| Das Party.San Festival 2010 wird in die Geschichte eingehen, soviel ist sicher. Und zwar als Die Großen Wasserfestspiele von Bad Berka 2010. Kommend vom sonnig-warmen Wacken Open Air, war es schon nich so prall, sein Zelt auf einer siechnassen Wiese aufschlagen zu müssen. Aber das ließ sich nunmal nicht vermeiden und sollte dem Spaß keinen Abbruch tun. Allerdings waren die "Normal-Camper" direkt hinterm Zaun nicht im Geringsten zu beneiden, verwandelte sich doch deren Untergrund in nullkommanichts in eine braune geschmeidige Masse, die sich mit Vorliebe an allem festsetzte,was mit ihr in Berührung kam. Doch das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf alles was nochkommen sollte. Wir stiefelten nach dem Zeltaufbau erstmal aufs Gelände um uns nen Überblick zu verschaffen und sahen, daß die Händlerfahrzeuge bereits mit Schleppern auf die Stellflächen gezogen wurden und vor der Bühne bereits vorrausschauend alles mit groben Holzschnitzeln bestreut wurde. Noch war hier alles grün...noch. Weitere Schwierigkeiten stellten sich bereits im Backstage ein - denn der Köstritzer-Getränkestand war noch nicht da!!!! Beinahe brach unter uns Panik aus, doch kurze Zeit später - war er dann endlich da - und wir waren beruhigt. Dennoch ging der Mittwoch recht ruhig vorrüber und wir schauten in der Nacht auf der Metal Disco im Partyzelt vorbei um uns schonmal in Stimmung zu bringen. Der Donnerstag startete dann recht entspannt und verregnet. War es ja auch noch ne Menge Zeit bis 19:00 mit KETZER die erste Band des Tages auf die Bühne sollte. Die Zufahrt zum Campground als auch zum V.I.P. verwandelte sich im Laufe des Tages in eine einzige Pampe, welche man mit dem Auto nur mit dem nötigen Schwung durchqueren konnte. Auch die großzügig verteilten Holzschnitzel machte die Lage nicht besser, da sie recht rasch im Modder versanken. Den Versuch war es jedenfalls wert. Nach Einlaß trampelten dann auch schon hunderte Füße die noch vorhandene Grasfläche vor der Bühne zu brauner Masse - dieses blieb der unveränderte Anblick bis zum Ende am Samstag. Nun war es dennoch Zeit, die Party zu eröffenen und KETZER enterten die Bühne. Mit ihrer Black-Thrash Keule gabs gleich zu Beginn richtig was auf die Nuß. Doch irgendwie füllte es sich erst bei den Franzosen von MERRIMACK erheblich mehr vor der Bühne. Diese Band war auch für mich das erster Highlight dieses Tages. Finstere, misanthropische Ausstrahlung hatte ich erwartet, aber leider blieb das Stageacting im Vergleich zur Musik recht farblos, was wohl daran liegen mag, daß dies der erste Auftritt in neuer Besetzung war. Lediglich Fronter Vestal glänzte, wenn auch nur mit seinem, von unzähligen Narben entstellten, Oberkörper. Optisch hatte ich mir mehr erwartet, musikalisch ging es absolut in Ordnung. Danach folgten mit DEVOURMENT und MONSTROSITY zwei erfahrene Größen aus dem US-Death Metal, die allen willigen in Bad Berka gehörig den Arsch aufzureißen vermochten. Nun folgte eine längere Umbaupause und das Bühnenbild verwandelte sich in die Lokalität für eine schwarze Messe von THE DEVIL`S BLOOD aus unserem orangen Nachbarland. Je länger man deren Darbietung beiwohnte, desto mehr bemerkte man doch die Zwiespältigkeit der Anwesenden - die Kluft zwischen absoluter Begeisterung und abwartender Neugier war spürbar - wie erwartet. Ich bin auch immernoch der Meinung, daß die Band der Atmosphäre wegen in kleinen Clubs besser aufgehoben ist. Allerdings vermochte sich kaum einer der Magie von "Voodoo Dust" in der Akustikversion entziehen - einfach unglaublich intensiv und mitreißend! Ebenso empfanden wir auch den Rest der Show und freuten uns auf den Headliner des Abends - WATAIN! Hierfür wurde für deren Jünger