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Das Party.San Festival in Bad Berka blickt nun schon auf mehrere Festivaljahre zurück,aber dieses Jahr hatte schon etwas besonderes, ja sogar legendäres an sich. Der Grund dafür war die Zusage von Bolt Thrower, sich in diesem Jahr dort die Ehre zu geben und somit dort den einzigen Festival- bzw. Liveauftritt für dieses Jahr in Deutschland zu absolvieren. Doch dazu dann später mehr. Für uns war es der erste Besuch auf dem PSOA und wir waren mehr als gespannt auf die Bands, das Gelände und die Organisation. Als wir kurz hinter Bad Berka auf das Gelände auffuhren, sah alles schonmal ganz gut aus. Jedoch war das Park- und Zelt-Chaos auf dem Presse-Camp nicht sehr erbaulich, dauerte es doch geraume Zeit, bis ein passender Stellplatz gefunden war. Vielleicht sollte man dort für nächstes Jahr auch mal den ein oder anderen Einweiser abstellen um den Platz besser nutzen zu können. Nachdem dann alle Formalitäten getätigt waren und unsere Pässe am Hals baumelten, zimmerten wir unsre vier Wände zurecht und stiefelten schonmal in Richtung Backstage, um uns dort noch ein bisschen umzusehen und die Zeit bis zur ersten Band zu vertreiben. Als wir dann aufs Hauptgelände konnten, waren wir angesichts der Anlage echt begeistert - ein wirklich geräumiges und gut mit Merchandise- und Futterständen ausgestattetes Festival-Areal. Es gab nahezu alles, was das Metallerherz begehrte. Ganz obenauf natürlich der immer gut besuchte Cocktailstand von Brutz und Brakel, die sicher maximalen Umsatz eingefahren haben. Nun war es endlich an der Zeit, die ersten Bands zu bestaunen. Den Anfang machten mit Purgatory und Deadborn zwei deutsche Acts, die wir schon live erleben durften. Purgatory lieferte soliden Death Metal ab, wobei ich das Stageacting von Fronter Dreier nicht sonderlich mitreißend fand, vielleicht hatte er nen schlechten Tag oder zu wenig Bier. Wer weiß das schon. Deadborn hauten widerum in eine ganz andere Kerbe und klöppelten schön gepflegt ihren extrem Death Metal durch die PA in die Ohren der Anwesenden. Was die Badener musikalisch auf dem Kasten haben ist wirklich beachtlich. Bei den nun folgenden, ebenfalls aus deutschen Landen stammenden Farsot fühlte ich mich im positiven Sinne sehr an Dark Fortress und auch an Shining erinnert, verbreitete doch deren Musik eine sehr düstere und abgründige Stimmung die durch die nun eingesetzten Flammen am Bühnenrand noch verstärkt wurde. Das aktuelle Album der Band, "IIII" , beschreibt die abgründigsten menschlichen Gefühle, die durch den Tod einer sehr nahestehenden Person hervorgerufen werden...sehr finster aber ausgesprochen gut und beeindruckend. Die Pagan-Horde Skyforger ließen wir uns aus verpflegungstechnischen Gründen entgehen und hielten zwischendurch noch ein Schwätzchen mit Twilightheart vom Sheol-Magazin, die sich auch auf den thüringischen Acker verirrt hatte. Dann war es auch schon Zeit für die erste richtige tödliche Vollbedienung des Festivals, nämlich die schwedischen Death Metal Veteranen Dismember. Die Schweden nahmen das PSOA im Sturm und das ohne Rücksicht auf Verluste. Wirklich jede Matte vor der Bühne war bei Granaten wie "Dreaming in Red" oder "Casket Garden" am rotieren und auf der Bühne wurde bis zum Abwinken richtig Oldschool gepost daß sich die Bühnenbretter bogen.Danach war dann fürs Erste Schluß auf der Stage und die,die noch nich genug hatten, fielen gebündelt im Partyzelt ein um sich noch ordentlich was auf die Ohren und in die Kehle zu geben. Den Beginn des zweiten Tages gestalteten Irate Architect und Defloration, doch leider noch ohne uns. Wir fanden uns dann erst wieder zu Tyrant auf dem Gelände ein um uns mit rotzigem und rockigem Black Metal ordentlich den Tag zu versauen, im positiven Sinne natürlich. Was da aus den Amps dröhnte war schon ganz amtlich und bereitete den Weg für die auf rostigen Panzerketten durch die Gegend rasselnden Hail Of Bullets aus unserem, nicht nur Käse produzierenden, Nachbarstaat Holland. Das Allstargefüge um Asphyx-Ausnahmekrächzer Martin van Drunen präsentierte sich in allerbester Form und zelebrierte deren musikalische Form des Russlandfeldzuges und dessen Folgen auch live sehr beeindruckend, ist doch das Album selbst auch überwiegend positiv aufgenommen worden.Nach dem Grindgewitter von Lividity war es jetzt Zeit für nordischen Black/Folk alá Kampfar. Ist das Livegebahren der Saitenfraktion noch zu