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Ich betrat das JuKuz in Aschaffenburg zum ersten Mal in meinem Leben um der zweiten Ausgabe von WELT IN TRÜMMERN, einem Underground Black Metal Festival, beizuwohnen. Was die Stunde geschlagen hatte, sah man auf den ersten Blick, bei dem einem die schwarz gekleidete und bestiefelte Elite ins Auge fiel. Also reinspaziert und wohlgefühlt. Leider dauerte es bis zum Einlaß noch etwas, so daß man sich die Zeit mit Smalltalk vertreiben und dabei lustig bunt gekleidete Gestalten, man munkelt es wären Metalcore Jünger gewesen, beobachteten konnte...sehr possierliche Wesen, die aber direkt nach Erblicken erschrocken auf dem Absatz kehrt machten und das Weite suchten. Wahrscheinlich war der Anblick der schwarzen Meute nichts für Emoaugen... So weit so gut, der Eingang öffnete dann auch alsbald und die schwarze Messe konnte beginnen. Den Anfang machten STERBEKLANG aus Schwarz-Hessen mit ihrer sehr schwermütigen, traurigen und selbstzerstörerischen Version des Black Metal. Nach den Höreindrücken die ich mir vorab verschaft hatte, konnte ich mir schon im Vorfeld ein Bild machen. Das was die Band musikalisch rüberbrachte war schon außergewöhnlich und nicht gerade das, was mancher sich unter Black Metal vorstellt. Mir fehlte zur Vervollkommnung des Live-Eindruckes etwas die Bewegung auf der Bühne,bzw. der passende optische Ausdruck zur Musik, womit ich Corpsepaint und Auftreten meine. So sah das trotz der musikalischen Reife, die diese Band wirklich besitzt, optisch eher nach Schülerband aus.Über die Umsetzung der "Idee" beim Intro zum Auftritt von ENGRAVED, kann man sich streiten, wenn man denn will, oder amüsiert zuschauen. Eine recht niedliche "Tänzerin" in Lackklamotten, die sich etwas ungelenk in der Bewegung, mit Blut besudelte um dann unvermittelt zu Boden zu fallen und dort einige lange Minuten in der roten Suppe liegen zu bleiben. Irgendwie fehlte dem Ganzen noch ein Quentchen Finsternis und Ernsthaftigkeit, aber doch ein netter Versuch, sich optisch etwas abzuheben. Dann überzogen die Erlenbacher das JuKuz mit finstren Nebelschwaden und tosendem Gefechtslärm um dem grinsenden Publikum zu helfen, wieder zur schwarzen Ernsthaftigkeit zurückzufinden. Mit Material vom aktuellen Longplayer "Messiahs Of A New Age" und älteren sowie auch neueren Stücken gelang dies ganz gut, so daß man sich auf der Bühne ordentlich finster ausleben konnte. Bewegungs- und Ausdruckstechnisch ging da schon Einiges mehr als beim Opener. Nur überzog das fränkische Kommando meiner Meinung nach etwas arg, sodaß das Festival zeitlich doch reichlich in Verzug geriet.Daher wurde es dann doch etweas später ehe die Essener Blitzkrieg-Schwadron MOR DAGOR allen Möchtegerns und Trendfolgern zeigte, wo der schwarze Hammer zu hängen hat. Komplett in schwarz und mit Hochgeschwindigkeitsmunition um die Hüften überrollte man schon mit dem ersten Song "Corpus Christii" alles vorher Dagewesene mit Leichtigkeit und übezog das JuKuz mit nem amtlichen Bombenteppich. Der Fünfer hatte neben Material vom letzten Album "Necropedophilia" auch vier neue Songs vom im nächsten Jahr kommenden, noch unbetitelten Album, wovon zwei schon mit Titeln glänzen können, nämlich "Vow" und "Instinct-Driven". Die beiden anderen waren noch unbetitelt, aber ungeachtet dessen ballert das neue Zeug dank Torturer(dr) wie Sau - beim letzten Song bewegt sich das Tempo bei 270bpm Endgeschwindigkeit... Alles in Allem sehr vielversprechend und schön garstig. Garstig war auch der "Fan", der