vor der Bühne auf selbiger ein brachiales Bühnenbild aus Kerzen, Fackeln, Blut, Bannern und Gebeinen aufgebaut, was ich in solcher Form noch nicht erlebt hatte. Das ließ natürlich die Spannung steigen und es sollte keiner enttäuscht werden. Hier hätte heute Abend wahrhaftig der Gehörnte heraufsteigen können - alles wäre seiner würdig gewesen. Die Show hielt das, was das vorher Beschriebene versprach - eine höllische Atmosphäre, überwiegend rotes Licht - eine grandiose Darbietung schwarzer Musikkunst! Als zum Ende hin zu Ehren von Jon Nödtveidt "The Somberlain" gespielt wurde und einen Song später zum krönenden Abschluß S.L. von THE DEVIL´S BLOOD als Unterstützung bei "Waters Of Ain" hinzustieß, kam damit ein weiteres Highlight hinzu und machte den ersten Festivaltag schon unvergesslich. Wir sahen mittlerweile aus wie die Schweine und dreckig waren wir auch bis in den letzten Winkel - den Schützengräben von Bad Berka sei Dank! Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch und so wurde noch bis tief in die Nacht feucht-fröhlich gefeiert. Freitag morgen...Blick aus dem Zelt...Regen. Gut, positive Überraschungen standen ja auch nich aufm Terminplan. Der Matsch wurde tiefer und tiefer, die Veranstalter bekamen immer mehr Falten und ackerten sich den Arsch ab, damit unsereins auch weiterhin das Festival genießen konnte. Es ist einfach nicht vorstellbar, welche Anstrengungen unternommen werden mussten, um den Ablauf in Bad Berka zu retten. Es wurden immer wieder Holzschnitzel herangekarrt um die Hauptflächen begeh- und befahrbar zu halten, doch es war ein Kampf wie gegen Windmühlen. Selbst die Bands selbst halfen mit und schleppten ihr Equipment durch den Backstagebereich zur Bühne, da man sich dort lediglich mit nem Radlader vorwärts bewegen konnte. Allen Witterungsbedingungen zum Trotz ging dennoch alles seinen geplanten Gang und so standen pünktlich um 13:00Uhr ONHEIL auf der Bühne und eröffneten den Freitag unheilvoll mit ihrer soliden Mischung aus melodiösem Black- und Thrash Metal. Danach enterten rechit imposant mit Ziegenmasken geschmückt MILKING THE GOAT MACHINE die Bretter und schafften es tatsächlich, mit ihrem derben Spaßgrind die Meute zu erheitern und einen ersten fetten Moshpit im Matsch anzuzetteln - Gratulation!!! Mit dem nötigen Humor ausgestattet, macht es tatsächlich richtig Spaß, den Ziegen bei ihrer Grindorgie zuzuschauen, in der sogar ein Hit wie "Surf Nicaragua" von den Ami-Urgesteinen Sacred Reich aufs Korn genommen und in Form von "Surf Goataragua" ins begeistert durch den Matsch moshende Volk geschleudert wird. Nach den im Anschluß lärmenden LIVIDITY nehmen die SUICIDAL ANGELS das Heft in die Hand und zeigen allen Anwesenden, wie man heutzutage modernen Thrash Metal zu spielen hat. Echt begeisternd, was die vier Griechen live für ein Feuerwerk abbrennen. Mal abgesehen vom Kultstatus können da selbst Slayer nicht mithalten - das muß ich als bekennender Fan der Amis zugeben. Wer sich der Wirkung meint entziehen zu können wird spätestens bei "Apokathilosis" aus den Socken gehauen! Danach war es an ORIGIN weiter aufs Pedal zu treten. Nur ist extremer Death Metal nicht jederman`s Sache wobei man aber sagen muß, daß das, was sie auf ihren Instrumenten fabrizieren, schon famos ist und einem die Schädeldecke zu zerreißen vermag. Danach war es an DEMONICAL, das Level in gewisser Art und Weise zu halten. Das gelang dem Black-Thrash Kommando aus den Niederlanden dank ihrem eifrigen Fronter auch hervorragend. THE CROWN hörten wir uns vom Zeltplatz aus an und waren pünktlich zu den mit zweistündiger Verspätung aufgetauchten OFERMOD wieder vor Ort. Diese lieferten jedoch eine sehr merkwürdige Show ab. Zu Beginn