ignorieren, weil einfach nicht viel passiert, kann man im Gegensatz dazu die Augen nicht von Fronter und Bandkopf Dolk lassen. Derartig charismatisch und präsent wie er ist, lenkt er jede Aufmerksamkeit auf sich und feuert allein durch seine Gestik jeden Einzelnen an. Und so wurde der Auftritt auch ordenlich abgefeiert. Gab es doch auch einige neue Stücke vom aktuellen Album "Heimgang" zu hören, welches wieder unverwechselbare Hymnen bietet. Daß es auch auf den Färöer-Inseln Metalbands gibt, weiß seit Tyr sicher auch jedes Kind. Somit war der Platz vor der Bühne gut gefüllt und alles lauschte den Folk-Melodien der Band. Diese Stimmung wurde nachfolgend von Unanimated wieder vollkommen zertrümmert und pulverisiert und danach von Endstille endgültig und total ausradiert. Ich weiß auch nicht, live ist es immer wieder faszinierend, was die Band für eine Wirkung auf das Publikum ausübt. Verzerrte, alles mitkreischende Gesichter in den ersten Reihen, in die Luft gereckte Fäuste und fast bis zur Besinnunglosigkeit rotierende Köpfe. Auf der Bühne ein wie gewohnt abstraktes Bild. Iblis kriecht blutbesudelt, räudig und alles verseuchend am Bühnenrand entlang während Wachtfels, neuerdings über und über mit Patronengurten behängt, grimmig starrend seine typischen Riffs rausschreddert und die Rhytmussektion Cruor/M.D. erhaben ihren Teil zum kalten Bild beitragen, welches hier beim Party.San mit viel Feuer vor der Bühne ausnahmsweise mal erwärmt wurde. Das Blutthema blieb uns dann beim Auftritt von Bloodbath direkt erhalten, kamen doch die Schweden wie schon beim damaligen W:O:A-Auftritt in Blut- und Dreckbesudelten, ehemals weißen Shirts auf die Bühne. Mikael Akerfeldt schien nicht sonderlich fit (wie sich später herausstellte, plagte ihn eine schwere Erkältung), dennoch wurde in keiner Art und Weise zurückgesteckt sondern man feuerte aus allen Rohren und warf quasi eine Zeitmaschine an, zurück in die Zeit als der Schwedentod noch ordentlich das Fürchten lehrte - also Oldschool bis zum Abwinken. Uns hat`s gefallen und sicherlich wird das neue Album wieder ein Hammer der alles, was erbärmlich nachahmend durch die Botanik krebst, zu Staub zerschmettern wird. Doch jetzt zu einer komplett anderen Liga, den Headlinern des Party.San Open Air 2008, nämlich der britischen Death Metal Gewalt Bolt Thrower! Jeder der annähernd siebentausend angereisten Fans hatte schon einige Zeit auf diesen Auftitt hingefiebert, ist es doch nicht allzuoft der Fall, daß man diese Band auf der Bühne zu Gesicht bekommt. Demensprechend groß war auch der Ansturm auf das Merchandise Zelt, das extra für Bolt Thrower aufgebaut wurde. Da ging echt kein Stein mehr zu Boden und es wurde Umsatz gemacht, daß die Proberaummieten für die nächsten Jahre gesichert sein dürften. Doch nun wieder auf die Bühne. Da wurde alles an Klassikern aufgefahren und einem Trommelfeuer gleich in die Fanmassen geschossen. So kam sogar Stücke wie "In Battle There Is No Law" zum Zuge, die schon ewig nicht mehr live gespielt wurden.Es war wirklich das Beste, das Party.San dem W:O:A vorzuziehen, denn die dankbarsten Fans sind auf den kleineren Festivals zu finden wie hier zu sehen war. So jedenfalls, sah es sicher auch die Band, denn die Briten ließen sich ordentlich feiern und dankten es den anwesenden Fans mit einer gnadenlosen Liveperformance. In dieser Nacht blieb keine Abwehrstellung ungestürmt und und kein Feind ungeschoren! So überzeugt man live mit lupenreinem und kompromisslosem Death Metal. Leider fing es mitten im Set an zu regnen, aber das schockte die treuesten Anhänger nicht und so verharrte man auch im stömenden Regen anfeuernd vor der Bühne. Nach dieser Panzerschlacht zog es die Fans, die noch nicht genug hatten, wieder ins Partyzelt um den Festivaltag mit jeder Menge Bier und Musik ausklingen zu lassen. Der nächste und somit leider letzte Festivaltag wurde von Imperious Malevolence aus Brasilien eingeläutet woraufhin dann die schwedischen Insision das weitergereichte Zepter in die Hand nahmen und mit ausdrucksstark gespieltem Death Metal ordentlich kreisen ließen. Sänger Carl Birath stimmte sich schon vor Beginn recht eigenartig durch energetische Gesten und finsteres Gehabe auf der Bühne ein...um dann auch dementsprechend energiegeladen alles zusammenzubrüllen.Satte Nummer! Die folgenden Facebreaker fangen da an, wo ihre schwedischen Vorgänger aufgehört habe und pflügen den Acker in Bad Berka schön weiter um