|
Das PSOA 2011 sollte nun nach dem Sintflut-Event aus 2010 auf einem anderen, geeigneteren Gelände stattfinden. Man entschied sich für einen Segelflugplatz im nicht weit entfernten Schlotheim. Schlotheim? ja, Schlotheim, die Stadt mit dem Pentagram im Stadtwappen! Wenn das kein gutes Vorzeichen ist,dann weiß ich auch nicht. Natürlich hatten wir - wie jedes Jahr - wieder Pläne, uns in der Umgebung ein wenig Kultur zu gemüte zu führen und entschieden uns dafür, dem Mittelpunkt Deutschlands und dem nahegelegenen germanischen Opfermoor einen Besuch abzustatten. Nicht mit auf der Rechnung hatten wir bei unserer Planung allerdings den tierischen Einfallsreichtum von Evi`s Katze, was das Vortäuschen physischer Beschwerden angeht. Somit rutschte der kulturelle Aspekt an das Ende unseres Besuchs in Thüringen. Am späten Nachmittag erreichten wir nach einem kurz gedachten aber lang ausgeführten Verpflegungsstop in einer mit hochmotiviertem Personal ausgestatteten Konditorei endlich den Check In am Festivalgelände und holten unsere Bändchen und Pässe ab. Daraufhin wurden wir erstmal gepflegt von den Angestellten in die Irre geführt. Klar, woher sollten sie denn auch wissen, wie man zum VIP-Campground gelangt, waren doch alle - genau wie wir- zum ersten mal auf diesem Gelände... Wir fuhren herum, was der Tank hergab und wurden dann endlich fündig. Die freundliche Security warf noch fix einen geschulten Blick ins Auto, um eventuelle in Glas gehüllte Getränke zu enttarnen, ließ uns dann aber lächelnd ziehen, damit wir endlich unseren neuerworbenen Campingpalast aufbauen und uns darin häuslich einrichten konnten. Das klappte überraschend gut und so gab es noch genug Zeit, im Hellen das Gelände zu erkunden. Vom Schnitt des Hauptgeländes gab es keinerlei Unterschiede zu dem in Bad Berka. Lediglich der Untergrund war um Längen wetterbeständiger, was ja Sinn und Zweck des Standortwechsels war. Doch ob das ausreichen würde... Am nächsten Morgen zeigte sich dann, wie nachteilig sich das ebene und baumfreie Gelände des Flugplatzes auswirken kann. Der Wind hatte stark zugenommen und blies ungehindert alles weg, was nicht niet- und nagelfest war. Neben diversen Abdeckplanen von Verkaufsständen musste auch die Dachplane der Hauptbühne kapitulieren und baumelte am Mittag recht unmotiviert von der Bühnenkonstruktion herab. Über den Tag hinweg wurde dem Starkwind zum Trotz meherere Male erfolglos versucht, das Dach zu reparieren, was jedoch immer wieder scheiterte. In der Konsequenz bedeutete das für den Festivalstart am Abend, daß alle Bands mit der Bühne im zelt Vorlieb nehmen mussten, was von den Musikern mehr oder weniger verständnisvoll aufgenommen wurde... BYFROST fiel die Aufgabe zu, das diesjährige PSOA zu eröffnen und sie schossen in dem sich langsam füllenden Zelt aus allen Rohren und die ersten Matten kreisten im Takt. DEW SCENTED, angeführt von Kommandant Leffe, brachten die Luft im Anschluss richtig zum brennen. Jede ihrer Thrashgranaten zündete in einem unbarmherzigen Feuerball und vor der Bühne entwickelte sich derweil ein erster Hexenkessel. ABORTED rührten das Gebräu dann nochmal richtig um und prügelten gnadenlos auf die Anwesenden ein welche sich dankbar in einer schwitzenden Masse aus Haaren, Armen und Körpern energetisch hin und her bewegten. Eine Ruhepause hatte mansich dann redlich verdient und so legten NEGURA BUNGET einen epischen Mantel um die geschundene Masse Mensch vor derBühne. Das Material der Rumänen ist schon einzigartig und künstlerisch wertvoll, dennoch konnte es mich nicht fesseln, schaute ich doch freudig auf die nun kommenden DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT voraus. Dies waren durch den Wechsel ins Zelt arg benachteiligt, weil sie, wie ich während eines Geprächs mit Gitarrist Velnias am nächstenTag erfahren konnte, eine etwas größere Show mit allerlei Feuer geplant hatten. Ich fand den Auftritt dennoch großartig und atmosphärisch dass man die Spannung buchstäblich am Knistern der Bühnenbretter erkennen konnte. Es herrschte gefühlte absolute Finsternis und Onielar