|
Fahr zur Hölle!!! Ist nett gemeint und im Falle von Bad Berka ein absolut glücklich zu nennender Umstand. Zum mittlerweile zweiten Mal standen wir nun vor den Toren des gemütlichen Festivalgeländes und baten um Einlaß. Nachdem dieser genehmigt wurde, richteten wir uns erstmal häuslich ein und zogen direkt wieder um, weg vom zur Pissrinne mutierenden Zaun, der den Presse- vom normalen Campground trennte. Dort sollten sich dann einen Tag später die Damen und Herren vom Metal Hammer niederlassen...Prost! Da am Mittwochabend nichts weiter anstand, ließen wir den Tag nach allen Regeln der Erholungskunst - mit Beschallung aus dem Partyzelt - ausklingen und freuten uns auf den Start am Donnerstag. DONNERSTAG Den legten POSTMORTEM leider ohne uns hin, was aber nicht weiter schlimm war. Wir fanden uns dann zu AZARATH vor der Bühne ein und genossen somit unsre erste Band des Festivals und bekamen in Form von satt geschreddertem Black/Death aus dem polnischen Nachbarland ordentlich was auf die Rübe. PSYCROPTIC aus Australien packten dann die Frickelkeule aus, die die Ohren zu unansehnlichen Blumenkohl-Gebilden deformieren ließ. Ultrabrutaler Extrem-Death Metal. Sagenhaft, was der Vierer aus seinen Instrumenten bzw. den Stimmbändern zu holen vermag. Mit im Flieger saßen deren Landsleute von DESTRÖYER666, die nun die Bretter enterten und dermaßen fett aus der PA bretterten, daß ich hoffte, daß MARDUK da wenigstens -mithalten können. Hatte ich doch deren letzte Gigs als besonders langweilig in Erinnerung. Es war ja angedacht, die komplette PANZERDIVISION MARDUK zu spielen, da sich deren Erscheinen ja zum zehnten Mal jährte. Was jetzt passierte, übertraf meine tiefgesteckten Erwartungen um Einiges! Die Schweden walzten dermaßen erbarmungslos und mit einer von mir noch nie gesehenen Bühnenpräsenz über Bad Berka hinweg, daß es einer Panzerschlacht gleichkam. Nicht nur daß das Album komplett gespielt wurde, nein, es kamen auch noch jede Menge Andere Highlights zum Vorschein. Krönend dann "Swarm Of Rats", bei dem sich Mortuus mit nacktem Oberkörper und einem blutgefüllten Kelch an den Bühnenrand stellte und sich dann über und über damit besudelte - eine brachiale Optik zu einem besonders brachialen Song. Die vier Satansbraten scheinen allem Anschein nach heute Abend so richtig Bock auf akustische Zerrstörung gehabt zu haben - gut so! Leider wars das für heut auf der Bühne und das Geschehen verlagerte sich wie immer ins Partyzelt, wo jede Nacht bis in die frühen Morgenstunden gerockt wurde bis keiner mehr stehen konnte. FREITAG Tag zwei brachte uns erstmal eine recht ernüchternde Line up Änderung. GLORIOR BELLI, von uns sehnlichst erwartet, konnten nicht spielen und dafür standen nun - nach SUMMERS DYING - GRABAK auf der Bühne. Schade, den die konnten die entstandene Lücke nicht mal annähernd füllen. Ein wahrhaft uninspirierter und langweiliger Auftritt. Die Holländer INHUME hingegen trümmerten und grindeten alles in Grund und Boden und verstanden es sogar noch, ihre Schlachtplatte mit diversen Scherzen aufzumotzen, die den Gig recht kurzweilig werden ließen. Wilde Sprünge und wüstes Hin und Hergerenne der beiden Frontakteure rundeten das chaotisch gute Bild ordentlich ab und im Pulk vor der Bühne entstand ein wüster Moshpit - so muß das sein! SÓLSTAFIR hatte ich nun ganz und garnicht auf meiner Rechnung, hatte ich von den Isländern doch noch nie etwas gehört und war dann dementsprechend erstaunt, ja sogar endlos begeistert über deren extrem atmosphärischen Minimalismus. Solch einen, trotz minutenlanger Instrumentenstimmerei zwischen den Songs und ausgesprochener Coolness, ja schon beinahe Entrücktheit während des spielens Selbiger, unglaublich beeindruckenden Auftritt hatte ich nicht erwartet. Meiner Meinung nach war das mit einer, wenn nicht der Höhepunkt des Festivals und ein fetter Punkt auf dem Merkzettel. DEN SAAKALDTE, gefrontet von keinem Geringeren als Niklas Kvarforth, seines Zeichens Frontpsychopath bei Shining, hielten dann nicht sonderlich was man sich anhand des letzten Outputs von ihnen versprach. Wäre nicht die recht unterhaltsame, aber keinesfalls erntzunehmende