verlor man sich in einer Art Predigt oder Messe, der man schon nach kurzer Zeit bereit war, den Rücken zu kehren. Was auch immer das sollte, es war recht verzichtbar. Auch die folgende Darbietung ließ das erhoffte Potential vermissen, so nutzten wir die Zeit um uns um interessantere Dinge zu kümmern und erschienen zu ASPHYX wieder an der Front. Wie erwartet brannte es bei den Holländern lichterloh und sie präsentierten sich in gewohnter Form. Wenn man mit "Eisenbahnmörser" und "MS Bismarck" beschallt wird, kann man sich der Wirkung der altgedienten Panzerfaust unter Führung von Martin van Drunen nicht entziehen. Die folgenden DYING FETUS betreten nun ein, zwar aufgeweichtes, aber perfekt vorbereitetes Gefechtsfeld und die Massen sind hungrig nach noch mehr Zerstörung. Da läßt man sich natürlich nicht lange bitten und metzelt brachial allen Widerstand nieder. Mit der Präzision eines Uhrwerks krachen die Machwerke des US-Dreiers aus der PA und sorgen für angelgte Ohren. SARKE - grandios besetzt mit Nocturno Culto(Darkthrone) und Sarke(Tulus,Khold) drosseln dann Tempo und Brutalität um den Anwesenden eine Verschnaufpause für das am Ende des Tages von allen fiebrig erwartete Highlight, nämlich den ersten Auftritt von AUTOPSY seit langen Jahren, zu gönnen. Der rotzige Charme der Songs des ersten Albums "Vorunah" kommt verdammt gut rüber und ein ein gutgelaunter, Bier trinkender Nocturno Culto sowieso. Es ist ein Erlebnis wenigstens diese 50% majestätischen Prozent von Darkthrone einmal auf der Bühne zu sehen! Eine Gänsehaut und bei manch Hartgesottenen sogar die ein oder andere Träne ließen sich nicht vermeiden, als die Legende AUTOPSY - angeführt von Chris Reifert und verstärkt durch Danny Lilker am Bass - nach nunmehr 20 Jahren wieder eine europäische Bühne enterte. Ihnen und denjenigen, die einem solchen Auftritt noch nicht beiwohnen durften(damals zu jung oder zu blöd), blühte eine derartige Vollbedienung, daß man sich fühlte, als hätte einem jemand eine Wendeltreppe ins Kreuz getreten. Als wären sie nie weggewesen, mit einer Spielfreude wie vor 20 Jahren, trümmern sie Klassiker namens "Mental Funeral" oder "Severed Survival" in die aufgeweichten Köpfe - es regnete den ganzen Tag nahzu ununterbrochen - und ernteten wahre Begeisterungsstürme. Ein wahrhaft würdiger Abschluß für einen Tag, an dem das PSOA aufgrund der Wetterlage tatsächlich zu kippen drohte, war doch sogar von Abbruch die Rede. Doch die Veranstalter entschieden sich dagegen und für ein Durchhalten für Fans und Bands. Der Samstag brachte uns - wer kann es erraten? - richtig,mehr Regen und Matsch! Aber auch wieder jede Menge Spaß und schweres,hartes Metall! UNDER THAT SPELL erlebten wir akustisch vom Zeltplatz aus, aber bei TRIBULATION waren wir dann am Puls des Geschehens. Mit einer mehr als durchschnittlichen Leistung aber auch nicht unglaublich berauschend zog dieser Act an uns vorbei. Mir blieb nur in Erinnerung, daß ich ständig die Versuchung hatte, den beiden Gitarristen etwas zu essen auf die Bühne zu werfen... GHOST BRIGADE ließen dann den Großteil des Mobs vor der Bühne in Verzückung verfallen. Mich begeisten die Jungs um Fronter Manne live nicht wirklich, mir steht dann doch der Sinn nach mehr Augenfutter und Bewegung auf den Brettern. Auf Platte oder eben mit geschlossenen Augen geht die Geschichte allerdings in Ordnung. Den Meisten hats allerdings auch offenen Auges unterm mittlerweile nich mehr ganz so feuchten Regendach von Bad Berka gefallen - also alles bestens. Die darauf folgenden DESASTER rissen mit ihrem Oldschool Black-Thrash 666 tiefe Furchen in den Sumpf vor ihnen und brachten haufenweise die Matten zum Kreisen. Was für ein tiefschwarzer Spaß! Man