was sich dann, mit einer der leider wenigen aber zum Glück sehenswerten Black Metal Bands dieses Festivals, nämlich den norwegischen Koldbrann gut fortsetzte. Die songschreiberisch leider etwas trägen Nordlichter hatten netterweise passend zu ihren Fsestivalauftritten eine neue Mini-CD namens "Stigma_ På kant med livet" am Start von der auch direkt der erste und wirklich starke Song "Opium Fields Forever" auf der Setlist landete. Fettmit Corpspaint angepinselt und mit L.Wachtfels's Patronengurten bestückt ließ man fette schwarze Wolken aufziehen, die bei Bestial Swarm noch mit Blitzen aus Iblis's Arsch verziert wurden, der die Band an der Stelle mit Anwesenheit und Stimme verstärkte, wie schon vor zwei Jahren beim Up From The Ground gesehen. Doch nun wieder weg vom Black Metal und hin zu fiesestem Gore/Grindcore der Marke General Surgery. Man kann demgegenüber ja eingestellt sein wie man will, ich finde allerdings diese Weißkittel meets Kunstblut Geschichte recht albern und zieh mir derweil ein bis zwei Köstritzer rein - Prost! Vreid hingegen spielten widerum in einer ganz anderen Liga - weg vom Corpspaint Highspeed Black Metal und hin zu eher rockig angreichertem Schwarzmetall. Optisch - die Band kam uniformartig gekleidet auf die Bühne - und musikalisch paßte eins zum anderen und so bangte und feierte das Volk was die Rüber hergab. Manche werden sagen, daß Maroon als, man muß sagen, ehemaliges aushängeschiold der Metalcore Fraktion hier eigentlich nichts verloren hätten, aber was die Nordhäuser hier ablieferten, war allererste Sahne! Und nicht nur das - man entfernt sich immer mehr musikalisch von seinen Wurzeln und schreddert astreinen Death Metal der ohne weiters Schädel spaltet. Allerdings auch irgendwie Wurstgläser...bekam doch die trotz allem Straight Edge überzeugte Band einige Würstchen an die Rübe gezimmert, für die sich Andre recht humorvoll bedankte. Jaaaaa!!! Impaled Nazarene spielten tatsächlich und überzeugten mit ordentlich Zorn in den Backen auf ganzer Linie. Okay, man möge Mika verzeihen, daß er keine pinken Bälle mag, weil die ja nunmal überhaupt kein Metal sind. Irgendein Spaßvogel hatte ebensolch ein Gerät in Richtung Bühne befördert, wo es auf reichlich wenig Gegenliebe stieß. Live ist diese Band aber trotzdem absolut machtvoll! Nachdem die Bühne nun aufwändig mit Back- und Sidedrops dekoriert wurde, kamen die holländischen Slayer-Plagiate von Legion Of The Damned zum Zuge um beim Contest "Wer hat in Bad Berka die längste Matte?" gnadenlos abzuräumen. Allerdings war das auch der einzige Preis für diesen Abend, weil die Band irgendwie recht unmotiviert und lustlos rüberkam und somit auch der Funke aufs Publikum nicht so recht überspringen wollte. Schade eigentlich, den die Band kann ordentlich arschtreten, wenn sie denn will. Ganz anders ist die Lage bei den kampferprobten Behemoth aus Polen, die sich durch stetiges touren eine derartig kompromißlose und brachiale Bühnenpräsenz angeeignet haben, daß es einem das Fürchten lehren kann. Alles ist wie aus einem Guß, jede Geste und jeder Positionswechsel sitzt. Dazu noch das musikalische Potential, das sowieso nicht von dieser Welt zu sein scheint. Es wurde jedenfalls von Song zu Song schwärzer und brachialer was da von der Bühne herunterkam.Allein bei "Chant For Eschaton", diese Performance, unglaublich und optisch brutal, Negal mit hölzerner Maske, alle wie auf Kommando Kunstblut spuckend und loswalzend...das ist wiklich hammermäßig! Behemoth stehen für mich im Gesamten mittlerweile unangefochten an erster Stelle im Black/Death Metal Sektor, da kommt so schnell nix ran. Nicht mal die alten Florida-Haudegen von Obituary, die dieses Festival als Samstag-Headliner beschließen durften. Deren Auftritt ist alles andere als schlecht, so soll das nicht klingen. Die alten Herren hauten ordentlich ins Mett und strotzten nur so vor Spielfreude und waren bis in die Haar- und Bartspitzen motiviert und ballerten mit 666 bpm alles was tötet aus den Amps heraus.Leider suchte ich bei "Slowly We Rot" vergeblich nach einem Moshpit um mir noch den Rest geben zu können...schade. Den Rest gab uns dann das Partyzelt in dem locker bis morgens halb neun von Abba bis ZZ-Top alles lief...das bescherte uns eine schlaflose Nacht und übermüdete 250km Autobahn nach Hause mit einem außergewöhlichen und beeindruckenden Festival im Rücken. Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall wiederkommen!!! |