beschwor mit ihrem unnachahmlichen Schreien mehr als nur ein Mal den Gehörnten persönlich heraus. Jedes Stück strahlte nur so in tiefstem Schwarz - ich kann mich an keine einzig Schwäche erinnern. So sieht beste Schwarzmetallkunst aus. Ganz anders die im Anschluß auftretenden Knüppelprofis von DECAPITATED um das einzig verbliebene Gründungsmitglied Vogg. Das polnische Präzisionskommando konnte die letzten Kräfte beim Publikum mobilisieren, während wir uns den hin und her wogenden Pulk vom hinteren Tresen aus, mit einem kühlen Bier in der Hand, wohlwollend betrachteten. Der erste Tag schien trotz notgedrungener Verlegung ins Zelt ein voller Erfolg geworden zu sein und die nun folgenden TRYPTIKON sollten dem Ganzen nun noch die Krone aufsetzen. Aber es kam anders als erwartet. Wir, die Fotografen standen erwartungsvoll am Zugang zum Fotograben, während mit "Procreation Of The Wicked" zuerst einmal Celtic Frost Lava aus der PA kroch. Auf einmal hieß es dann jedoch, dass die Band keine Fotos wünsche. Wie bitte??? Nun gut, dann eben nicht. Eine weiter Ansage brachte dann zum Vorschein, dass die Band aufgrund von "Krankheit" das Set kürzen müsse. Unsere Unterhaltungen drehten sich im Anschluß darum, dass die Band ihre Enttäuschung über ihren Auftritt auf dieser kleinen Bühne damit zum Ausdruck bringen würde, was auch gar nicht so weit hergeholt war, wie sich später nach Gesprächen mit einem PSOA-Verantwortlichen herausstellte. So ein Verhalten ist den Fans gegenüber sehr respektlos, Herr Warrior und Co. sollten sich mal überlegen, wem man die Popularität zu verdanken hat. Wir haben dem Geschehen im Zelt nach dieser Aktion direkt den Rücken gekehrt und den Rest des Abends anderweitig verbracht - ohne TRYPTIKON. Danke für Nichts! Der Freitag startete nach einer angenehm ruhigen Nacht mit einem glücklich glänzenden Blick auf die nun wieder intakte Bühne. Das Dach war endlich wieder dort, wo es hingehört und der Wind hatte sich auch wieder auf ein erträgliches Maß beruhigt. Am Zugang zum Campingplatz war schon seit einiger Zeit das im Vorfeld angekündigte Flunky Ball Turnier statt. Es ging im weitesten Sinne um Spaß und Bier oder um Spaß mit Bier-ich bin mir da nicht sicher, aber auf jeden Fall war Bier mit im Spiel und das nicht zu knapp. So, genug von Bier und Spielen, zurück zum Wesentlichen - der Musik! PUTERAEON stand das Privileg zu, die große Bühne als erstes zu beackern und sie hatten eine große Portion amtlichen Schwedentod mit im Gepäck. Die zu dieser "frühen" Stunde - es war bereits 13:00Uhr - anwesenden Banger hatten ihre heile Freude an der Band und feierten sie dementsprechend ab. Black Metal bei Tageslicht - man wünscht sich unweigerlich augenblicklich hereibrechende Nachtschwärze, bei dem Gedanken daran. Aber leider geht nicht jeder Wunsch in Erfüllung und so zelebrierten die Aachener TRUPPENSTURM ihren War Black Metal in aller Härte zu tagheller Mittagszeit. Meiner Auffassung nach zündet derartige Musik nur wirklich in einem kleinen, finsteren Club. Doch man gab sein Bestes und der Masse gefiel es. URGEHAL setzten das schwarzmetallische Vergnügen wahrlich gekonnt fort, allerdings fiel Nefas desöfteren durch seltsame und nicht wirklich wiedergabetaugliche Kommentare auf, die zumeist nur Kopfschütteln auslösten. Musikalisch und optisch gabs allerdings keine Mängel - gerade Mannevond fiel durch aggressiv-aktives Agieren auf und auch Enzifer besticht wie eh und jeh durch sein charakteristisch "stacheliges" Äusseres. Black Metal vom Feinsten, leider in zu hellem Umfeld dargeboten. Nun stand in Form von SKELETONWITCH ein Stilwechsel ins Haus. Furios, mit welcher Spielfreude die Bühne von den Amerikanern in ein räudiges Thrash-Schlachtfeld verwandelt wurde. Chance Garnett war permanent wie ein Irrer in Bewegung und nutzte jeden Zentimeter der Bühne für seine wilde Show. ES wurde zu keiner Minute langweilig, zumal auch das musikalische Material voll zu überzeugen wusste, immerhin hatte man ja auch gerade mit "Forever Abomination" ne wirklich gute neue Scheibe auf die Menschheit losglassen. Wahrlich