während des Sets ständig irgendwelche Kopulationsübungen am Bühnenrand vollzog und dafür von Tyr(voc) fast nen Stiefeltritt kassiert hätte. Leute gibts...Nach längerer Umbaupause standen dann auch endlich CIRITH GORGOR aus dem käsigen Nachbarland Holland auf der Bühne um das JuKuz in ne schön apokalyptische Stimmung zu bringen. Was auch mit ihrer kalten und düsteren Musik gut gelang. Ich hatte mich mit der Band bis dato noch garnicht beschäftigt und war von der Show als auch von den kalten Klängen schon sehr begeistert. Rasend schnelle, eiskalte Songs mit sehr melodiösen Parts angereichert und im Mittelpunkt das schrille Organ von Satanael. Allerdings verstehe ich die Platzierung im Billing nicht wirklich, meines Erachtens hätte die Band locker den Posten des Co-Headliners verdient gehabt. Na was solls, man soll sich dran erfreuen wenns Zeit ist und die war jetzt. Das sah auch das Besuchervolk so, denn auch hier gabes, genau wie bei der vorangegangnen Band gute Reaktionen auf die Show. Nachdem ich mir die Zeit etwas mit Merchandisebetrachtung und Musikersmalltalk vertrieben hatte standen dann MEMBARIS aufm Plan. Der finstre Dreier aus Hessen, verstärkt mit Nils an der Gitarre, der hauptamtlich bei Weird Fate-mit denen man in 2008 eine Split namens "Conspiracy" aufgenommen hatte- Gitarre und Stimme bedient, wurden nun auf die schwarzen Seelen in Aschaffenburg losgelassen. Sie spielen eine sehr ursprüngliche, rohe und sehr kalte Form des Black Metal, allerdings fand ich das Material der Hessen nicht so herrausragend, aber das mag Geschmackssache sein und auch eventuell am örtlichen Sound gelegen haben, daß es bei mir nicht zündete. Den meisten Anwesenden jedoch gefiel das was sie sahen und hörten. Außergewöhnlich die "Form" des angelegten Corpsepaint...waren es doch anscheinend Gips- oder Pappmachémasken. Einfallsreich. Jedoch war die Zeit nicht auf Seiten der Band, dann mittlerweile war die gesamte Veranstaltung schwer in Verzug und daher sollte es nicht möglich, das gesamte Programm zu bringen. Dennoch setzte man sich über das Limit hinweg und spielte trotz vorheriger Ankündigung noch einen weiteren "letzten Song" bevor der Vorhang fiel. Nun war es an HORNA, der teuflischen Horde aus Finnland die Zügel in die Hand zu nehmen. Was sie auch zielsicher und mit blutverschmierten Gesichtern taten. HORNA gehören mit zu den beeindruckendsten Livebands im schwarzen Genre, was sie auch diesmal wieder unter Beweis stellten. Sänger Corvus steht optisch und von der Ausstrahlung nicht weit weg von Gaahl, wirkt er doch ähnlich verachtend und finster wie er. Jedenfalls ließen die Finnen einige ihrer musikalischen Highlights vom Stapel, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten aber allerdings auch mit einigen schönen Melodien aufwarteten - voll und ganz nach meinem Geschmack. Die beiden Gitarristen stachen, in blutige, ehemals weiße Hemden gekleidet, arg aus dem schwarz der restlichen Bandmitglieder hervor aber nicht zum Nachteil der fiesen Optik. Im Gegenteil wirkte das Schauspiel noch brutaler.Wer diese Band noch nie live gesehen hat, sollte dies bei Gelegenheit auf jeden Fall nachholen, es lohnt sich in jedem Fall! Das Festival an sich wirkte zum Teil etwas zerfahren und unorganisiert, was in argen Zeitverschiebungen resultierte und das Ganze doch arg in die Länge zog. Auch der Einlaß verzögerte sich Anfangs schon...für mich sind das allerdings nur kleine Schönheitsfehler. Der Rest paßte gut zusammen und sicher weerde ich auch beim nächsten WiT wieder dabei sein. |