Performance von Niklas, gäb es da nichts Besonderes zu sehen. Zwar hat die Band neben Niklas mit Seidemann(1349) am Bass und Sykelig(ex Gorgoroth) an der Gitarre zwei namhafte norwegische Musiker am Start aber geglänzt hat keiner von ihnen besonders. Auch Niklas' Gehabe inklusive Whiskygesaufe und dann amtlich die Bühne vollkotzen ist nichts Besonderes sondern eher abartiger Scheiß. Da leg ich mir zu Hause die CD ein und gut isses. Bei SWALLOW THE SUN doomte es dann mal zur Abwechslung recht gut, das war auch garnicht mal so schlecht, so konnte man etwas entspannen und sich mental auf den nächsten Balleract einstellen. Das waren dann in dem Fall EVOCATION, die ne schwere Schwedentodkeule kreisen ließen und für ordentlich Spaß in den vorderen Reihen sorgten. Besonders deren Frontmann hatte jede Menge Hummeln im Arsch und war ständig in Bewegung. Auf die nun folgenden HATE ETERNAL hatte ich mich schon lang gefreut. War es mir doch in all den Jahren noch nicht möglich gewesen, die Band um den ehemaligen Morbid Angel Klampfer Eric Rutan live zu sehen. Allerdings ist es super anstrengend, bei dieser Art Musik, den Faden zu behalten...mir isses nich gelungen. So artete das Ganze, bei aller Kunst an den Instrumenten, für mich zu sehr aus, sodaß wir uns erstmal zu den Händlerständen verzogen. THYRFING, mit Ex-Naglfar Sänger Jens Ryden in ihren Reihen, sind da schon ein anderes Kaliber - weitaus eingängiger und nachvollziehbarer. Ich hatte allerdings deren Material mehr folklastiger in Erinnerung, doch so wie es sich jetzt offenbahrte, war es um Längen besser als ich es früher erlebt hatte, ganz ohne übermäßig strapazietes Keybord wirkte die Musik viel kopflastiger und kraftvoller. Zu MISERY INDEX entstand zum zweiten Mal an diesem Tag ein fetter Moshpit - kein Wunder - rührten doch die Herren Amerikaner eine ordentlich grindige Death Metal Mischung an, die sie den Anwesenden während der 45 Minuten Spielzeit daumendick auf die Ohren schmierten. Das ist kein Vergleich zu den nun folgenden UNLEASHED. Okay, man muß erstmal so lange bestehen können wie die Band um Johnny Hedlund und dann noch im Stande sein, eine solche Masse an Fans vor die Bühne zu ziehen. Alle Welt schein begeistert und glücklich und singt jeder mögliche Strophe mit wo es nur geht. Doch ich bin recht schnell gelangweilt, ist es doch immer wieder das Selbe, wenn die Band auf der Bühne steht. Viellleicht bin ich auch für derartige Musik nicht mehr begeisterungsfähig genug. Aber die Hauptsache ist, die Fans hatten Spaß an der Sache und das war auf jeden Fall amtlich! Es war abzuwarten, ob die Reaktionen Bestand haben, wenn SATYRICON auf der Bühne stehen. Schaffen sie es doch wie keine andere Band in dem Sektor, die Meinungen zu spalten. Black Metal verhält sich zu Protagonisten Satyr und Frost so wie Pamela Anderson zu Intelligenz. Beides paßt jeweils nicht so richtig zueinander. Nur vereinzelt findet noch der ein oder andere Klassiker den Weg auf die Bühne, doch überwiegend besteht das Programm aus Meterial neueren Datums. Doch der Begeisterung der Fans tut dies keinen Abbruch und SATYRICON ziehen soweit möglich alles was geht vor die Bühne und werden lautstark bejubelt. Satyr stellt sich mit seinem Gehabe - ob man es nun mag oder nicht - unübersehbar extrem in den Vordergrund und wirkt manchmal etwas albern. Doch egal was auch immer - der Erfolg gibt ihm Recht. Und endlich kommen wir noch zu unserem Klassiker. Die zweite Zugabe ist Mother North. Danke! SAMSTAG Der Tag beginnt früh aber höllisch schwarz, da wir unbedingt die Österreicher HELLSAW sehen wollen. Ich hatte sie zuletzt zu Zeiten gesehen, als Aries zum Gesang noch den Baß bediente, was nun mittlerweile Desderoth übernimmt, der mit seinem, sogar im inneren, schwarzen Mund ziemlich finster aussieht. Das ganze kommt dem Geschehen auf der Bühne nur zu Gute. Denn so kann Aries ausgiebig und finster posen. Die Jungs fahren eine echt gute Show bei der das grandiose "Der Harzwald" das Highlight zum Schluß bildet. Auf Black Metal folgt extremer Death Metal von BENEATH THE MASSACRE aus Kanada, die mit super klarem Sound im Rücken die Bühne entern. Klar, die Musik