genial und eine überraschend gute, neue Banderfahrung für mich. DESULTORY hatte ich zuletzt auf der Bühne gesehen, da waren beide Seiten noch im Teenageralter. Is also schon ne Weile her und ich nahm die gebotene Zeitreiseoption dankend an. Ein wirklich großartiges Gefühl, wieder in die damals gerade ganz groß aufkommende Schwedentodzeit zurückversetzt zu werden, gehörten doch DESULTORY damals ebenso zu den Helden wie auch Hypocrisy, Dismember oder Grave. Älter geworden sind wir alle, doch Arsch treten können sie noch immer. Auf die danach auftretenden ABSU folgten dann die langerwarteten PRIMORDIAL. Wobei wir wieder beim Tageslichtproblem und stimmungsvoller livemusik wären. Die Iren um Ausnahmesänger Alan wären bei Dunkelheit mit Bestimmtheit noch effektiver und beeindruckender gewesen. Doch bei einem so hochgradig besetzten Billing muss man eben doch manchmal Kompromisse eingehen. Großartig ist dennoch eine zu klein bemessene Bewertung - diese Band bläst einen einfach um mit ihren leidenschaftlich und hingebungsvoll präsentierten Songs,die einem schon im Albumformat alle Sinne rauben können. Nachdem dann MELECHESH das Volk mit ihrem orientalisch geprägtem Metal auf die Pauke hauen durften, packten BELPHEGOR dann den dicken Fleischhammer raus und prügelten damit auf die Schädel der Anwesenden ein. Eine Granate nach der Anderen schlägt in Schlotheim ein und verwandelt das Festival in ein akustisches Schlachtfeld. Präzise wie eh und je rauscht das Ösi-Kommando über uns hinweg, begleitet von einer Nackttanzeinlage einer namenlosen "Künstlerin". Nich schön, aber auch nicht nötig. Helmuth's Ansagen sollte der geneigte Zuhörer auch nicht unbedingt in die "Total ernst gemeint" Schublade stecken, dennoch ist weniger manchmal mehr und somit gab es schon manchmal recht ratlose Gesichter ob seiner Ansagen. 1349 habe ich auch schon brachialer und interessanter erlebt, zumal man auf die Dienste von Drummer Frost verzichten musste. Aus meiner Sicht hätte man deren Position gern mit der von PRIMORDIAL tauschen können. ENSIFERUM sind so ganz und gar nicht unsere Baustelle und so finden wir uns erst im beginnenden Regen bei MORBID ANGEL wieder ein. Das schwache aktuelle Album in der Hinterhand und Dave's langweiliges,nicht mal annähernd bösartiges Rockstar - Getue haben einen ordentlichen Nervfaktor. Nicht viel ist von der ehemals besten Death Metal Band übrig, die mich von ihren Anfangstagen bis zum Wiedereinstieg des "Evil D." dermaßen zu begeistern wusste.Der Regen tut sein Übriges und somit verlassen wir das Feld frühzeitig, um den Abend anderweitig ausklingen zu lassen. Samstag morgen waren wir schon früh auf den Beinen, da es hieß, im Partyzelt würde um zehn Uhr eine Rockabilly Band namens CASHLEY auftreten. Uns war nicht klar, wie das auf nem Festival wie dem PARTY.SAN funktionieren soll. Die zuerst wenigen Anwesenden waren sich auch noch etwas unschlüssig über das Ganze, aber nach und nach wippten Füße und die ersten fingen an zu tanzen. Die Stimmung war wirklich überraschend gut und CASHLEY gaben auf der Bühne alles, was sie an Spielfreude eingepackt hatten. Definitiv war das eine gute Idee. Nach DAWN OF DISEASE und CLITEATER gings für uns dann mit WITCHBURNER weiter, diese thrashten sich solide und mit ordentlich Dampf aufm Kessel durch ihren Set. Man war zwar etwas bewegungsarm, aber das war nicht weiter schlimm. PANZERCHRIST standen eigentlich auch noch auf meiner "muss ich sehen"- Liste, aber ein längeres, sehr interessantes Gespräch mit Velnias von DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT machte mir da einen Strich durch die Rechnung. Ich habe dann erst zu TAAKE wieder den Weg in den Fotograben gefunden. Diese mussten etwas früher auf die Bühne, da die Männer von EXHUMED (Achtung:Comedy!!!) es irgendwie geschafft haben,mit ihrem Krempel in Bad Berka aufgeschlagen waren. Gelächter auf dem ganzen Gelände als Ergebnis dieser Ankündigung. Doch nun zu TAAKE. Man mag über Hoest hören und denken was man will, TAAKE sind einfach eine Instanz, an der man weder vorbeisehen noch vorbeihören