sei uns nicht böse,aber die nun folgenden Bands schauten und hörten wir uns aus sicherer Entfernung an. Die da wären zum Einen die schwarz-roten VARG, die lediglich mit ihrer Pyroshow begeistern konnten aber mich mit ihrer Selbstbeweihräucherung völlig kalt ließen und zum Anderen MANEGARM, die mir einfach zu folkig waren. Doch unser Fehlen vor der Bühne machte sich kaum bemerkbar, standen doch Horden Pagan-williger Fans vor der Bühne bereit, um ihren Helden Tribut zu zollen. Alles in Allem ne gelungene Sache. NECROPHAGIST schlugen dann in eine ganz andere Kerbe und zerrten sich eine technisch-extreme Deathnummer nach der Anderen in Wendeltreppenform aus den Allerwertesten. Wir gaben dann unserem Drang nach einfacherer Kost nach und erschienen zu AURA NOIR,der "Hässlichsten Band Der Welt", wieder im zart schmatzenden Matsch. Der Osloer Black-Thrash Mob um Apollyon, den die meisten wohl eher als den aktuellen Immortal-Bassisten kennen, trat gewaltig und hasserfüllt Arsch. Ich war total begistert, diese Band endlich mal live zu sehen. Die Kirsche auf der Sahnehaube war dann der Auftritt vom Unfallgeschädigten und noch immer an Krücken gehenden Ur-Fronter Aggressor, der seine Stimme dem letzten Song "Sons Of Hades" lieh und alles gab,was möglich war - geil! NAPALM DEATH zockten sich hiernach auch wieder in gewohnter, sprichwörtlicher Art den Arsch ab. Barney hetzte wie ein von der Kette gelassener tollwütiger Hund, wild grimassenschneidend auf der Bühne hin und her. Natürlich gab es auch wieder seine von Politik und der Abneigung gegen die Kirche geprägten Zwischentexte - hauptsächlich aber sprach die Musik und das gewaltig! Der Vierer spielte sich duch ein massiv gut besetztes Set in dem Klassiker wie "Suffer The Children", "You Suffer" und auch "Nazi Punks Fuck Off" ihren wohlverdienten Platz fanden. Kaum vom Grindcore erholt ging es direkt mit Frank Mullen und den Schädel spaltenden SUFFOCATION weiter, die Gedärme und Blut aus der PA schleuderten, als gäbe es kein Morgen. Es ist wahrlich eine Freude, den Amis bei ihrer Präzisionsschlachterei bezuwohnen. LOCK UP schauten und hörten wir uns nicht allzu aufmerksam an um nochmal unsre Kräfte - die unausweichliche Müdigkeit kam mittlerweise unbarmherzig auf - zu sammeln, für DIE Metzgergilde schlechthin, nämlich CANNIBAL CORPSE!Ich staune immer wieder über die Erscheinung von Corpsegrinder, dessen sagenhafte, einen Stier neidisch machende Nackenmuskulatur auch dem schnellsten Propeller die Stirn bieten kann. Unglaublich. Auf der Schlachtplatte landeten Leckerbissen wie "Stripped,Raped And Strangled", "I Cum Blood" und als Zugabe dann sogar das einstmals scharf indizierte "Hammer Smashed Face". Wir waren zufrieden mit diesem Wochenende, auch wenn es im Schlamm zu versinken drohte. Doch Dank des Organisationstalentes und des Durchhaltevermögens der Veranstalter und deren unermüdlicher Mitarbeiter wurde es wieder ein unvergessliches Erlebnis. Ein großes Aufgebot an Helfern mit Traktoren halfen dann am nächsten Morgen denen, die es nicht aus eigener Kraft schafften, vom Gelände und das unentgeltlich, was auch nicht überall möglich ist. Man muß da echt Hochachtung zeigen, was den Party.San(en) ihre Besucher wert sind. Weiter so und auf ein trockeneres Party.San 2011, das uns sicher wieder maßlos begeistern wird!!! P.S.: Aufmerksamen Newslesern wird es schon bekannt sein. Das Party.San verlagert sich für 2011 um einige Kilometer nach Schlotheim, auf ein befestigtes Gelände, das ungünstigen Witterungsbedingungen besser standzuhalten vermag. Wir sind gespannt und hoffen, dort eine ebenso großartige Atmosphäre vorzufinden wie in Bad Berka!!! Wir fahren auch 2011 wieder für Euch zur Hölle!!!! |