ist Geschmackssache. Wer ne Wendeltreppe im Gehörgang will, muß sich das halt mal geben. Angst hatte ich nur etwas um "Sänger" Elliot, dessen Hals bei seinen Sangesküsten anschwoll wie ein Ballon. Ich fands gut und kurzweilig. Kurzweiliger als die darauf folgenden PAGANIZER, die zwar schon böse und oldschoolig losholzen aber auf Dauer arg eintönig wirken und uns nich vom Hocker reißen. So lassen wir auch die folgenden ROTTEN SOUND ausfallen und tun unsren Mägen was gutes und stärken uns, bevor das schwedische Suizidkommando unter Leitung von Niklas Kvarforth zum Angriff bläst. SHINING waren auch schonmal spektakulärer anzusehen. Mittlerweile steht die Musik im Vordergrund und und Herr K. fällt nur noch ab und zu aus dem Rahmen. Allerdings sind seine Posen und das Rumgestänker mit dem Publikum immer noch Programm. Auf seine Zungenspielchen mit dem Bassisten hätt ich locker verzichten können. Ein Anderer aus dem Publikum anscheinend auch, der Niklas wohl als Schwuchtel bezeichnete und ihn mit irgendwelchen Gesten reizte bis dieser ihn als "Fucking Black Metal Mongoloid" beschimpfte und ihm Prügel androhte, würde er ihn nach dem Gig erwischen. Tatsächlich stürmte er später in Richtung Festivalgelände, allerdings ohne Erfolg. BRUTAL TRUTH, die das Geschehen zuvor aus Richtung des Bühnenmischers mitverfolgten, standen als nächstes auf dem Programm. Diese lärmten und bolzten vom allerfeinsten, wobei mir Drummer Richard immer wieder den ein oder anderen Lacher aufgrund seines Gehabes und Grimassenschneidens beim Trommeln entlockt. Es ist unglaublich was dieser Mensch hinter seinen Kesseln leistet und dabei einen solchen Gesichterfasching veranstaltet und sich dabei auch aufs unmöglichste verrenkt. Einmalig! Mit SADUS griff jetzt ein Urgestein in Sachen Thrash Metal ins Bad Berkaer Geschehen ein. Das Trio spielte trotz der beachtlich langen Existenz fulminant auf und spalteten noch problemlos Schädel mit der Thrash-Axt. Auch wenn ich selbst mit deren Material nicht vertraut war, spürte ich an den Reaktionen das Besondere an diesem Auftritt. Da MOONSORROW nicht gerade auf unserer Wunschliste standen, möge man uns unsre Abwesenheit verzeihen, wollten wir doch vor den folgenden BRUJERIA noch etwas Kraft tanken. Das Band line up unterschied sich nicht von dem auf dem With Full Force, sodaß wir Shane Embury an der Gitarre, Jeff Walker am Bass und Adrian Erlandsson an den Drums begrüßen durften. Diese freilich mit hinter Bandanas versteckten Gesichtern, sodaß sie wie südamerikanische Wegelagerer aussahen. Ne tolle Abwechslung ist der Auftritt allemal auch wenn deren Grindstil nicht grad vor Besonderem glänzt. Spaß macht es auf jeden Fall wenn die beiden Front-Locos die Machete schwenken und ihre spanischen Parolen durch die PA drücken. Was die Barfußfraktion von ELUVEITIE in der Hölle verloren hat, weiß ich ganz und garnicht. Langeweile pur...und hoffentlich nur ein Ausrutscher der Veranstalter. Da hatten DARK FUNERAL mächtig zu tun, um das Stimmungslevel wieder zu heben. Auf jeden Fall wurde es höllisch heiß bei den Unmengen an Flammen, die diesen Auftritt begleiteten. Aber trotz aller Pyrokunst bleibt der Auftritt für mich recht farblos und nicht weiter besonders. Die einstudierten Stellungswechsel und das etws lahme Stageacting und die dröge Kostümierung werden zwar von der zwar guten Songauswahl wettgemacht, aber naja. Trotz aller Mäkelei muß man ihnen zugute halten, daß im Publikum hunderte Köpfe zu "Open The Gates" und "The Secrets Of The Black Arts" oder "Hail Murder" rotierten. Wir machten uns nach der Hälfte des Sets auf den Nachhauseweg, da wir aufgrund der anrückenden Schlechtwetterfront und der vorgerückten Stunde - es gab im Laufe des Tages soviel Verzögerung, daß für uns das Ende nicht abzusehen war und wir noch etwa drei Stunden Heimweg vor uns hatten. Außerdem wäre es mit Sicherheit schon das siebte oder achte Mal SIX FEET UNDER für uns, sodaß wir guten Gewissens die Heimreise antreten konnten. Hinter uns ließen wir ein aufregendes und wiedereinmal besonderes Wochenende voller einzigartiger Impressionen und besonderer Bandperformances. Nächstes Jahr gerne wieder!!! |