundungen für verschieden Outfits der Zuschauer oder einfach mal für ein bisschen smalltalkmäßiges BlaBla. Aber was solls, wie gesagt, wo J.B.O draufsteht ist auch Frankenmetal drin. Neben altbekannten Sachen wie dem mittlerweile fest zum Live-Repertoire gehörenden Kuschelmetal oder dem in gefühlt 1476 Versionen existierenden Ein guter Tag zum Sterben (was übrigens in der der ersten Strophe komplett und ausschließlich vom Publikum gesungen wurde) oder Bolle, gabs auch neueres Zeug auf die Ohren, z.b. Gehmer halt zu Slayer, Rammstein-Raggae oder It's Raining Blood. Gekrönt wurde das ganze dann zum Schluß von einem aufblasbaren, überdimensionalen J.B.O Schriftzug auf der Bühne mit Mitlesbeilage zum letzten Song des Abends „Ein Fest“. Das Publikum hat auf jedenfall von der ersten bis zur letzten Minute ausgelassen mitgegrölt, -gefeiert und -gespielt. Begeisterung pur !! Old-School voller Rohr war jetzt angesagt, denn U.D.O war am Start um der Menge noch mal ordentlich einzuheizen. Tatsächlich hat es aber alles in allem so ein bisschen was von Altherren-Cricket-Spiel-am-Sonntagnachmittag. Im direkten Vergleich mit Udo Dirkschneiders Urband ACCEPT passiert verhältnismäßig wenig auf der Bühne, so das der Auftritt eher ein wenig als Ausruher fungiert, bis die nächste heiße Show los geht, und zwar in Form von IN EXTREMO. Das deutsche Mittelaltermetal-Schlachtschiff zieht wirklich alle Register. Nach einer feurigen Einleitung mit jeder Menge ins Publikum züngelden Flammen, gabs eine ordentlich Portion Hits für alle und immer was fürs Auge. Das Letzte Einhorn war stimmlich in Höchstform und wusste neben Gassenhauern wie Vollmond, Herr Mannelig oder Küss mich die angeheizte Menge mit mitreißenden Ansagen in seinen Bann zu ziehen. Und das Feuerbombardement rieß bis zum Schluß nicht wirklich. Ein absolut geile Show. Entsprechend ernüchternd war dann leider der Auftritt von HAGGARTH, die mit erheblichen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, was schon den Beginn des Auftritts erheblich verzögerte und damit doch einen Teil der abgekämpften Massen an diesem letzten Festivaltag bereits vor erklingen des ersten Geigentones zurück zum Campground trieb. Dies rette auch die nächste Interpretaion von Herr Mannelig leider nicht mehr, aber dem einen oder anderen hat der vertonte Massenauflauf auf der Bühne dann ja doch gefallen. Abschließend bleibt uns nur zu sagen das das Rockharz sich zu einem der schärfsten Festivals des metallischen Sommers entwickelt hat und das die Kombination aus einer souveränen Organisation und einem echten Kracherbilling auch dieses Jahr wieder ein derart explosives Gemisch hervorgebracht hat, das wir nur jeden beglückwünschen können der es dieses Jahr dorthin geschafft hat. Und falls ihr nicht dazu gehört habt, haltet euch ran für 2012. Mit ARCH ENEMY steht nämlich schon der nächste Bringer für Rockharz 2012 fest !! |