kann. Hoest beherrscht mit seinen Gesten und seiner Präsenz das Geschehen auf der Bühne, von der großartigen Musik ganz zu schweigen. Mit fetten Eindrücken beladen hatte ich nach EXHUMED, die es nun doch noch auf das richtige Gelände geschafft hatten, nun NACHTMYSTIUM auf dem Zettel. Diese legten einen wirklich beeindruckenden, guten Gig auf die Bretter. Sehr atmosphärisch und absolut beeindruckend, wie die Band das Zepter in die Hand nahm und schwarzmetallische Wolken über Schlotheim aufziehen ließ. HAIL OF BULLETS ließen danach nichts anbrennen und verwandelten Schlotheim in ein Schlachtfeld. Nach wie vor ist Martin van Drunen einer der besten und mitreissendsten Frontleute im Death Metal. Er würde sogar die Terrakottaarmee in China zum Marschieren bringen. Großartig und absolut gewaltig. Genau wie die ersten Pyros des Abends, die das besungene Schlachtenszenario gekonnt in Szene setzten. Die Pyros fanden dann bei WATAIN weiter Verwendung. Auf der ganzen Bühne brannte es und es lag ein fauliger Geruch in der Luft, was wohl an den tierischen Überresten lag,die überall auf der Bühne verteilt waren. Es war also wie immer bei den Schweden um Erik Danielsson, der seine satanischen Verse in die Nacht schrie - fesselnd und beeindruckend bis zum Letzten. Wie sagte eine Freundin mal ganz passend? WATAIN sind wie das Disneyland des Black Metal, wer noch nie etwas damit zu tun hatte, sollte sich diese Band anschauen, dann weiß er alles darüber.Man legte heute Abend das Augenmerk eher auf die früheren Werke der Band und zelebrierte das alte Liedgut dementsprechend. Die fulminante Show endet mit einer Hommage an Jon Nödtveidt, der sich sein Lebenslicht vor fünf Jahren selbst ausblies. Diese Hommage in Form von "A Fine Day To Die" von Bathory ging runter wie Öl und mobilisierte die letzten Reserven vor und auf der Bühne - ein letzter Funkenstoß und rum war die Sause. Nun ging es weiter mit MORGOTH, meinen Helden aus jungen Jahren. Nie hatte ich sie live erleben können, und nun ausgerechnet auf dem PARTY.SAN - meinem erkärten Lieblingsfestival auf deutschem Boden. Nahezu jeder Klassiker bis zum großartigen "Pits Of Utumno" landete auf der Schlachtplatte. Marc Grewe ackerte den ganzen Gig über wie ein Bekloppter über die Bühne und animierte das moshende Volk bis zum Umfallen. Lediglich seine Ansagen ermüdeten zeitweise etwas. Wenn man permanent nur die eigene Band preist, is das irgendwann mal ausgelutscht. Die Meute feierte den Gig auch so ab, als gäbs kein Morgen.Dennoch gibts auch hier noch eine Steigerung zu verzeichnen. Mit ENSLAVED standen nun die heimlichen Headliner des Abends auf dem Programm. Was die Mannschaft um Sänger/Gitarrist Grutle heute ablieferte, war ganz große und absolut fesselnde Kunst. Mir stand fast permanent vor Bewunderung der Mund offen. Das Material vom aktuellen Album kam ebenso zum Zuge, wie einige ältere Songs - ich erwähne nur "Isa" und "Allfadr Odin" - man konnte einfach nicht unzufrieden sein. Ice Dale poste wie ein Wilder auf allen sich bietenden Podesten und zelebrierte sein Gitarrenspiel wie es wohl kaum ein Anderer in dieser Szene tut. ENSLAVED entfachten eine unglaubliche Atmosphäre, die man kaum in Worte fassen kann. Man muss es definitiv erlebt haben. Mich kann nun nichts mehr umhauen, selbst wenn es wie jetzt AT THE GATES sind, die den Festivaltag und somit dasParty.San 2011 beschliessen. Tompa und seine Mannen hauen einen Klassiker nach dem Anderen raus und lassen es amtlich krachen. Kein Wunder, dass man trotz der fortgeschrittenen Festivalzeit noch jede Menge Energie bei den Anwesenden freisetzen kann und somit das Festival mit "Blinded By Fear" und "Kingdom Gone" gebührend beendet. Wir schauen zufrieden auf die hinter uns liegenden Tage in Schlotheim zurück und verkriechen uns nach einiger Zeit in unser Zelt und verlassen am nächsten Morgen mit zufriedener Ruhe und ein wenig Wehmut das Gelände. Doch wir haben bereits das nächste Jahr vor Augen und somit eine ordentliche Vorfreude, die uns den Abschied erleichtert. Bis dahin, PARTY.SAN - wir sehen uns 2012 wieder!!! |